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Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman

Titel: Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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libyschen Wüste und den Festungen vor Kusch traten vor und ließen ihre Standarten vom Gott segnen, auf dass sie auch im nächsten Jahr die Grenzen der Beiden Reiche gegen alle Feinde sichern mochten.
    Gesandte aus den Reichen der Hethiter und Assyrer, aus Mittani und Babylon, aus Zypern und Kreta, aus Punt und Kusch und tausend anderen Städten und Reichen warfen sich vor Amuns Barke zu Boden und boten ihm Gold und Silber, Lapislazuli und Türkis, Pantherfelle und duftende Hölzer, Myrrhe und Rosenessenz als Opfer dar.
    Rechmire erblickte Kaaper, der, geführt von einem halbwüchsigen Diener des Gottes, auf ein kleines steinernes Podest trat, das neben dem Tor zum Tempel von Luxor stand. »Amun ist zufrieden!«, rief er und seine raue Stimme donnerte über die Menge hinweg, die für einen Augenblick schwieg, bevor sie erneut und mit verdoppeltem Eifer in Jubel ausbrach, bis die Barken von Amun, Mut und Chons, begleitet nur vom Pharao und von Userhet, im Allerheiligsten verschwunden waren.
    Die anderen Priester verteilten sich in den diversen Höfen und Säulengängen von Luxor. Rechmire hatte sich bis fast zum rechten bronzenen Torflügel vorgedrängelt – und seine Mühe wurde belohnt. Er war nur wenige Ellen von den Sängerinnen des Amun entfernt, die in feierlichen Doppelreihen in den Tempel zogen.
    Rechmire ignorierte Huneros erstaunten Blick, als er ihre Hand aus seiner löste, um mit beiden Armen wild zu winken. Baketamun schien ihm für einen Moment zum Greifen nah zu sein. Beglückt rief er ihren Namen.
    Die Tochter des Hohepriesters blickte ihn an – und sah ihn doch nicht. Ihr Blick war ähnlich starr und erhaben wie der des Pharaos, in ihrem schönen Gesicht regte sich nicht ein Muskel, obwohl Rechmire sicher war, dass sie ihn erkannt haben musste. Sie wandte sich ab und verschwand im Zug der anderen Sängerinnen hinter den Tempeltoren.
    Rechmire blickte ihr nach und plötzlich waren Glück und Freude aus seinem Herzen verschwunden.
    Die Menschen vom Ort der Wahrheit bildeten eine kompakte Gruppe im Gedränge der Tausende, die sich nun langsam über die Allee der Sphingen zurück nach Theben wandten. Nur ein paar Frauen und Männer, die Verwandte in der Stadt hatten, waren verschwunden; und auch Sennodjem und seine Familie waren nirgends mehr zu sehen. Hunero hatte sich bei Rechmire eingehakt. Sie spürte, dass irgendetwas vorgefallen war, auch wenn sie den Grund dafür nicht erraten konnte. Doch sie versuchte, ihn wieder mit ihrer Fröhlichkeit anzustecken.
    Rechmire rang sich ein Lächeln ab und kostete von dem Bier, das sie ihm darbot. Vielleicht, sagte er sich, hatte ihn Baketamun tatsächlich nicht gesehen oder sie hatte eine Selbstbeherrschung, auf die selbst ihr unnahbarer Vater stolz sein könnte. Je mehr Bier er trank und je fröhlicher Hunero und die anderen um ihn herum wurden, desto schwächer wurden die düsteren Gedanken, die ihn plagten. Schließlich lachte er aus vollem Halse mit, auch wenn irgendwo in seiner Seele ein kleines, nagendes Gefühl von Angst und Zweifel bestehen blieb.
    Sie waren zu einem der großen öffentlichen Gärten gezogen und hatten sich im Schatten einer Akazie neben einem Teich niedergelassen, dessen Becken mit handtellergroßen grünen Kacheln ausgekleidet war. Eine große, bläulich schimmernde Libelle stand wenige Hand breit über der dunklen Wasseroberfläche, die glatt war wie eine Platte aus Obsidian.
    Kein Windhauch kühlte die Feiernden, die unter Bäumen oder großen, bunt gestreiften Stoffbahnen Schutz vor der glühenden Nachmittagssonne gesucht hatten.
    Rechmire überließ sich Huneros Lachen und dem trägen, zufriedenen Gespräch der anderen. Sie hatten Dutzende von Bierkrügen bei sich, außerdem hatte irgendwer mehrere Melonen, Brotlaibe und Stücke gegrillten Ochsenfleisches auf einer Bastmatte ausgebreitet.
    Der Arzt Nachtmin war der erste Dorfbewohner, der so betrunken war, dass ihn seine grinsenden Mitbürger im Schatten der Akazie ausstrecken und seinen Kopf auf ein Stück Stoff betten mussten. Doch bald schon waren auch einige andere Arbeiter und Zeichner kaum noch ansprechbar.
    Abends gingen Sklaven durch den Garten und entzündeten mannsgroße Fackeln, in deren Lichtschein einige Männer bunte Bretter hervorholten und, angefeuert von vielen Neugierigen, um Einsätze von mehreren Deben Kupfer spielten. Ein junger Arbeiter stand auf und wanderte Hand in Hand mit seiner Frau durch den Garten, auf der Suche nach einem Platz, der nicht von den

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