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Mord im Spiegel

Mord im Spiegel

Titel: Mord im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Reklametrick.«
    »Ja, vielleicht. Ich glaube, das stimmt. Sie wollte Kinder haben. Aber nicht uns! Es war nicht echt. Nur eine großartige Rolle, die sie spielte: ›Meine Familie! Wie schön, eine eigene Familie zu haben.‹ Und Izzy ließ sie gewähren. Er hätte es besser wissen sollen.«
    »Izzy ist Isidore Wright?«
    »Ja, ihr dritter Mann, oder ihr vierter? Ich habe es vergessen. Er war wirklich ein großartiger Mann. Er verstand sie, aber er spielte nicht den liebenden Vater. Er fühlte sich nicht als Vater. Ihn interessierte eigentlich nur das Schreiben. Inzwischen habe ich etwas von ihm gelesen. Ziemlich realistisch und grausam, aber auch sehr überzeugend. Sicherlich wird er eines Tages ein großer Schriftsteller sein.«
    »Wie lange dauerte es?«
    Margot Bence verzog den Mund. »Bis sie das Stück satt bekam. Nein, das stimmt nicht ganz… sie entdeckte, dass sie schwanger war.«
    »Und weiter?«
    Sie lachte bitter auf. »Da hatte sie die Nase voll. Wir waren nicht länger erwünscht. Als Lückenbüßer hatten wir ihr gepasst, aber eigentlich waren wir ihr völlig egal. Natürlich fand sie uns großzügig ab. Wir bekamen eine Ziehmutter, ein neues Zuhause und Geld für unsere Ausbildung und eine nette kleine Summe als Startkapital. Niemand kann behaupten, dass nicht alles ordentlich und korrekt zuging. Aber sie wollte uns eigentlich nie haben – sie wollte nur ein eigenes Kind.«
    »Das können Sie ihr nicht zum Vorwurf machen.«
    »Dass sie ein Kind haben wollte? Natürlich nicht. Aber was war mit uns? Sie nahm uns unseren eigenen Eltern weg, entwurzelte uns. Meine Mutter hat mich für ein Butterbrot verkauft, wenn Sie so wollen, aber sie tat es nicht, um einen eigenen Vorteil davon zu haben. Sie verkaufte mich, weil sie eine verdammt dumme Person war, die dachte, ich würde ein besseres Leben haben, eine gute Erziehung und so weiter. Sie war überzeugt, es sei zu meinem Besten! Wenn sie wüsste!«
    »Sie sind immer noch sehr bitter.«
    »Nein, nicht mehr. Ich bin darüber weg. Es ist nur die Erinnerung, wenn ich an jene Zeit zurückdenke. Wir waren alle sehr enttäuscht.«
    »Alle drei?«
    »Rod nicht. Rod machte es nichts aus. Außerdem war er noch sehr klein. Aber Angus fühlte wie ich. Und er schwor Rache. Er sagte, wenn er erwachsen sei, würde er das Kind, das sie haben würde, umbringen.«
    »Sie wissen, was geschah?«
    »Selbstverständlich. Alle Welt weiß, was passierte. Sie war verrückt vor Freude über ihre Schwangerschaft, und als es dann geboren war, war es schwachsinnig! Geschah ihr recht. Aber schwachsinnig oder nicht – uns wollte sie nicht zurückhaben.«
    »Sie hassen Sie sehr?«
    »Warum sollte ich sie nicht hassen? Sie hat mir das Schlimmste angetan, was man einem Menschen antun kann. Einen glauben zu machen, dass man geliebt und gebraucht wird, und dann stellt sich alles als Lüge heraus.«
    »Was wurde aus Ihren beiden – Brüdern? Ich möchte sie der Bequemlichkeit halber so nennen.«
    »Ach, wir haben uns später getrennt. Rod hat irgendwo im Westen eine Farm. Er hat eine glückliche Natur. Angus? Keine Ahnung. Ich habe ihn aus den Augen verloren.«
    »Wollte er sich immer noch rächen?«
    »Glaube ich kaum«, antwortete Margot. »Derartige Gefühle dauern nicht. Als ich ihn das letzte Mal sah, erzählte er mir, dass er Schauspieler werden wolle. Ich weiß nicht, ob er’s geworden ist.«
    »Aber daran erinnern Sie sich noch.«
    »Ja, daran erinnere ich mich noch.«
    »War Marina Gregg über Ihr Erscheinen bei jenem Fest überrascht, oder hatte sie Sie als Fotografin hingebeten, um Ihnen eine Freude zu machen?«
    »Marina?« Margot lächelte verächtlich. »Sie hat sich um die Festvorbereitungen nicht gekümmert. Ich wollte sie gern wiedersehen, und deshalb habe ich ein paar Drähte gezogen, um den Auftrag zu erhalten. Wie ich sagte, habe ich ein paar Beziehungen zu Filmleuten.« Sie strich über die Tischplatte. »Sie erkannte mich nicht mal! Was halten Sie davon? Ich habe vier Jahre lang bei ihr gelebt – von fünf bis neun –, und sie erkannte mich nicht mal!«
    »Kinder verändern sich«, erwiderte Craddock. »Sie können sich so verändern, dass man sie tatsächlich nicht wieder erkennt. Kürzlich habe ich eine Nichte wiedergetroffen, die mir so fremd war, dass ich sie auf der Straße nicht wiedererkannt hätte.«
    »Glauben Sie, dass das ein Trost ist? Es ist mir egal! Ach, zum Teufel, es ist mir nicht egal! Sie konnte einen verzaubern, wissen Sie. Sie besitzt einen

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