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Mord im Spiegel

Mord im Spiegel

Titel: Mord im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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amerikanischem Akzent meldete sich: »›Gossington Hall‹.«
    »Hier spricht Mrs Bantry, von der ›East Lodge‹.«
    »Oh, guten Morgen, Mrs Bantry. Ich bin Hailey Preston. Wir haben uns am Wohltätigkeitsfest kennen gelernt. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich dachte, dass ich Ihnen vielleicht helfen könnte. Wenn Ihr Telefon kaputt – «
    »Unser Telefon kaputt?«, unterbrach er sie erstaunt. »Das ist völlig in Ordnung. Wieso haben Sie es angenommen?«
    »Da muss ich mich geirrt haben«, erwiderte Mrs Bantry. »Manchmal höre ich nicht mehr so gut«, fügte sie hinzu, ohne zu erröten.
    Man trennte sich. Mrs Bantry legte auf, wartete eine Minute, hob ab und wählte erneut.
    »Jane, bist du’s? Hier Dolly.«
    »Dolly? Was gibt’s?«
    »Tja, es ist etwas ziemlich Komisches passiert. Diese schwarzhaarige Sekretärin hat von der Telefonzelle an der Straße telefoniert. Und dann hat sie mir völlig überflüssigerweise erzählt, dass in ›Gossington Hall‹ die Verbindung gestört ist. Ich habe dort angerufen und…«
    Sie schwieg erwartungsvoll. Was würde ihre kluge Freundin dazu sagen?
    »Tatsächlich?«, sagte Miss Marple nachdenklich. »Wie interessant.«
    »Warum, glaubst du wohl?«
    »Nun, ganz einfach. Es sollte keiner mithören.«
    »Genau!«
    »Und dafür kann es eine Menge Gründe geben.«
    »Ja.«
    »Sehr interessant«, sagte Miss Marple noch einmal.
     
    Niemand hätte auskunftsfreudiger sein können als Donald McNeil. Er war ein freundlicher rothaariger junger Mann, der Chefinspektor Craddock fröhlich und neugierig begrüßte.
    »Wie kommen Sie voran?«, fragte er munter. »Haben Sie einen hübschen kleinen Tipp für mich?«
    »Noch nicht. Vielleicht später.«
    »Er wimmelt mich ab wie gewöhnlich«, seufzte McNeil. »Sie werden sich auch nicht mehr ändern. Mitteilsam wie eine Auster! Sind Sie noch nicht in dem Stadium, wo Sie einen bitten ›Sie bei Ihren Nachforschungen zu unterstützen‹?«
    »Immerhin bin ich hier«, antwortete Craddock leicht grinsend.
    »Höre ich da eine gewisse böse Zweideutigkeit heraus? Verdächtigen Sie mich tatsächlich, diese Heather Badcock ermordet zu haben, und glauben Sie, dass ich mich irrte und eigentlich Marina Gregg mein Opfer war, oder hatte ich es von Anfang an auf die arme Badcock abgesehen?«
    »Ich habe keine diesbezüglichen Andeutungen gemacht«, bemerkte Craddock.
    »Nein, natürlich nicht. Sie bleiben immer ganz korrekt. Also gut, fangen wir an. Ich war da. Ich hatte die Gelegenheit, aber hatte ich auch ein Motiv? Ja, das würden Sie wohl gern wissen – was war mein Motiv?«
    »Bis jetzt habe ich keines entdecken können«, antwortete Craddock.
    »Da bin ich Ihnen dankbar. Jetzt fühle ich mich sicherer.«
    »Mich interessiert nur, was Sie gesehen haben.«
    »Meine Aussage haben Sie bereits. Die Ortspolizei hat mich sofort verhört. Es ist beschämend. Ich war am Ort des Verbrechens, praktisch sah ich, wie der Mord geschah. Ich muss es beobachtet haben, und trotzdem weiß ich nicht, wer es ist. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich erst etwas merkte, als die arme Person in ihrem Sessel saß und nach Luft schnappte und abkratzte. So konnte ich als Augenzeuge genau darüber berichten. Ein Knüller für mich. Aber ich gestehe, dass ich mich schäme, weil ich nicht mehr weiß. Und ich müsste mehr wissen. Dass die Überdosis für Heather Badcock bestimmt war, kaufe ich Ihnen nicht ab. Sie war eine nette Frau, die zu viel redete, doch deshalb wird man nicht gleich ermordet – außer, natürlich, man plaudert irgendwelche Geheimnisse aus. Aber ich glaube kaum, dass jemand Heather Badcock Geheimnisse anvertraute. Sie war nicht der Typ, der sich für die Geheimnisse anderer Leute interessierte. Meiner Meinung nach sprach sie am liebsten von sich selbst.«
    »So wird sie allgemein eingeschätzt«, stimmte Craddock zu.
    »Damit kommen wir zu der berühmten Marina Gregg. Ich bin überzeugt, dass es bei ihr einen Haufen schönster Mordmotive gibt. Neid und Eifersucht und verschmähte Liebe – alles Stoff für ein Drama. Aber was war es? Vermutlich war bei dem Täter eine Schraube locker. So, da haben Sie meine geschätzte Meinung. Sind Sie deswegen hier?«
    »Nicht nur. Man sagte mir, dass Sie zusammen mit dem Pfarrer und dem Bürgermeister die Treppe heraufkamen.«
    »Stimmt. Aber ich war vorher schon mal da gewesen.«
    »Das wusste ich nicht.«
    »Ja. Um mich umzusehen und ein paar Aufnahmen machen zu lassen. Es war ein Fotograf dabei. Ich war

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