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Mord im Spiegel

Mord im Spiegel

Titel: Mord im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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geworden?«
    »Keine Ahnung. Nach einer Weile waren sie einfach nicht mehr da. Sicherlich bekam sie sie satt – wie gewöhnlich.«
    »Ich verstehe.«
     
    Als Nächstes fuhr Craddock zum »Dorchester«. Zimmer 190.
    »Nun, Chefinspektor – «, Ardwyck Fenn blickte auf die Visitenkarte in seiner Hand.
    »Craddock.«
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, wenn ich Ihnen ein paar Fragen stelle.«
    »Absolut nicht. Es handelt sich um die Geschichte in Much Benham. Nein – wie heißt der Ort noch? St. Mary Mead?«
    »Ja, das stimmt. In ›Gossington Hall‹.«
    »Begreife nicht, wie Jason so was kaufen konnte. Es gibt doch eine Menge schöner alter Landsitze in England. Warum gerade so ein viktorianischer Kasten? Was hat ihn daran gereizt, frage ich mich?«
    »Oh, solche Häuser haben ihre Vorzüge, für manche Leute zumindest. Sie strahlen Geborgenheit aus, Sicherheit.«
    »Geborgenheit? Na, vielleicht. Ich nehme an, Marina liebt so was. Sie selbst ist so unsicher, das arme Ding. Deshalb sehnt sie sich wohl immer nach solchen Dingen. Na, hoffentlich ist sie jetzt eine Weile glücklich.«
    »Kennen Sie sie gut, Mr Fenn?«
    Fenn zuckte mit den Achseln. »Was heißt da, gut? Das möchte ich nicht behaupten. Ich kenne sie seit Jahren, das heißt, ich bin ihr immer wieder über den Weg gelaufen.«
    Craddock sah ihn abschätzend an. Ein dunkler Mann, kräftig, mit klugen Augen hinter dicken Brillengläsern verborgen und energischem Kinn.
    »Soviel ich in der Zeitung gelesen habe«, sagte Fenn, »scheint diese Mrs Sowieso irrtümlich vergiftet worden zu sein. Dass das Gift eigentlich für Marina bestimmt war. Trifft das zu?«
    »Ja. Die Überdosis war in Marina Greggs Cocktail. Mrs Badcock verschüttete ihr Glas, und Marina gab ihr ihr eigenes.«
    »Nun, das ist wohl eindeutig. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, wer Marina töten wollte. Vor allem, da Lynette Brown gar nicht da war.«
    »Lynette Brown?«, fragte Craddock leicht verwirrt.
    Fenn lächelte. »Wenn Marina vertragsbrüchig wird, wenn sie ihre Rolle hinwirft – dann bekommt sie Lynette. Und es würde für Lynette sehr viel bedeuten. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass sie einen Killer losschickt. Was für eine melodramatische Vorstellung!«
    »Etwas sehr weit hergeholt!«, bemerkte Craddock trocken.
    »Ach, Sie würden staunen, wozu Frauen in ihrem Ehrgeiz fähig sind!«, rief Fenn. »Bedenken Sie, vielleicht hätte sie nicht sterben sollen! Vielleicht hätte man sie nur erschrecken wollen! Eine Dosis, die sie umwirft, aber nicht tötet.«
    Craddock schüttelte den Kopf. »So wenig war es nicht.«
    »Manchmal irrt man sich in der Menge. Es geschieht öfter, als man denkt.«
    »Vertreten Sie tatsächlich diese Theorie?«
    »Nein, eigentlich nicht. Es war nur eine Vermutung. Ich habe keine Theorie. Ich war nur unschuldiger Zuschauer.«
    »War Marina Gregg über Ihr Auftauchen sehr erstaunt, Mr Fenn?«
    »Ja, es war eine große Überraschung.« Er lachte amüsiert. »Sie glaubte ihren Augen nicht zu trauen, als sie mich die Treppe heraufkommen sah. Sie hat mich ganz entzückend begrüßt, das muss ich sagen.«
    »Sie hatten sie lange nicht gesehen?«
    »Ungefähr vier oder fünf Jahre nicht.«
    »Aber davor waren Sie einmal sehr befreundet, nicht wahr?«
    »Wollen Sie mit dieser Bemerkung auf etwas Bestimmtes hinaus, Chefinspektor?«
    Sein Ton hatte sich kaum geändert, doch es schwang etwas mit, das vorher nicht zu hören gewesen war. Eine Andeutung von Härte, von Warnung. Craddock war klar, dass dieser Mann ein erbarmungsloser Gegner sein konnte.
    »Es wäre wohl besser«, meinte Fenn, »wenn Sie mit der Sprache herausrückten.«
    »Das beabsichtige ich auch, Mr Fenn. Es ist meine Pflicht, mich mit Marina Greggs Vergangenheit zu beschäftigen und mit den Beziehungen, die gewisse Leute zu ihr hatten, die an jenem Tag ihre Gäste waren. Es scheint allgemein bekannt zu sein, dass zu der Zeit, von der ich eben gesprochen habe, Sie sehr heftig in Marina Gregg verliebt waren.«
    Wieder zuckte Fenn mit den Achseln. »Man macht eben mal eine Dummheit, Chefinspektor. Gott sei Dank dauern derartige Gefühle nicht.«
    »Angeblich hat sie Sie dazu ermuntert und später stehen gelassen, was Ihnen gar nicht gefiel.«
    »Angeblich, angeblich! Vermutlich haben Sie das Zeug im ›Confidential‹ gelesen?«
    »Ich habe es von ziemlich zuverlässigen und informierten Leuten erfahren.«
    Fenn warf den Kopf zurück, was die Muskeln an

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