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Mord in Babelsberg

Mord in Babelsberg

Titel: Mord in Babelsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Anliegen kurz zusammenfasste.
    »Ich bin erschüttert. Eine Kundin unserer Bank … Natürlich werde ich Ihnen helfen, soweit es in meiner Macht steht, Herr Kommissar.«
    »Danke, Sonnenschein reicht.«
    »Zeigen Sie mir bitte den Schlüssel.« Er warf nur einen Blick darauf. »Ja, der ist von uns. Und die Kontounterlagen, bitte.«
    Sonnenschein reichte sie ihm.
    »Haben Sie den Schlüssel bei den Unterlagen gefunden?«
    »Nein. Aber wenn die Dame sowohl Konten bei Ihnen unterhält als auch diesen Schlüssel in ihrem Besitz hat, ist es wahrscheinlich, dass er zu ihrem Safe gehört.«
    Der Bankangestellte nickte. »Gut. Ich lasse Ihnen eine Liste der Kontobewegungen zukommen, das wird allerdings bis morgen dauern. Die Kontostände kann ich Ihnen gleich mitteilen. Und nun folgen Sie mir bitte zu den Tresorräumen.«
    Sie stiegen eine Treppe hinunter und gelangten zum Tresorraum unter dem Kassensaal, wo sie vor einer Metalltür stehen blieben. »Wenn Sie bitte kurz warten würden, Herr Sonnenschein.«
    Herr Schmolke sprach mit dem Wachmann, der vor der Türstand. Dieser ließ ihn eintreten, worauf sich die Tür sofort wieder schloss. Was mochte die Frau besessen haben, das unter solchen Sicherheitsvorkehrungen aufbewahrt werden musste? Eine Wohnung in Riehmers Hofgarten, die modernen Möbel, Pelze, teure Parfüms – wovon hatte sie das finanziert? Reiche Freunde? Wie aber passte Leo Wechsler in dieses Bild?
    Herr Schmolke riss ihn aus seinen Gedanken, als er mit einem Holztablett aus dem Tresorraum kam, das er auf einem Tisch abstellte. »Der Inhalt des Safes, Herr Sonnenschein.«
    Auf dem Tablett lagen mehrere Samtetuis und kleine Schmuckschatullen. Sonnenschein öffnete alle nacheinander und kam aus dem Staunen nicht heraus: zwei Perlenketten. Ein goldenes, mit Smaragden besetztes Armband. Ein fein ziseliertes Medaillon. Eine Korallenkette. Ein Diamantring in modernem Schliff.
    Herr Schmolke schaute ungerührt zu, als würde er jeden Tag solche Kostbarkeiten sehen.
    Als Sonnenschein eine der Perlenketten wieder in das Etui legen wollte, fiel ein Kärtchen heraus. Sonnenschein warf einen Blick darauf, stutzte und steckte es in die Jackentasche.
    »Außer dem Schmuck war nichts darin?«
    »Nein.«
    Sonnenschein schob ihm das Tablett hin. »Wir lassen die Sachen abholen. Ich kann sie aus Sicherheitsgründen jetzt nicht mitnehmen. Sie werden zwecks polizeilicher Untersuchung beschlagnahmt.« Er spürte ein heimliches Vergnügen, als er den verdutzten Gesichtsausdruck des Bankangestellten bemerkte.
    »Wieso …?«
    »Eine polizeiliche Untersuchung, wie ich schon sagte. War Ihnen Fräulein Dornow persönlich bekannt?«
    Der Bankangestellte schüttelte den Kopf. »Wir haben viele Kunden. Da kann man nicht jeden einzelnen persönlich kennen.«
    Nachdem Sonnenschein in der Schalterhalle einen Zettel mit den Kontoständen erhalten hatte, die nicht sonderlich hoch waren, machte er sich auf den Weg ins Präsidium.
    Eduard Hellwig strich sich über den Kinnbart und drückte seine Zigarre in dem schweren Messingaschenbecher aus, der auf dem Schreibtisch stand.
    Er wandte sich seinen Unterlagen zu, konnte sich aber nicht recht konzentrieren, obwohl sie dringend bearbeitet werden mussten. Für sechs Uhr war eine Ministerbesprechung angesetzt, und Stresemann brauchte die Papiere. In Frankreich stand der Rücktritt Aristide Briands zu befürchten, der Stresemanns engster Verbündeter für die Aufnahme in den Völkerbund war. Seit Monaten arbeiteten sie daran, seit Locarno. Und Briand hatte schon vor Jahren die Versailler Verträge kritisiert und erklärt, die Bedingungen, die man Deutschland auferlegt habe, seien zu hart. Er hatte sich als zuverlässiger Partner erwiesen, der den Frieden in Europa sichern wollte. Ohne ihn wäre alles, wofür Stresemann und auch er selbst in Deutschland gekämpft hatten, in Gefahr.
    Doch es fiel ihm heute schwer, seine Arbeit zu tun. Der Minister verließ sich auf ihn; er vertraute Hellwig wie keinem anderen. Aber dessen Gedanken wanderten ab, sobald er die gedruckten Seiten vor sich sah.
    Hellwig stand auf und trat ans Fenster. Er war kein junger Mann mehr, und morgens taten ihm die Knochen mächtig weh, doch seit kurzem spürte er eine Leichtigkeit, die er seit Jahren verloren geglaubt hatte. Er lächelte bei sich, als er an vorgestern Abend dachte. Natürlich würde Wilhelmine nie davon erfahren. Vielleicht wunderte sie sich, weshalb er ihr seit einiger Zeit wieder mehr Aufmerksamkeit schenkte,

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