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Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman

Titel: Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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bezeichnen.
    »Ich glaube eher, dass der erste Fleck nichts zu besagen hat«, entgegnete er mit einem Anflug von Trotz. »Es ist ein kurzer Begriff, der mit dem Netjer-Zeichen beginnt.«
    »Das können nicht allzu viele sein«, vermutete Hunero.
    Die beiden Männer lachten bitter.
    »Da gibt es mehr als genug«, entgegnete Kaaper düster. »Eine der vielen möglichen Schreibweisen des Gottes Re beginnt mit dem Netjer-Zeichen. So könnte man auch deinen Namen schreiben, Rechmire«, setzte er hinzu.
    Rechmire unterdrückte ein Zittern. Der Text aus Blut schien ihm eine Verfluchungsformel zu sein, denn wie er es auch sah, stets schien das rätselhafte Wort auf ihn zu weisen.
    »Medu-Netjer, das Wort für Hieroglyphen, beginnt ebenfalls mit diesem Zeichen«, entgegnete er heftig. Dann suchte er fieberhaft nach weiteren Begriffen. »Netjer-duai«, sagte er, »der Morgenstern; Netjer-deru, die Sterne, die nie untergehen.«
    »Unsinn«, unterbrach ihn Kaaper trocken. »Der ganze Satz weist darauf hin, dass hier ein Mensch gemeint ist, kein Gotteswort oder gar ein Stern.«
    Rechmire starrte ihn an und musste plötzlich lachen. »Hem-Netjer«, rief er, »Diener des Gottes – Priester. Warum bin ich darauf nicht gleich gekommen? Vielleicht wollte uns Sennodjem vor einem Priester warnen.«
    Für ein paar Augenblicke war es vollkommen still in dem Raum. Doch bevor einer der drei schließlich wieder etwas sagen konnte, hörten sie Lärm vor der Tür. Djehuti erschien, der einem wütenden Mann die Arme auf den Rücken gedreht hatte, sodass dieser vor Schmerzen das Gesicht verzog und sich dünner Schweiß auf seiner Stirn unterhalb seiner sorgfältig geknüpften kurzen Perücke abzeichnete.
    Rechmire blickte auf den teuren Haarschmuck, die feinen Gewänder und die Goldreifen an seinen Handgelenken und beschloss, dass es besser sei, diesen Mann aus Djehutis Griff zu erlösen.
    »Lass ihn frei«, befahl er.
    Der Mann atmete tief durch, dann verbeugte er sich knapp. »Rechmire, Sohn des Raia«, sagte er kalt, »ich bin ein Bote des Tschati. Mentuhotep hat von diesem«, er zögerte kurz und warf der blutbesudelten Leiche einen scheuen Blick zu, »diesem Vorfall gehört. Er ist erzürnt und wünscht dich in seinem Palast zu sprechen. Sofort«, setzte er überflüssigerweise hinzu.
    Rechmire folgte dem Boten durch den weitläufigen Palast des Tschati. Er sah nur wenige Schreiber und Sklaven in den prachtvoll ausgemalten Säulenhallen, denn die meisten Diener Mentuhoteps hatten frei bekommen, um Amun und seiner Familie zu huldigen. Er wurde in einen kleinen Raum geführt, dessen grün und blau glasierte Fußbodenkacheln im Streiflicht, das durch schmale Fensterschlitze fiel, wie eine spiegelnde Wasseroberfläche glänzten. Die Wände wurden von großen Fresken bedeckt, die Mentuhotep zeigten, wie er dem Pharao Opfer darbrachte und gefesselte Gefangene überreichte.
    Zwei Schreiber hockten in einer Ecke auf Binsenmatten – junge Männer, die Rechmire kannte, weil sie zusammen mit ihm ihren Dienst im Palast angetreten hatten. Der eine blickte nur einmal kurz auf, dann starrte er unverwandt auf den entrollten Papyrus auf seinen Knien, jederzeit bereit, mit seinen Aufzeichnungen zu beginnen. Der andere gab sich keine Mühe, ein höhnisches Grinsen zu verbergen. Rechmire wusste nicht, ob der junge Schreiber ihn verspottete, weil er Mentuhoteps Auftrag noch immer nicht erfüllen konnte – oder ob sich doch irgendwie herumgesprochen hatte, dass er Baketamun an Chaemepe verloren hatte. Er blickte starr nach vorn auf die farbigen Bilder an der Wand und versuchte, sich nicht die geringste Regung anmerken zu lassen.
    Nach einer Wartezeit, die ihm endlos vorkam, erschien endlich der Tschati. Mentuhotep trug seine lange, bis unter die Achseln reichende Amtstracht. Die Statuette der Maat schwang in wilden Taumelbewegungen an seiner goldenen Halskette, weil er mit raumgreifenden, eiligen Schritten den Saal betrat.
    »Der Pharao und der Hohepriester erwarten mich im Tempel des Amun«, sagte er, nachdem er sich auf einen kleinen hölzernen Thron niedergelassen hatte. »Ich habe von einem neuen Frevel vernommen. Berichte mir schnell.«
    Rechmire, der vor seinem Herrn auf dem Boden kniete, fasste sich knapp. Den zweiten Satz von Sennodjems letzter Botschaft aber ließ er unerwähnt, weil er Mentuhotep nicht eingestehen wollte, dass er ausgerechnet den Namen des Mörders nicht entziffern konnte.
    Der Tschati hörte schweigend zu. Die beiden Schreiber

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