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Mord in Babelsberg

Mord in Babelsberg

Titel: Mord in Babelsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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aber … sollte nicht besser jemand anders die Ermittlungen leiten? Ich meine, es muss doch schwer für Sie sein, wenn Sie das Opfer kannten.«
    Leo schwieg eine Weile. »Es wäre noch schwerer, den Fall abzugeben«, sagte er dann. »Ich habe lange darüber nachgedacht und kann es nicht richtig erklären, aber … ich möchte selbst die Ermittlungen leiten. Ich werde vorgehen, als wäre sie eine völlig Fremde, wenngleich ich weiß, dass ich damit gegen die Vorschriften verstoße.« Er zögerte. »Sie müssen wissen, was Sie tun, Sonnenschein. Es ist Ihre Entscheidung. Sie könnten jederzeit mit Dr. Werneburg sprechen, wenn Ihnen nicht wohl dabei ist.«
    Mit diesen Worten warf er die Zigarette weg und ließ den Motor an.

6
    Robert Walther stand vor einer Fleischerei, in der er sich eine Bulette gekauft hatte, und betrachtete gedankenverloren die Kinder, die auf der Hagelberger Straße spielten. Er und die Kollegen waren stundenlang von Tür zu Tür gegangen, hatten geklingelt, sich vorgestellt und ihre Fragen wiederholt. Ich kannte sie nicht. Ich kannte sie vom Sehen. Immer sehr schick. Ich habe nichts gehört. Ich habe nichts bemerkt. Dass so etwas in unserer Gegend passiert. Da traut man sich kaum noch auf die Straße. Er kam sich wie ein Vertreter vor, ein Klinkenputzer, der den Leuten Haushaltswaren verkaufen wollte, und ärgerte sich, dass Leo nicht ihn, sondern Sonnenschein für die Wohnungsdurchsuchung eingeteilt hatte.
    Sein Freund verhielt sich seit gestern ohnehin merkwürdig. Hoffentlich war nichts mit Clara oder den Kindern, Leo war in letzter Zeit so glücklich gewesen. Eigentlich in den ganzen zweieinhalb Jahren, seit er Clara geheiratet hatte. Die Trauung im Standesamt war eher nüchtern gewesen, das Novemberwetter unfreundlich, doch danach hatten sie in einem netten Lokal gefeiert. Ilse, die Kinder, Claras Freundin Magda Schott, die Kollegen aus dem Präsidium. Endlich, hatte Walther damals gedacht, endlich hatte sein Freund es richtig gemacht. Seitdem waren Leos dunkle Stimmungen, die er von früher kannte, selten geworden. Walther freute sich schon darauf, ihm seine Jenny vorzustellen, hatte überlegt, wann er Leo und Sonnenschein mit zu einem ihrer Auftritte nehmen könnte –
    Er schluckte den letzten Bissen hinunter und wischte sichden Mund mit seinem Taschentuch ab. Das Jammern half nichts, sie mussten bis zur Besprechung um vier Uhr fertig sein.
    Er überquerte gerade die Straße, als der Kollege Fritz Hasselmann auf ihn zukam.
    »Habt ihr schon etwas?«
    »Bislang hat niemand etwas gesehen oder gehört. Notfalls müssen wir die Leute in den Häusern, an denen der Täter vorbeigelaufen sein könnte, erneut befragen. Oder wir verteilen Handzettel.«
    »Das sollten wir nachher mit Wechsler besprechen.«
    Walther nickte. »Wie weit bist du?«
    »Noch drei Wohnungen.«
    »Gut. Ich bin auch fast durch.«
    Sonnenschein betrat die mit Marmor und Granit ausgekleidete Schalterhalle der Dresdner Bank in der Behrenstraße. Banken schüchterten ihn immer ein wenig ein. In den letzten Jahren hatte man das Gebäude um zwei Geschosse aufgestockt, was nicht nur Begeisterung in der Bevölkerung geweckt hatte, da die Bank die Hedwigskirche und die übrigen Häuser am Opernplatz zu erdrücken drohte. Auch Sonnenschein, der regelmäßig in die Oper ging, fand den Ausbau nicht sonderlich gelungen.
    Er trat an den erstbesten Schalter und wies sich aus, woraufhin sich die Bankangestellte rasch umschaute, als befürchte sie, die Anwesenheit der Kriminalpolizei könne dem guten Ruf des Hauses schaden. Sie trug eine weiße Bluse mit Schleife am Kragen und eine streng wirkende Hornbrille, die sie älter aussehen ließ, als sie vermutlich war.
    »Worum geht es denn?«
    Er zeigte ihr den Schlüssel. »Wir ermitteln in einem Fall, der eine Kundin Ihres Hauses betrifft. Wir haben diesen Schlüssel in ihrer Wohnung gefunden. Ich möchte wissen, ober zu einem Safe Ihrer Bank gehört, und Sie gegebenenfalls bitten, ihn zu öffnen.«
    Die Frau nahm nervös die Brille ab und wischte sie an ihrer Bluse ab. Dann setzte sie sie wieder auf und beugte sich diskret vor. »Ich muss meinen Vorgesetzten holen. Einen Augenblick, bitte.«
    Sie verschwand durch eine Tür und kam bald darauf mit einem untersetzten Herrn mit Stirnglatze zurück, der mit einem jovialen Lächeln auf Sonnenschein zuging.
    »Ernst Schmolke, Leiter der Kassenabteilung. Kommen Sie bitte mit in mein Büro.«
    Er bot Sonnenschein einen Platz an, worauf dieser sein

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