Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord in Babelsberg

Mord in Babelsberg

Titel: Mord in Babelsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
Vom Netzwerk:
hinter sich.
    »Herr Bender, Sie halten sich bereit.«
    Leo ging ins Nebenzimmer, wo Dr. Hartung mit JohannaGerber wartete. Leo erklärte ihr mit ruhigen Worten, was sie zu tun hatte, und die junge Frau senkte den Blick.
    »Niemand kann zu Ihnen herein, Dr. Hartung und meine Kollegen passen auf. Sie schauen sich die Männer an. Wenn Sie jemanden erkennen, sagen Sie ›Ja‹, wenn nicht, schütteln Sie einfach den Kopf.«
    Sie nickte wortlos.
    »Gut.« Er sah den Arzt an. »Falls etwas sein sollte, ich bin im Flur.«
    Bender betrat zögernd das Zimmer und stellte sich gemäß den Anweisungen auf. Leo sah, wie seine Hände zuckten, ansonsten blieb er reglos. Er schaute durch eine kleine Glasscheibe in den Raum, in dem sich Johanna Gerber befand, doch sie zeigte keine Reaktion. Leo winkte Bender heraus.
    »Und?«
    »Sie warten bitte dort drüben.« Er überlegte kurz. »Herr Köhler, jetzt Sie.«
    Die Gegenüberstellung mit Ernst Köhler war rasch beendet. Johanna Gerber schrie auf und nickte heftig, dann verbarg sie ihr Gesicht in den Händen.
    Leo betrat das kleine Zimmer wieder, nachdem er Köhler aus dem anderen Raum hatte entfernen lassen, woraufhin Hartung den Kopf schüttelte.
    »Bitte, Herr Doktor, nur kurz.«
    Der Arzt fühlte den Puls der Patientin und reichte ihr etwas zu trinken.
    »Fünf Minuten. Dann ist Schluss für heute.« Er ging in den Flur, die Tür ließ er angelehnt.
    Leo kniete sich wie schon beim letzten Mal vor ihren Stuhl. »Sie kennen den Mann.«
    Nicken.
    »Woher?«
    »Aus … dem Atelier.« Ihre Stimme war so leise, dass er sich vorbeugen musste, um sie zu verstehen.
    »Dem Regina-Atelier?«
    »Ja.«
    »Was ist dort geschehen, Fräulein Gerber? Wenn Sie es mir sagen, wird man die Schuldigen bestrafen.«
    Sie atmete schneller. Er sah, wie sich ihre Wangen leicht röteten. Ihre Finger krampften sich in den Kittel.
    »Filme. Sie … haben gefilmt. Auch mich. Nackt.«
    Leo spürte Hartungs Bewegung und schaute ihn eindringlich an. Dann wandte er sich wieder an die junge Frau. »Hat man Ihnen wehgetan?«
    Sie drehte den Kopf zur Seite. »Das auch.«
    »Auch? Sie meinen, es war nicht nur das? Nicht das Schlimmste?« Als er an die Filme dachte, überkam ihn erneut ein ungeheurer Abscheu.
    »Schmutzig. Ich fühle mich schmutzig. Noch immer.«
    Er überlegte, wie er die nächste Frage formulieren sollte. »Ist es gegen Ihren Willen passiert?«
    Sie zögerte. Presste die Handflächen an die Wangen und schloss die Augen. »Zuerst nicht. Es sollte … sie haben mir eine Rolle versprochen. Dabei wollte ich nur Kostüme schneidern, aber – sie haben gesagt, ich hätte Talent.«
    »Und dann?«
    »Sie waren nett. Haben mir etwas gegeben, ein Getränk, danach war mir ein bisschen komisch. Und dann …« Sie deutete auf ihre rechte Armbeuge. »Eine Spritze. Das glaube ich jedenfalls. Da war ein Einstich, den habe ich später gesehen.«
    Leo bemerkte Hartungs Blick. »Wie hat es sich angefühlt?«
    »Gut.« Johanna sah beschämt zu Boden. »Sehr gut. Als könnte ich … als könnte ich alles. Ich habe mich frei gefühlt. Und schön. Vor allem das. Ja. Und dann habe ich alles gemacht, was sie mir gesagt haben.«
    Kokain?, dachte Leo flüchtig.
    »Waren Sie die ganze Zeit über im Atelier?«
    Die junge Frau schüttelte den Kopf. »Wir sind irgendwannim Auto gefahren. Eine ganze Weile. Dann mit dem Boot. Wir waren draußen. Es war warm. Wasser und Bäume.«
    Die Pfaueninsel.
    Ihm lief die Zeit davon. Er holte ein Foto aus der Tasche. »Kennen Sie den Mann?«
    Sie nickte und kniff die Augen zu, als wollte sie das Gesicht nicht länger sehen. »Er war da. Auf der Insel.«
    »Und was ist auf der Insel passiert? Wurde dort auch gedreht?«
    Sie reagierte so rasch, dass Leo sie nicht zurückhalten konnte. Sie stürzte zur Tür und prallte im Flur mit Hartung zusammen. Er hielt sie fest, sie widersetzte sich nicht. Flucht, nicht Kampf, war ihr Ziel gewesen. Sie sank gegen seine Brust, und er schaute Leo über ihren Kopf hinweg an.
    »Es reicht, Herr Wechsler.«
    Sonnenschein kam mit dem Notizbuch in der Hand in Leos Büro. »Ich habe mit der Magistratsverwaltung telefoniert. Es liegt eine Dreherlaubnis für die Pfaueninsel für die Zeit vom 3. bis 6. Mai vor. Unter strengen Auflagen für Pflanzen- und Tierwelt, da die Insel vor zwei Jahren zum Naturschutzgebiet erklärt wurde. Nach Ende der Dreharbeiten wurde eine Begehung durchgeführt, es gab keine Beanstandungen.«
    »Das war der Zeitraum für die offiziellen

Weitere Kostenlose Bücher