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Mord in Babelsberg

Mord in Babelsberg

Titel: Mord in Babelsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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hineinlegen. Oder mit ihrem Freund. Zuvor vielleicht noch einen zarten Parfümschleier versprühen.
    Die Erkenntnis, dass Marlen tot war, dass rote Spritzer an der Hauswand, nur wenige Meter von hier entfernt, von ihrem gewaltsamen Tod zeugten, traf ihn noch einmal mit ganzer Wucht.
    Er riss sich zusammen und überprüfte das Bett, hob die Matratze an, tastete Laken und Federbett ab. Er war erleichtert, als er die Aufgabe hinter sich gebracht hatte und dem Bett den Rücken kehren konnte.
    Er öffnete den gewaltigen Kleiderschrank und stieß einen leisen Pfiff aus. Marlen musste es in den vergangenen Jahren gut getroffen haben  – ordentlich aufgereiht hingen Mäntel, Abendkleider, Tageskleider, Röcke und Blusen auf Bügeln, dazu einige Pelze, eine Fuchsstola, im Regal darüber diverse Hutschachteln. In den Schubladen fand er feine Wäsche aus schimmernder Seide, meist in einem Elfenbeinton, und Strümpfe, so zart, als könnten sie bei der geringsten Berührung zerreißen. Er ging alle Schubladen durch, hob die Kaschmirpullover an und tastete darunter, fand aber nichts, das sie dort versteckt haben könnte.
    Im Zimmer hing ein wunderbarer Duft, den er nicht kannte, und er trat an den Toilettentisch mit der Glasplatte, auf dem mehrere Parfümflakons standen. »Shalimar« von Guerlain, »Nº 5« von Chanel, »Habanita« von Molinard, »Mon Péché/My Sin« von Lanvin. Leo hatte Clara vor einiger Zeit Parfüm geschenkt und wusste, wie kostspielig diese Düfte waren.
    Puderpinsel mit edlen Holzgriffen, eine silberne Haarbürste, Gesichtscreme, Schminksachen.
    Er öffnete die Nachttischschublade. Taschentücher, Aspirintabletten, eine Packung Fromms Act. Er wollte die Schublade schon schließen, als er ein kleines Lederetui entdeckte. Als er es aufklappte, fiel ein Schlüssel heraus. Kein Wohnungs- oder Hausschlüssel. Keine Beschriftung. Nicht sehr groß, auffällig geformter Bart.
    Leo ging rasch in die Küche. »Paul, du kannst gleich im Schlafzimmer weitermachen. Auf den ersten Blick nichts Auffälliges. Aber ich habe diesen Schlüssel gefunden.«
    Delbrück erhob sich vom Boden und warf einen Blick darauf. »Sieht nach einem Banksafe aus. Die Küche ist übrigens wie geleckt. Ich habe ein paar Fingerdrücke sichergestellt, mal sehen, was die uns sagen. Mehr war nicht zu finden. Keine Chemikalien, keine auffälligen Lebensmittel.«
    Leo nickte und betrat das Wohnzimmer. Sonnenschein, der vor einem weißen Schrank kniete und in einer Schublade wühlte, drehte sich um, das Gesicht leicht gerötet. Neben ihm stand eine Kiste, in die er die persönlichen Gegenstände und Unterlagen räumte, die sie im Präsidium genauer überprüfen wollten.
    »War etwas dabei?«, fragte Leo.
    Sonnenschein deutete auf die Kiste. »Hier drin sind Kontoauszüge von der Dresdner Bank. Sie hat dort zwei Konten unterhalten.«
    »Vielleicht ist das der Schlüssel zu einem Bankschließfach beim selben Institut. Ich setze Sie auf dem Rückweg dort ab, dann können Sie das überprüfen.«
    »Sie scheint übrigens gern ins Kino gegangen zu sein, sie hatte eine ganz Schublade voller Filmprogramme.«
    Marlen hatte das Kino geliebt. Einmal im Winter waren sie spazieren gegangen und hatten so gefroren, dass sie sich irgendeinen Schund angesehen hatten, nur um sich aufzuwärmen. Sie hatten in ihren Mänteln in der letzten Reihe gesessen wie ein frischverliebtes Paar, dicht aneinandergedrängt, hatten gebrannte Mandeln gegessen und einander geküsst.
    »Allein die Möbel dürften ein Vermögen gekostet haben, von Kleidung und Schuhen ganz zu schweigen«, sagte Leo nachdenklich. »Wir müssen ihre Finanzen überprüfen, woher sie ihr Einkommen bezog, ob sie pünktlich die Miete bezahlte,Schulden, all das. Ich setze Walther darauf an, so etwas kann er gut.«
    In einer Ecke stand ein weißes Klavier. Marlen war selbst nicht musikalisch gewesen, hatte es aber gemocht, wenn andere Leute für sie spielten.
    »Herr Kommissar.« Sonnenschein hielt ihm ein in Leder gebundenes Buch entgegen. »Ihr Telefonverzeichnis.«
    »Danke.« Er blätterte es flüchtig durch. Viele Namen standen nicht darin. Er legte das Buch in die Kiste.
    Die moderne, puristische Einrichtung hatte den Vorteil, dass man ein Zimmer ziemlich schnell durchsuchen konnte. Als sie fertig waren, streifte Leo die Handschuhe ab und ging nach nebenan ins Schlafzimmer, wo Delbrück arbeitete.
    »Etwas gefunden?«
    Der Kollege zuckte mit den Schultern und deutete auf die silberne Haarbürste. »Sie

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