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Mord in Babelsberg

Mord in Babelsberg

Titel: Mord in Babelsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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die von einer Karriere als Schauspielerin träumte, und auch ihm selbst hatte passieren können. Das war zumindest seine Überzeugung. Mit einer großen Karriere beim Film war nicht zu rechnen, doch Elly besaß außer ihrem hübschen Gesicht und der erotischen, unmodern rundlichen Figur einen nicht unwesentlichen zusätzlichen Reiz: Ihr Vater, der in Schwerin Sanitärbedarf produzierte, hatte ihr bei der Heirat eine gewaltige Mitgift übereignet. Königs Filme kosteten nun einmal viel Geld.
    Er seufzte. »Goldkind, du weißt doch, dass ich ein vielbeschäftigter Mann bin.«
    »Und ich habe deinen neuen Film mitproduziert. Aber du hast mir keine Rolle gegeben. Wenn ich etwas vorschlage, lächelst du lieb und tust doch nur, was du willst.«
    »Es gab keine passende Rolle für dich«, sagte er mit unterdrückter Ungeduld. Dieses Gespräch hatten sie schon hundertmal geführt.
    »Das ist nicht wahr. Bei einem historischen Stoff können auch Frauen mitspielen, die nicht wie Hungerhaken aussehen. Damals wussten die Männer es zu schätzen, wenn eine Frau …«
    »Heute Abend bist du doch dabei.«
    »Ja. Und sehe den Film zusammen mit allen anderen«, erwiderte sie unzufrieden.
    Sie verlangte mehr, als er ihr geben wollte, das war schon immer so gewesen.
    »Bei dieser Gelegenheit weihen wir den Vorführraum ein. Es sind Leute von allen großen Zeitungen eingeladen. Ich habe gehört, dass Fritz ein sensationelles Werk plant, angeblich hat ihn seine Reise in die Vereinigten Staaten dazu inspiriert. Vermutlich wird es ein modernes Thema sein. Also habe ich etwas ganz anderes gemacht.«
    »Aber was ist mit mir?«, fragte sie beharrlich.
    »Du wirst an meiner Seite sein, wenn ich den Film ankündige, und ich stelle dich als meine Mitarbeiterin und Produzentin vor.«
    Elly gab sich noch ein bisschen zögerlich, doch als die Lieferanten mit dem kalten Büfett eintrafen, gab König der Haushälterin ein Zeichen, sich darum zu kümmern, und zog seine Frau in einen mit schwarzem Marmor ausgelegten Flur. Dort schob er sie sanft in eine Nische und küsste ihren Ärger einfach weg.
    Clara Wechsler saß reglos da und schaute zu Boden. Von der Praxis aus war sie sofort zu ihrer Freundin Magda gefahren und hatte sie mit Ilse beim Kaffee angetroffen. Clara hatte einen Augenblick gezögert, als die alte Unsicherheit wieder in ihr aufstieg, doch dann hatte sie sich einen Ruck gegeben und war ins Wohnzimmer getreten. Ihre Bekanntschaft mit Ilse hatte schwierig begonnen, doch seit ihre Schwägerin sich eine eigene Wohnung genommen hatte und bei Magda als Sprechstundenhilfe arbeitete, waren sie einander nähergekommen. Sie hatte von ihr nichts zu befürchten.
    Nachdem Clara es ihnen erzählt hatte, trank sie einen Schluck Kaffee. Ihr Mund war trocken. Dann sagte sie leise: »Es war … seltsam. Als würden wir gar nicht über mich sprechen, sondern über irgendeine Frau, die ich nur flüchtig kenne. Ich weiß gar nicht, wie ich mich fühle. Am ehesten leer, glaube ich.«
    Die beiden anderen saßen auf dem Sofa, Clara auf einem Stuhl, und sie kam sich plötzlich vor, als sei sie wieder bei der Ärztin.
    »Damit war zu rechnen«, sagte Magda, die rational dachte. »Du warst vier Jahre mit diesem von Mühl verheiratet und bist nicht schwanger geworden.«
    Clara biss sich auf die Lippen. »Vier Jahre, auf dem Papier. Das will nichts heißen.«
    »In dieser unsäglichen Ehe wohl nicht«, bemerkte Magda nüchtern.
    »Es ist eine Fehlbildung der Gebärmutter«, sagte Clara rasch, um es hinter sich zu bringen. »Ungefährlich. Aber inoperabel.«
    Magda und Ilse schauten einander an. Man hörte nur das Ticken der Uhr auf der Anrichte und das Klirren des Löffels, als Ilse ihren Kaffee umrührte. Clara versuchte ihren Gesichtsausdruck zu deuten. Dachte sie an ihren Bruder? Fragte sie sich, ob er sich weitere Kinder wünschte? Oder hatte er vielleicht sogar mit ihr darüber gesprochen? Nein, das passte nicht zu Leo.
    Schließlich hielt Clara es nicht mehr aus. »Sagt doch etwas! Ich bin zu euch gekommen, weil ich mit jemandem reden wollte, und jetzt sitzt ihr da und seht überall hin, nur nicht zu mir.«
    »Möchtest du denn Kinder?«, fragte Ilse.
    Clara war verblüfft. Ging man nicht davon aus, dass jede Frau sich Kinder wünschte, vor allem wenn sie den Mann geheiratet hatte, den sie über alles liebte? Sie spürte, wie ihr die Hitze vom Hals ins Gesicht stieg, und schob die Kaffeetasse von sich.
    »Es ist so warm heute. Fast zu warm für Kaffee.«
    Sie

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