Mord in Babelsberg
um.«
Die vier Beamten verließen die Werkstatt. Hasselmann rührte sich nicht von der Stelle, sondern verschränkte die Arme und sah den Atelierbesitzer an. »Wollen Sie es uns beiden leichter machen? Dann sagen Sie mir, was hier läuft. Womit Sie wirklich Ihr Geld verdienen.«
Köhler spuckte vor ihm auf den Boden.
»Na schön.« Hasselmann wandte sich ab, warf aber noch einen Blick über die Schulter. »Eine falsche Bewegung, und ich nehme Sie wegen Strafvereitelung fest.«
Er begann in einer Ecke der Werkstatt und arbeitete sich systematisch vor. Ab und zu musste er husten, wenn ihm der Staub in Nase und Lungen drang. Köhler hatte sich auf einen Stuhl gesetzt und schaute zu. Ob resigniert oder trotzig, konnte Hasselmann nicht erkennen. Hoffentlich hatte Wechsler recht, und sie fanden etwas in dieser Drecksbude.
Sonnenschein hatte das kleine Büro übernommen. Regale bis unter die Decke, überquellende Aktenordner, zahlloseBlechdosen mit Filmen. Eine Art Archiv. Er zog eine Dose heraus. Darauf klebte ein Etikett. Blumen am Wege . Klang kitschig. Er suchte weiter und beförderte Titel wie Detektiv des Königs und Die Waise von Meran hervor. Er trat zurück und ließ den Blick weiter nach unten wandern. Ein schwarzer Karton, unbeschriftet. Sonnenschein kniete sich hin, zog ihn heraus und nahm den Deckel ab. Weitere Filmdosen. Gespannt zog er eine heraus. Sie war etikettiert: »VK 2«. Er pfiff durch die Zähne und überprüfte nacheinander alle Dosen. Die Reihe reichte von »VK 1« bis »VK 24«.
Triumphierend richtete er sich auf und wischte sich mit der Hand über die verschwitzte Stirn.
Friedrichs und Gärtner durchsuchten das eigentliche Atelier, krochen durch die Kulissen, rollten Leinwände mit aufgemalten Mittelmeerlandschaften und orientalischen Pavillons auseinander, wühlten in Truhen und Schränken.
»Komm mal her!,« rief Friedrichs irgendwann atemlos. Er richtete sich auf, in einer Hand ein Paar altmodisch aussehender Handschellen, in der anderen eine Reitpeitsche. »Sieh mal da rein.« Er deutete auf die Schublade einer alten Kommode, die in der äußersten Ecke des Ateliers hinter einem Vorhang stand.
Gärtner beugte sich vor. »Holla, eine nette Sammlung.« Reitgerten, mehrere Masken. Hohe schwarze Stiefel. Er öffnete die Schublade darüber und zog ein Stück Stoff heraus, das sich als Kleid entpuppte, bei dem das Gesäß ausgespart war. Durchsichtige Gewänder. Hüftgürtel, mit glitzerndem Strass besetzt.
Als die drei Kollegen mit ihren Funden in die Werkstatt kamen, sanken Köhlers Schultern kaum merklich herab.
»Wo ist Dohmke?«, fragte Hasselmann.
»Draußen, er redet mit den Angestellten«, sagte Sonnenschein.
Hasselmann deutete auf die Filmdosen. »Herr Köhler, Sie haben doch sicher einen Projektor.«
Der Atelierbesitzer machte eine abwehrende Bewegung. »Nehmen Sie den Kram mit. Alles. Ich will nichts mehr damit zu tun haben. Hab das Zeug für Viktor aufbewahrt, aber jetzt, wo er …«
»Sie können das Atelier gleich abschließen«, sagte Hasselmann lakonisch. »Hier wird heute nichts mehr gedreht.«
»Wir laden Sie nämlich ein, im Präsidium einige Fragen zu beantworten«, warf Gärtner ein. »Herr Wechsler wird sich freuen, Sie zu sehen. Er geht gern ins Kino und ist sicher schon gespannt auf Ihre Filme.«
»Ein Anruf für Sie, Herr Wechsler.« Dr. Hartungs Sekretärin steckte den Kopf zur Tür herein.
Leo stand auf und ging ins Vorzimmer, wo er den Hörer entgegennahm, während sich die Sekretärin diskret im Nebenraum zu schaffen machte.
Es war Hasselmann. Und er hatte einiges zu berichten.
Als Leo in Hartungs Arbeitszimmer zurückkehrte, schaute Robert ihn erwartungsvoll an. »Es gibt Neuigkeiten. Herr Dr. Hartung, es lässt sich nicht vermeiden, Fräulein Gerber einigen Personen gegenüberzustellen, vielleicht noch heute, spätestens morgen. Wir werden es so arrangieren, dass sie nicht von ihnen gesehen wird und diese keinen Kontakt zu ihr aufnehmen können.«
Der Arzt sah ihn besorgt an. »Sie können sie nicht ins Präsidium mitnehmen …«
»Das habe ich auch nicht vor. Wir können die fraglichen Personen in den Raum bringen, in dem ich mit Fräulein Gerber gesprochen habe. Sie schaut durch den Sehschlitz, den Sie vorhin benutzt haben, und kann uns etwas über die Leute sagen. Vollkommen sicher und anonym. Es könnte ihr und uns helfen. Sie haben die Fortschritte doch selbst gesehen.«
Hartung nickte zögernd.
Leo erhob sich von seinem Stuhl und
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