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Mord in Babelsberg

Mord in Babelsberg

Titel: Mord in Babelsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Insel?«
    Hellwig nannte vier Namen. »Und ich.«
    »Wir werden Sie im Präsidium noch ausführlich befragen. Sie müssen sich zu unserer Verfügung halten und dürfen Berlin nicht verlassen. Verstoßen Sie dagegen, nehme ich Sie sofort fest.«
    Hellwig nickte wortlos und blieb zusammengesunken im Sessel sitzen. So ließen sie ihn zurück.
    Eigentlich wollte Dr. Hartung nach Hause fahren und sich auf seiner Terrasse von dem Tag erholen, der sein Selbstverständnis als Arzt erschüttert hatte. Wie war es möglich, dass einem Polizeibeamten gelang, was er mit seinem ärztlichen Können wochenlang vergeblich versucht hatte? Natürlich waren diese Gedanken kleinlich; es ging um das Wohl seiner Patientin, nicht darum, wer diesen Erfolg erzielt hatte. Außerdem hatte Kommissar Wechsler Fotos gezeigt und Personen vorgeführt, die für Johanna Gerber das Tor zur Erinnerung aufgestoßen hatten; all diese Mittel hatten ihm selbst nicht zur Verfügung gestanden.
    Den Durchbruch hatte nicht er erreicht, doch jetzt war es an ihm, ihr weiterzuhelfen. Es war und blieb ein hochinteressanter Fall; vielleicht würde er einen kleinen Aufsatz darüber verfassen.
    Als er in den Wagen stieg, kam ihm ein Gedanke. Er würde einen Umweg nehmen, bevor er nach Hause fuhr.

24
    FREITAG, 18. JUNI 1926
    Leo schreckte aus dem Bett hoch, als das Telefon klingelte. Es kam ihm vor, als hätte er sich gerade erst hingelegt. Er strich Clara beruhigend über den Arm und ging barfuß in den Flur, ohne das Licht einzuschalten.
    »Wechsler«, meldete er sich verschlafen, wurde aber schlagartig wach, als er die Worte des Schutzpolizisten vom Revier in Wittenau hörte.
    »Ich komme sofort.«
    Er wusch sich, griff blind nach einigen Kleidungsstücken und zog sich an. Dann schrieb er Clara einen Zettel und legte ihn auf den Nachttisch, bevor er leise die Wohnung verließ. Er sah auf die Uhr. Kurz vor drei.
    Es dauerte einige Zeit, bis er auf der Beusselstraße ein Taxi gefunden hatte. »Wittenauer Heilstätten.«
    »Besuchszeit is aba vorbei«, meinte der Fahrer grinsend, merkte aber bald, dass sein Fahrgast keine Lust auf ein Gespräch hatte.
    Der Schupo hatte gesagt, es habe einen Einbruch in der Klinik gegeben. Der Eindringling sei geflüchtet, als ihn eine Nachtschwester überraschte. Keine Verletzten, nur ein aufgehebeltes Fenster. Der Täter war entkommen. Eigentlich eine triviale Geschichte, wäre der Einbrecher nicht in der Nähe von Johanna Gerbers Zimmertür gesehen worden.
    Leo lehnte sich zurück und schloss die Augen, während die dunklen Straßen an ihm vorbeizogen. Es waren die einsamsten Stunden der Nacht, wenn die meisten schon schliefen unddie wenigsten wieder aufgestanden waren. Ein Bäckerbursche öffnete die Tür der Backstube, für einen Moment wogte der süße Geruch von warmem Brot durchs offene Wagenfenster herein.
    Er spürte, dass etwas Wichtiges fehlte, nur ein kleines Stück, mit dem sich die ganzen Teile endlich zu einem Bild zusammenfügen würden. Aber das Denken fiel ihm schwer, nachdem er unsanft aus dem Tiefschlaf gerissen worden war.
    Als der Wagen vor dem Hauptgebäude hielt und Leo seine Brieftasche hervorzog, fragte der Taxifahrer: »Soll ick warten?«
    »Nein, ich weiß nicht, wie lange ich brauche.«
    »Passen Se uff, det man Se nich hierbehält.«
    Leo war froh, als er die Autotür hinter sich zugeschlagen hatte und das Taxi davonrollte. Selbst ausgeschlafen hätte er den Mann nicht komisch gefunden.
    Die Tür des Hauptgebäudes wurde geöffnet, und ein Schupo trat ihm entgegen. »Sind Sie von der Kripo?«
    Er wies sich aus.
    »Wachtmeister Ehlert. Gut, dass Sie da sind, Herr Kommissar.«
    »Zeigen Sie mir, wo es passiert ist.«
    Ehlert führte ihn zu dem Pavillon, den Leo bereits kannte. Das Gelände war nicht gut beleuchtet, Bäume und Sträucher boten zahllose Verstecke. An der Tür des Pavillons empfing sie die Nachtschwester.
    »Ich möchte Sie bitten, die Patientinnen wenn möglich nicht zu wecken. Es ist für sie oft schwer, überhaupt Schlaf zu finden.«
    Leo nickte.
    Der Schupo führte ihn zu dem Einzelzimmer am Ende des Flurs und blieb kurz davor stehen. »Hier hat ihn die Nachtschwester gesehen.«
    »Die von eben?«
    »Ja. Sie hat ausgesagt, sie hätte ein Geräusch gehört. Also ist sie in den Flur gegangen und hat an dieser Stelle hier einen Mann stehen sehen. Als er sie gehört hat, ist er durch die Tür hier«  – er zeigte auf das Nachbarzimmer von Johanna Gerber – »und muss durchs Fenster

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