Mord im Spiegel
seinem Hals noch mehr betonte.
»Ja«, sagte er, »ich war einmal in sie verliebt. Sie war eine schöne, reizvolle Frau und ist es immer noch. Zu behaupten, dass ich sie bedroht hätte, würde zu weit gehen. Aber es passt mir nicht, wenn man meine Pläne durchkreuzt. Leute, die das versucht haben, mussten es später sehr bedauern, Chefinspektor. Doch im Prinzip meine ich damit nur geschäftliche Dinge.«
»Wie ich hörte, machten Sie Ihren Einfluss geltend, damit sie eine bestimmte Rolle nicht erhielt?«
Fenn schüttelte den Kopf. »Sie war nichts für sie. Außerdem konnten sich der Regisseur und Marina nicht leiden. Ich hatte Geld in den Film gesteckt und wollte es nicht verlieren. Es war eine rein geschäftliche Transaktion, das kann ich Ihnen versichern.«
»Vielleicht dachte Marina Gregg nicht so?«
»Selbstverständlich nicht. Sie nimmt so etwas immer gleich persönlich.«
»Sie hat sogar gewissen Freunden erzählt, dass sie Angst vor Ihnen habe.«
»Wirklich? Wie kindisch! Ich bin überzeugt, dass sie die Aufregung genossen hat.«
»Sie finden also, dass es keinen Grund für ihre Angst vor Ihnen gab?«
»Absolut keinen. Wenn ich tatsächlich eine persönliche Enttäuschung erlebte, so werde ich sie rasch verdaut haben. Was Frauen betrifft, so habe ich immer nach dem Prinzip gelebt, dass es mehr als nur eine einzige gibt.«
»Eine sehr gute Methode, sich durchs Leben zu schlagen, Mr Fenn.«
»Finde ich auch:«
»Ich bin sicher, Sie kennen sich in der Welt des Films gut aus, nicht wahr?«
»Ich habe finanzielle Interessen.«
»Und deshalb müssen Sie gut informiert sein.«
»Vermutlich.«
»Sie sind ein Mann, auf dessen Urteil man hört. Kennen Sie irgendeine Person, die Marina Gregg so gehasst haben könnte, dass sie sie umbringen wollte?«
»Sicherlich ein Dutzend«, erwiderte Fenn trocken. »Das heißt, wenn sie es nicht selbst tun müssten. Wenn es sich nur darum handelte, auf einen Knopf zu drücken, gäbe es wohl eine ganze Menge eifriger Finger.«
»Sie waren an jenem Tag dort. Sie sahen sie und unterhielten sich mit ihr. Glauben Sie, dass unter den Gästen, die sich in dem kurzen Augenblick in der Halle befanden – von Ihrer Ankunft bis zu Mrs Badcocks Tod –, glauben Sie, Sie könnten mir andeuten – nur andeuten –, wer als Täter infrage käme?«
»Ich kann es nicht sagen«, antwortete Fenn.
»Wollen Sie damit andeuten, dass Sie eine Vermutung haben?«
»Es bedeutet, dass ich mich zu diesem Thema nicht äußern möchte, Chefinspektor Craddock. Und mehr, mein Lieber, erfahren Sie von mir nicht.«
15
C raddock blickte auf den letzten Namen und die letzte Adresse, die er sich in seinem Notizbuch notiert hatte. Schon zweimal war versucht worden, dort anzurufen, aber es hatte sich niemand gemeldet. Er probierte es erneut. Als wieder alles still blieb, zuckte er die Schultern und beschloss, hinzufahren und persönlich mit Margot Bence zu sprechen.
Ihr Atelier lag in einer Sackgasse, die von der Tottenham Court Road abging. Nur ihr Name stand auf einem Schild neben der Tür. Nichts verriet ihren Beruf, keine Reklame. Craddock kletterte in den ersten Stock. An der Eingangstür hing ein großes weiß gestrichenes Brett, auf dem in schwarzen Buchstaben zu lesen war: Margot Bence, Porträtfotograf. Bitte, eintreten.
Craddock trat ein. Er befand sich in einem kleinen Wartezimmer. Kein Mensch war zu sehen. Er zögerte und räusperte sich dann laut und vernehmlich. Als sich auch danach noch nichts rührte, rief er laut:
»Ist jemand da?«
Er hörte das Klappern von Sandalen, ein Samtvorhang wurde zur Seite geschoben, und ein junger Mann mit üppigem Haarwuchs und rosigem Gesicht spähte in den Raum.
»Tut mir schrecklich leid, mein Lieber«, sagte er. »Ich habe Sie nicht gehört. Ich hatte gerade einen großartigen Einfall, den ich ausprobieren wollte.«
Er schob den Samtvorhang weiter zur Seite, und Craddock folgte dem jungen Mann in einen anderen Raum, der überraschend groß war, offensichtlich das Atelier. Es gab eine Menge Kameras, Lampen, Bogenlampen, Dekorationen und Wandschirme auf Rollen.
»Was für eine Unordnung«, sagte der junge Mann, der fast so agil war wie Hailey Preston. »Aber man kann eben nur bei einer gewissen Unordnung arbeiten. Was war es noch, weswegen Sie uns sprechen wollten?«
»Ich wollte Miss Margot Bence besuchen.«
»Ach, Margot! Wie bedauerlich! Wenn Sie eine halbe Stunde früher erschienen wären, hätten Sie sie noch angetroffen. Sie ist
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