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Mord im Spiegel

Mord im Spiegel

Titel: Mord im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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hübsch aussah. Sie unterhielt sich mit Cherry, Miss Marples Haushaltshilfe, deren Nachname Mrs Bantry im Augenblick nicht einfiel. Sie schienen sich gut zu amüsieren und lachten viel.
    Plötzlich erschien Mrs Bantry das Haus alt, schäbig und sehr künstlich. Trotz der vielen neuen glänzenden Farben, trotz der Veränderungen war es im Grunde ein müdes altes viktorianisches Haus geblieben. Es war sehr klug, dass ich es verkauft habe, dachte sie. Häuser haben auch ihr Leben. Es kommt einmal die Zeit, wo sie die besten Tage hinter sich haben. Dies hier ist am Ende. Man hat zwar ein paar Schönheitsoperationen gemacht, aber ich finde, sie haben wenig genützt.
    Plötzlich wurde das Stimmengemurmel in der oberen Halle lauter. Die beiden Damen neben Mrs Bantry beschleunigten den Schritt. »Was ist passiert?«, fragte die eine. »Es klingt, als wäre etwas passiert.«
    Sie eilten den Gang entlang, auf die Treppe zu. Ella Zielinsky kam ihnen entgegen. Sie blieb stehen, drehte an einem Türgriff und sagte: »Ach, verdammt. Natürlich wurden sie abgeschlossen.«
    »Was ist geschehen?«, fragte Mrs Bantry.
    »Jemand ist schlecht geworden«, antwortete Ella kurz.
    »Ach, wie schrecklich. Kann ich Ihnen helfen?«
    »Es wird sich schon ein Arzt finden!«
    »Ich habe keinen aus unserem Ort bemerkt«, erwiderte Mrs Bantry, »aber sicherlich ist einer da.«
    »Jason telefoniert schon«, sagte Ella. »Es scheint sehr ernst zu sein.«
    »Wer ist es?«
    »Eine gewisse Mrs Badcock.«
    »Heather Badcock? Aber sie war eben noch gesund und munter!«
    »Sie hatte einen Anfall oder so was Ähnliches«, antwortete Ella ungeduldig. »Wissen Sie zufällig, ob sie was mit dem Herzen hat?«
    »Eigentlich kenne ich sie nicht näher«, sagte Mrs Bantry. »Sie ist erst zugezogen. Sie stammt aus der Siedlung.«
    »Der Siedlung? Ach, Sie meinen die neuen Häuser. Ich weiß nicht einmal, wo ihr Mann steckt oder wie er aussieht.«
    »Noch jung, blond, unscheinbar«, sagte Mrs Bantry. »Er ist mit ihr hergekommen, also muss er irgendwo sein.«
    Ella trat in ein Badezimmer.
    »Ich weiß gar nicht, was ich ihr geben soll«, sagte sie. »Hirschhornsalz vielleicht?«
    »Ist sie in Ohnmacht gefallen?«
    »Es ist schlimmer.«
    »Ich werde mal feststellen, ob ich irgendwas tun kann«, meinte Mrs Bantry und ging eilig durch den Gang auf die Halle zu. Als sie um eine Ecke bog, stieß sie mit Jason Rudd zusammen.
    »Haben Sie Ella gesehen?«, fragte er. »Ella Zielinsky?«
    »Sie ist in einem der Badezimmer. Sie sucht etwas – Hirschhornsalz, glaube ich.«
    »Das ist überflüssig.«
    Mrs Bantry war, als träfe sie ein Schlag. »Ist es schlimm?«, fragte sie scharf. »Sehr schlimm?«
    »So könnte man es nennen«, antwortete Jason Rudd trocken. »Die arme Person ist tot.«
    »Tot!« Mrs Bantry war entsetzt und wiederholte, was sie bereits zu Ella gesagt hatte: »Aber sie war eben… noch gesund und munter!«
    »Ich weiß! Ich weiß!«, antwortete Jason wütend. »Mein Gott, dass so etwas passieren musste!«

6
     
    » D a wären wir«, sagte Miss Knight und stellte das Frühstückstablett auf dem Nachttisch ab. »Und wie fühlen wir uns heute Morgen? Wie ich sehe, haben wir schon die Vorhänge aufgezogen«, fügte sie mit einem leisen Vorwurf in der Stimme hinzu.
    »Ich bin früh aufgewacht«, antwortete Miss Marple. »Wenn Sie so alt sind wie ich, wachen Sie auch früh auf.«
    »Mrs Bantry hat angerufen«, meldete Miss Knight, »ungefähr vor einer halben Stunde. Sie wollte Sie sprechen, aber ich sagte ihr, sie solle nochmal anrufen. Erst müssten Sie frühstücken. Ich wollte Sie noch nicht stören. Erst sollten Sie Ihren Tee trinken und einen Bissen essen.«
    »Wenn Freunde von mir anrufen«, sagte Miss Marple, »möchte ich das sofort erfahren.«
    »Tut mir schrecklich leid«, sagte Miss Knight. »Aber es erschien mir so rücksichtslos. Wenn Sie eine schöne Tasse Tee getrunken haben und Ihr gekochtes Ei gegessen haben und den Toast mit Butter, werden wir weitersehen.«
    »Vor einer halben Stunde«, sagte Miss Marple nachdenklich. »Das war um – um – acht.«
    »Viel zu früh«, wiederholte Miss Knight.
    »Ohne Grund hat mich Mrs Bantry bestimmt nicht zu so einer Zeit zu erreichen versucht«, überlegte Miss Marple laut. »Sie telefoniert nie am frühen Vormittag.«
    »Ach, meine Gute, zerbrechen Sie sich nicht den Kopf deswegen«, meinte Miss Knight beruhigend. »Sie wird sich schon wieder melden! Oder soll ich Sie verbinden?«
    »Nein, vielen Dank.

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