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Mord im Spiegel

Mord im Spiegel

Titel: Mord im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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den Bergen aufsteigt. Ich glaube, wir sind fertig.«
    »He – Margot!«, rief Mr Jethroe.
    Sie wandte den Kopf. »Ach, du bist es. Was willst du denn hier?«
    »Ich habe jemanden hergebracht, der dich sprechen möchte. Chefinspektor Craddock von der Kriminalpolizei.«
    Die Augen der Frau wanderten kurz zu Craddock. Ihm schien, dass sie wachsam und besorgt blickten, doch das war nichts Besonderes, wie er wohl wusste. Es war die übliche Reaktion, wenn ein Kriminalbeamter auftauchte. Sie war sehr dünn, nichts als Ellbogen und Knöchel, aber nicht ohne Reiz. Ein dichter Vorhang aus schwarzem Haar umrahmte ihr Gesicht. Sie sah schmutzig und blässlich aus und erschien ihm nicht sehr verführerisch. Aber sie hatte Charakter, das musste er zugeben. Sie zog die Augenbrauen hoch, die sie sich bereits künstlich etwas höher gemalt hatte, und fragte:
    »Was kann ich für Sie tun, Chefinspektor?«
    »Guten Tag, Miss Bence. Ich wollte Sie bitten, mir einige Fragen über das tragische Ereignis in ›Gossington Hall‹ zu beantworten. Sie sind dort gewesen, um Fotos zu machen, wenn ich recht informiert bin.«
    Sie nickte. »Natürlich erinnere ich mich sehr genau.« Sie musterte ihn wieder mit einem raschen Blick. »Ich habe Sie dort nicht bemerkt. Es hat mich jemand anders ausgefragt, ein Inspektor – Inspektor – «
    »Inspektor Cornish?«
    »Ja, genau.«
    »Wir wurden erst später hinzugezogen.«
    »Sie sind von Scotland Yard?«
    »Ja.«
    »Sie haben sich eingeschaltet und den Fall von der Ortspolizei übernommen?«
    »Nun, wir haben uns nicht aufgedrängt. Es ist Sache des Leiters der Grafschaftspolizei zu entscheiden, ob ein Fall bei den Beamten von Scotland Yard besser aufgehoben ist oder nicht.«
    »Was beeinflusst seine Entscheidung?«
    »Häufig ist wichtig, ob der Fall nur ein lokales Interesse hat oder ob er weitere Kreise zieht. Manchmal kann er auch von internationalem Interesse sein.«
    »Und er hat entschieden, dass dies so einer ist?«
    »Mit Verbindungen nach Übersee wäre wohl genauer.«
    »In der Zeitung stand auch so was. Angeblich sollte die Gregg um die Ecke gebracht werden. Irrtümlich hat der Kerl dann eine arme Person aus dem Ort erwischt. Stimmt das, oder machen die nur Reklame für den Film?«
    »Ich fürchte, es besteht kein Zweifel, Miss Bence.«
    »Was möchten Sie mich denn fragen? Muss ich in Ihr Büro in Scotland Yard kommen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nur wenn Sie wollen. Wir könnten uns in Ihrem Atelier unterhalten.«
    »Einverstanden. Mein Wagen steht direkt um die Ecke.«
    Sie ging eilig den Bürgersteig entlang. Craddock blieb an ihrer Seite. »Bis später, meine Liebe!«, rief ihnen Jethroe nach. »Ich will mich nicht aufdrängen. Du und der Inspektor habt euch bestimmt wichtige Geheimnisse zu erzählen.« Er trat zu den beiden Fotomodellen und begann, sich angeregt mit ihnen zu unterhalten.
    Margot schlüpfte auf den Fahrersitz, entriegelte die Beifahrertür, und Craddock stieg ebenfalls ein. Während der Rückfahrt zur Tottenham Court Road sprach sie kein Wort. Sie bog in die Sackstraße ein und fuhr an ihrem Ende durch ein Tor.
    »Ich habe meinen privaten Parkplatz«, erklärte sie. »Eigentlich gehört der Hof zu einem Möbellager, aber sie haben mir den Stellplatz vermietet. In London einen Parkplatz zu finden, ist ein fast unlösbares Problem, doch das wissen Sie sicherlich genauso gut wie ich. Aber mit dem Straßenverkehr haben Sie wohl nichts zu tun?«
    »Nein, da habe ich andere Sorgen.«
    »Mir wäre ein Mordfall auch lieber«, bemerkte Margot.
    Sie schritt ihm voran die Treppe hinauf. Im Studio deutete sie auf einen bequemen Sessel, bot ihm eine Zigarette an und ließ sich auf das große Sofa ihm gegenüber sinken. Das dichte Haar fiel ihr ins Gesicht. Zwischen zwei Strähnen hindurch sah sie ihn düster und fragend an.
    »Schießen Sie los, Fremder!«, sagte sie.
    »Sie haben an jenem Tag dort fotografiert, wenn ich richtig informiert bin.«
    »Ja.«
    »Hatte man Ihnen offiziell den Auftrag dazu gegeben?«
    »Ja. Ich sollte einige besondere Aufnahmen machen. Das tue ich häufig. Manchmal arbeite ich mit einem Filmstudio direkt zusammen, aber diesmal sollte ich nur Bilder von dem Fest machen und danach noch ein paar Aufnahmen von Leuten, die die Gregg und Jason Rudd oben in der Halle empfingen. Lokalgrößen und ein paar Berühmtheiten. Das Übliche.«
    »Ja, ich weiß. Sie standen mit Ihrer Kamera oben an der Treppe.«
    »Ja, zum Teil. Ich hatte von dort ein gutes

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