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Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman

Titel: Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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Fackeln beschienen wurde.
    Rechmire sah ihnen neiderfüllt nach. Und während er ihnen noch mit vom Bier bereits getrübtem Blick nachhing, entdeckte er plötzlich ein bekanntes Gesicht inmitten einer Gruppe feiernder Sklaven, die einen Tag frei bekommen hatten und sich ganz in ihrer Nähe niedergelassen hatten.
    »Shedemde!«, rief er und sprang auf.
    Baketamuns Sklavin erhob sich ebenfalls rasch – und wandte sich ab.
    Rechmire rannte ihr hinterher, schob und stieß sich durch die Menge, ohne auf die wütenden Ausrufe derer zu hören, die er ohne Rücksicht beiseite gestoßen hatte. Am Tor in der steinernen Umfassungsmauer des Gartens hatte er Shedemde schließlich eingeholt.
    »Was ist los mit dir?«, fauchte er wütend. »Warum rennst du vor mir weg?«
    Die Sklavin blickte ihn nicht an. »Ich kenne dich nicht, Herr«, antwortete sie verstockt.
    Rechmire glaubte einen Augenblick, dass er sich verhört haben musste. Dann packte er Shedemde am Arm und schüttelte sie. »Tu bloß nicht so, als ob du mich noch nie gesehen hättest!«, rief er erregt.
    »Schlag mich nicht, Rechmire, Sohn des Raia«, antwortete Shedemde. Sie blickte noch immer zu Boden, doch ihre Stimme klang jetzt traurig und müde.
    Rechmire holte tief Luft. »Verzeih mir«, murmelte er. »Aber du bist mir eine Erklärung schuldig. Du kennst nicht nur meinen Namen, du weißt auch um ein Geheimnis, das außer uns beiden nur noch ein anderer Mensch teilt.«
    »Ich weiß von keinem Geheimnis«, entgegnete die Sklavin leise.
    Eine kalte Hand schien sich um Rechmires Herz zu legen. Er ließ die Sklavin los, die er bis dahin immer noch am Oberarm gepackt hatte, und taumelte einen Schritt zurück, ohne etwas zu sagen.
    Zum ersten Mal blickte ihm Shedemde direkt in die Augen. Ihr Gesicht verriet keine Regung. »Meine Herrin Baketamun wird im nächsten Monat heiraten«, flüsterte sie.
    »Wen?«, fragte Rechmire mit erstickter Stimme.
    »Einen Schreiber am Hofe des Tschati. Sein Name ist Chaemepe.«

14. BUCHROLLE

D IE BLUTIGEN H IEROGLYPHEN
    Jahr 6 des Merenptah, Achet, 26. Tag des Paophi, Herberge »Sobeks Rast«, Theben
    Sennodjem lag in einem kleinen See aus Blut. Sein Körper war seltsam verrenkt, er war neben seiner Schlafmatte zu Boden gesunken. Zwei große Wunden klafften in seiner Brust, seine Hände waren blutverschmiert. Das Blut war bereits eingetrocknet und bräunlich dunkel verfärbt, er musste also schon seit einigen Stunden tot sein.
    Rechmire wurde bei diesem Anblick schlecht. Ihm schien es so zu sein, als wäre er aus einem Albtraum erwacht, nur um sich gleich darauf in einem nächsten wieder zu finden. Es war der letzte Morgen des elftägigen Opet-Festes. Aus der Ferne konnte er den Lärm der jubelnden Menge hören, die die Götter begleitete, deren Barken wieder von Luxor nach Theben zurückgetragen wurden. Doch er hatte die letzten elf Tage nicht mehr gefeiert, sondern all seine Kupferstücke zusammengekratzt, um einen großen Krug billigen Weins zu kaufen. Die meiste Zeit hatte er dann im kargen, kleinen Zimmer der Herberge gehockt und die weiß verputzten Wände angestarrt, während er langsam den Wein in sich hineinschüttete und dabei hoffte, dass er ihm die Gedanken an Baketamun fortschwemmen könnte. Doch sein Herz blieb krank.
    Nie wieder würde er Baketamun in seinen Armen halten, nie wieder würde er sie »Schwester« nennen und ihr zärtliche Worte ins Ohr flüstern. Nie würde er der Schwiegersohn des mächtigen Hohepriesters werden. Mehr als alles andere quälte ihn die brutale Schnelligkeit von Baketamuns Entschluss. Was hatte er bloß falsch gemacht? Warum hatte sie sich so plötzlich von ihm ab- und gleich einem neuen Liebhaber zugewandt?
    Chaemepe, ausgerechnet Chaemepe würde bekommen, wonach Rechmire sich so gesehnt hatte. Und schlimmer noch: Als Mann von Userhets Tochter wäre Chaemepe bald mächtig genug, um nach Rechmires Hoffnungen auf die Liebe auch seine Hoffnungen auf eine glänzende Laufbahn als Schreiber zu zerstören.
    Die Suche nach Kenherchepeschefs Mörder war ihm in den letzten Tagen auf paradoxe Weise zugleich unwichtig und zur einzigen Aufgabe seines Lebens geworden. Dabei schien ihm die Antwort auf alle seine Fragen so weit entrückt zu sein wie der westliche Horizont. In den wenigen Momenten, in denen er sich hatte zwingen können, nicht an Baketamun zu denken, war er im Geiste die Liste derjenigen durchgegangen, die seiner Ansicht nach Kenherchepeschef vor der von den Göttern festgesetzten Zeit in

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