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Mord in Babelsberg

Mord in Babelsberg

Titel: Mord in Babelsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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sitzen, bis Leo merkte, dass seine Schultern bebten. Er schaute Sonnenschein an, der nur mit den Achseln zuckte.
    »Sie sollten uns alles erzählen. Wenn nicht um Ihretwillen, dann für die Frau, der so großes Unrecht geschehen ist. Wir brauchen Beweise. Wir sind auf Ihre Aussage angewiesen, um der Frau weiteres Leid zu ersparen.«
    Die Stille dehnte sich aus, wurde unerträglich. Dann begann der Politiker leise und stockend zu sprechen.
    »Es gibt einen Club … einen sehr exklusiven Club, der sich ›Die Maske‹ nennt. Man gelangt nur auf Einladung eines Mitglieds herein. Der Kreis ist auf wenige Herren beschränkt, ansonsten wäre das Risiko zu groß. Ein Bekannter hat mich dort eingeführt.«
    »Wann war das?«
    »Vor etwa zwei Jahren.«
    »Erzählen Sie mir mehr über diesen Club«, sagte Leo. »Die Abkürzungen stehen für die Namen der Mitglieder, nehme ich an.«
    »Ja.« Hellwig räusperte sich. »Die Filme werden – wurden in unregelmäßigen Abständen geliefert. Sie wurden exklusiv für den Club gedreht, man konnte auch Wünsche äußern. Herr König sagte, er könne fast alles möglich machen. Wir trafen uns in der Villa eines Mitglieds, alles lief sehr diskret ab. Die Dienstboten hatten an den fraglichen Abenden frei. Die Filme wurden übrigens nirgendwo sonst gezeigt oder verkauft. Gewöhnlich dauern solche Werke nicht länger als zehnMinuten. Diese hier wurden hingegen auf Bestellung gedreht und waren in der Regel deutlich länger. Auch das war ein Grund für die hohen Preise.«
    »Verstehe. Sie treffen sich also, dinieren, trinken alten Weinbrand, bringen sich ein bisschen in Stimmung und schauen sich dann als Höhepunkt des Abends den Film an. Ich warte allerdings noch auf eine Antwort. Was ist auf der Insel passiert? Wir wissen, dass die Filme im Regina-Atelier gedreht wurden. Warum hat man die Frau auf die Pfaueninsel gebracht, und vor allem, was hatten Sie dort zu suchen?«
    Hellwig schluckte und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Es waren Gala-Abende. So nannte König sie jedenfalls. Sie fanden nur ein- oder zweimal im Jahr statt.«
    »Wie soll ich mir die vorstellen? Kaviar statt Schnittchen und Champagner statt Weinbrand?«, fragte Leo bissig.
    »Es waren Feste. Intime Feste für die Clubmitglieder. Mit … den Darstellerinnen.«
    »Nur damit ich das richtig verstehe – gegen einen gewissen Aufpreis gab es Feste, bei denen die Frauen aus den Filmen anwesend waren? Die natürlich freiwillig kamen, weil sie bei den Dreharbeiten solchen Spaß gehabt hatten!« Der Schlag auf den Tisch schreckte Hellwig auf.
    »Auf der Insel habe ich mich nicht beteiligt.«
    »Ach, hat Ihnen die Dame etwa nicht gefallen?« Leo konnte sich nur mit Mühe beherrschen.
    »Auch wenn Sie es nicht glauben, ist mir ein Rest von Anstand geblieben, Herr Wechsler. Mir fiel auf, dass die Frau betäubt wirkte, als hätte man ihr eine Droge oder ein Medikament gegeben. Als hätte man sie gegen ihren Willen gefügig gemacht.«
    »Wurde Gewalt angewendet?«
    Hellwig schüttelte den Kopf. »Keine körperliche Gewalt. Sie … sie wirkte irgendwie enthemmt, vermutlich durch dieDrogen. Ich habe mich entfernt und bin über die ganze Insel gelaufen, weil es mich anwiderte.«
    »Aber nicht genug, um die Sache zu beenden.«
    Er zuckte mit den Schultern und sah beschämt auf die Tischplatte.
    »Nein, nicht genug. Was passiert jetzt?«
    Leo hörte die Angst in seiner Stimme. Sein Ruf, seine politische Laufbahn, seine Ehe, das alles stand auf dem Spiel. »Sie haben sich strafbar gemacht, Herr Hellwig, das dürfte Ihnen bewusst sein. Nennen Sie uns die Namen der Clubmitglieder. Wenn Sie an den Vergehen gegen die junge Frau tatsächlich nicht beteiligt waren und zur Aufklärung eines Verbrechens beitragen, kann sich das vorteilhaft für Sie auswirken. Das ist kein Versprechen, und ich gehe keinerlei Verpflichtung ein.«
    Sonnenschein sah zu ihm herüber, sein Blick war nicht zu deuten. Störten ihn Leos kalter Tonfall oder seine Worte?
    »Also bitte, Herr Hellwig. Ich warte.«
    Dann brach der Damm. Hellwig ratterte die Namen herunter, wobei er auf die Abkürzungen im Notizbuch deutete. Sonnenschein stenographierte mit und zog ein paarmal die Augenbrauen hoch. Bekannte Namen. Ein Anwalt. Zwei Fabrikanten. Ein Stadtrat. Ein Arzt. Allesamt wohlhabend, gesellschaftlich arriviert, unverdächtig.
    »Das also sind die Mitglieder des Clubs ›Die Maske‹?«, fragte Leo noch einmal.
    »Ja.«
    »Und wer von ihnen war auf der

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