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Mord im Spiegel

Mord im Spiegel

Titel: Mord im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Mannes beobachtet, der eine Sekunde später erschossen worden war.
    »Zufrieden?«, fragte Margot Bence.
    Craddock seufzte tief auf. »Ja, vielen Dank. Es ist immer schwierig zu beurteilen, ob Augenzeugen übertreiben und ihre Beobachtungen Einbildung gewesen sind oder nicht. Aber in diesem Fall trifft es nicht zu. Es gab tatsächlich etwas zu sehen, und sie sah es.« Er schwieg nachdenklich und fragte dann: »Darf ich das Foto behalten?«
    »Ja, natürlich. Ich habe noch das Negativ.«
    »Sie haben es nicht der Zeitung gegeben?«
    Margot Bence schüttelte den Kopf.
    »Warum denn nicht? Es ist ein sehr gutes Foto. Sie hätten vielleicht viel Geld dafür bekommen.«
    »Trotzdem«, sagte Margot Bence. »Wenn man zufällig jemandem ins Herz blickt, finde ich es etwas peinlich, sich dafür noch bezahlen zu lassen.«
    »Kannten Sie Marina Gregg bereits?«
    »Nein.«
    »Sie stammen aus den Staaten, nicht wahr?«
    »Ich wurde in England geboren, bin aber in den USA aufgewachsen. Vor ungefähr drei Jahren kam ich rüber.«
    Craddock nickte. Er hatte die Antworten bereits gekannt. Sie gehörten zu den Informationen, die auf seinem Schreibtisch gelegen hatten. Margot Bence schien ihm nichts verheimlichen zu wollen.
    »Wo wurden Sie ausgebildet?«
    »In den Reingarden Studios. Eine Zeit lang habe ich bei Andrew Quilp gearbeitet. Ich habe viel von ihm gelernt.«
    »Reingarden Studios und Andrew Quilp.« Craddock war plötzlich hellwach. Die beiden Namen erinnerten ihn an etwas. »Sie haben in Seven Springs gewohnt, nicht wahr?«, fragte er.
    Sie sah ihn amüsiert an. »Sie wissen eine Menge über mich. Haben Sie sich über mich erkundigt?«
    »Sie sind eine bekannte Fotografin, Miss Bence. Über Sie wurde schon öfter in Zeitungen und Illustrierten geschrieben. Warum kamen Sie nach England?«
    Sie zuckte die Achseln. »Ach, ich liebe eben Veränderungen. Außerdem wurde ich in England geboren, wie ich Ihnen schon erzählte. Als Kind kam ich dann nach Amerika.«
    »Sie waren noch sehr klein.«
    »Fünf Jahre, falls es Sie interessiert.«
    »Es interessiert mich tatsächlich. Ich glaube sogar, Miss Bence, dass Sie mir noch viel mehr erzählen können.«
    Ihr Gesicht wurde hart. Sie starrte ihn ausdruckslos an. »Was meinen Sie damit?«, fragte sie.
    Craddock beschloss, es zu riskieren. Es war nicht viel, was er hatte – Reingarden Studios und Andrew Quilp und der Name einer Stadt. Aber ihm war, als stünde Miss Marple hinter ihm und feuerte ihn an. »Ich bin überzeugt, dass Sie Marina Gregg besser kennen, als Sie zugeben möchten.«
    Sie lachte. »Beweisen Sie es! Das ist nur eine Vermutung von Ihnen.«
    »Ich wäre an Ihrer Stelle nicht so sicher. Und mit etwas Zeit und Mühe könnte es Ihnen selbstverständlich auch nachgewiesen werden. Wollen Sie es nicht lieber gleich zugeben, Miss Bence? Zugeben, dass Marina Gregg Sie als Kind adoptierte und Sie vier Jahre bei ihr gelebt haben?«
    Sie zog scharf den Atem ein. »Sie gemeiner neugieriger Kerl!«, rief sie.
    Es überraschte ihn etwas, dass sie so ausfallend wurde. Bis jetzt war sie immer höflich gewesen. Sie sprang auf und warf den Kopf zurück, dass der schwarze Haarvorhang flog. »Na gut!«, sagte sie. »Es stimmt! Ja. Marina Gregg nahm mich nach Amerika mit. Meine Mutter hatte acht Kinder. Sie lebte irgendwo in einem Armenviertel. Vermutlich schreiben Hunderte von Frauen an Filmschauspielerinnen, von denen sie zufällig gehört oder einen Film gesehen haben, und erzählen ihnen ihre traurige Lebensgeschichte. Und betteln sie, ihr Kind zu adoptieren, weil sie ihm keine gute Erziehung geben können. Ach, wie widerlich das ist!«
    »Sie waren drei«, antwortete Craddock. »Drei Kinder hat sie adoptiert, nicht alle zur gleichen Zeit.«
    »Ja. Mich und Rod und Angus. Angus war älter, Rod praktisch noch ein Baby. Was für ein herrliches Leben wir hatten. Wie wunderschön! Und wie gut es uns ging!« Ihre Stimme wurde immer spöttischer. »Kleider und Autos und ein schönes Haus und Leute, die uns bedienten, und gute Schulen und nette Lehrer und köstliches Essen! Man überhäufte uns mit allem, was gut und teuer war. Und sie selbst, unsere ›Mama‹! In Anführungszeichen natürlich. Sie hatte ihre Rolle, sie spielte die hingebungsvolle Mutter und ließ sich bei jeder Gelegenheit mit uns fotografieren. Ach, was für ein hübsches gefühlvolles Bild!«
    »Aber sie wollte doch Kinder haben«, sagte Craddock. »Das meinte sie ehrlich, nicht wahr? Das war nicht nur ein

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