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Mord im Spiegel

Mord im Spiegel

Titel: Mord im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Geschichten ich Ihnen da erzählen könnte!« Sie aß das letzte Sandwich auf. »Gott sei Dank bin ich nur die Sekretärin!«

5
     
    D ass anlässlich des Wohltätigkeitsfestes der »St. Johns Ambulance«, der Park von »Gossington Hall«, der Allgemeinheit zugänglich gemacht wurde, war ein noch nie da gewesenes Ereignis. Eine große Menschenmenge strömte herbei, und der Eintrittspreis von einem Shilling ergab alles zusammengenommen einen recht erfreulichen Betrag. Zum einen war das Wetter gut, ein klarer, sonniger Tag. Doch vor allem war es zweifellos die unglaubliche Neugierde der Einheimischen, die sich genau überzeugen wollten, was die Filmleute aus »Gossington Hall«, gemacht hatten. Die unwahrscheinlichsten Vermutungen waren angestellt worden. Vor allem vom Swimmingpool waren die Besucher begeistert. Die meisten Leute glaubten, dass Hollywoodstars ständig in exotischer Umgebung und exotischer Gesellschaft an einem Pool in der Sonne lagen. Wobei nicht bedacht wurde, dass das Klima von Hollywood für eine derartige Szene günstiger war als das von St. Mary Mead. Schließlich gibt es in England im Sommer auch eine heiße schöne Woche und immer einen Sonntag, an dem die Sonntagszeitungen Artikel darüber bringen, wie man sich Kühle verschaffen kann, wie man kühle Gerichte bereitet und kühle Drinks. Der Pool war beinahe so, wie es sich die Besucher vorgestellt hatten, groß, das Wasser blau, mit einem exotisch wirkenden Pavillon zum Umziehen und eingefasst von einer höchst künstlerisch angepflanzten Hecke. Die Mehrheit reagierte wie erwartet, doch die Bemerkungen, die gemacht wurden, waren sehr unterschiedlich.
    »Ach, ist das nicht hübsch!«, hieß es. Oder: »Der erinnert mich an das Ferienlager, in dem ich mal war.« Oder: »Ich nenne das einen verrückten Luxus. So was sollte nicht erlaubt werden.« Oder: »Seht mal den Marmor. Ganz schön teuer.« Oder: »Ich begreife nicht, wieso die Leute einfach herkommen und das Geld zum Fenster hinauswerfen können.« Oder: »Vielleicht wird man ihn mal im Fernsehen sehen – das wäre ein Spaß!«
    Selbst Mr Sampson, der älteste Einwohner von St. Mary Mead, der damit prahlte, sechsundneunzig zu sein, obwohl seine Angehörigen entschieden erklärten, er sei erst achtundachtzig, war trotz seines Rheumas angewankt gekommen, weil er sich die Aufregung nicht entgehen lassen wollte. Auf seinen Stock gestützt gab er sein höchstes Lob von sich: »Verrückt, das alles!« Er schmatzte hoffnungsvoll mit den Lippen. »Ja, die sind alle verrückt, das steht fest. Nackte Männer und Frauen, die Alkohol trinken und einen ›Joint‹ rauchen, wie man das in den Zeitungen nennt. Ja, genauso wird’s sein«, fügte er begeistert hinzu. »Nichts als Verrückte!«
    Man war allgemein der Ansicht, dass diese Bemerkung dem Nachmittag den endgültigen Stempel des Erfolgs aufdrückte. Für einen Extrashilling konnten die Besucher das Haus besichtigen und das neue Musikzimmer, das Wohnzimmer und das völlig veränderte Esszimmer in Augenschein nehmen, das jetzt ganz in dunkler Eiche und Leder eingerichtet war.
    »Man sollte nicht glauben, dass dies noch ›Gossington Hall‹ ist«, bemerkte Mr Sampsons Schwiegertochter.
    Mrs Bantry kam ziemlich spät und stellte erfreut fest, dass die Besucherzahl unglaublich groß war und viel Geld eingehen würde. Das große Zelt, in dem Tee serviert wurde, war gerammelt voll. Mrs Bantry hoffte, dass die Kuchenplatten bis zu ihr gelangten, ehe sie leergegessen waren. Ein paar tüchtige Frauen kümmerten sich um alles. Dann beschloss Mrs Bantry, zu den Blumenbeeten zu gehen. Sie betrachtete sie mit kritischem Blick. Keine Kosten waren gescheut worden, stellte sie erfreut fest, die Beete waren hübsch und teuer bepflanzt worden. Natürlich hatten sich die Besitzer nicht selbst darum gekümmert, da war sie völlig sicher. Man hatte einer guten Gärtnerei den Auftrag zum Bepflanzen gegeben. Doch da man ihr sicherlich freie Hand gelassen hatte und das Wetter gut gewesen war, konnte sich das Ergebnis sehenlassen.
    Sie blickte um sich und fand, dass die Szene an eine Gartenparty im Buckingham-Palast erinnerte. Alle Leute verdrehten den Hals und bemühten sich, so viel wie möglich zu sehen, und hin und wieder wurden ein paar Auserwählte in das geheimnisvolle Innere des Hauses geführt. Ein schlanker junger Mann mit welligem braunem Haar näherte sich ihr.
    »Mrs Bantry? Sie sind doch Mrs Bantry?«
    »Ja.«
    »Mein Name ist Hailey Preston.« Er reichte

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