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Mord in Babelsberg

Mord in Babelsberg

Titel: Mord in Babelsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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empfing ihn mit einem müden Lächeln. »Ich habe viel zu tun, wenn Gennat nicht da ist. Aber Sie sehen auch nicht gerade ausgeschlafen aus.«
    Leo tat es mit einer Handbewegung ab. »Geht schon. Gibt es etwas Neues von Herrn Gennat?«
    Ein Schatten ging über Werneburgs Gesicht. »Viel Mühe, wenig Erfolg. Man hat Leichenteile in der Nähe des Breslauer Postamts und der Technischen Hochschule gefunden. Gennat hat sämtliche Räume der beiden Gebäude mehrfach durchsuchen lassen, tagelang. Keine Spur. Gar nichts. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wann wir mit seiner Rückkehr rechnen können. Aber was kann ich für Sie tun?«
    Leo erklärte es ihm.
    »Eduard Hellwig, die rechte Hand des Außenministers? Das ist nun wirklich heikel.«
    »Möchten Sie, dass jemand anders die Befragung übernimmt?«
    Werneburg sah ihn überrascht an. »Wieso sollte ich? Das ist Ihr Fall. Wir haben keine hauseigenen Diplomaten, die sich um solche Angelegenheiten kümmern. Ich vertraue auf Ihre Diskretion und Ihren Takt.« Er nickte bekräftigend. »Von mir bekommen Sie Rückendeckung, Herr Wechsler. Politiker haben bei uns keinen Freifahrtschein.«
    »Sonnenschein kümmert sich um die Rechnungen«, sagte Walther zu Leo, als sie losfuhren. »Was hat Werneburg gesagt?«
    »Wir haben seine volle Unterstützung, solange wir uns nicht wie der Elefant im Porzellanladen benehmen.«
    »Das lässt sich machen.« Walther sah ihn von der Seite an. »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Sicher. Was macht eigentlich die Sängerin?«, fragte Leo rasch.
    Walther schlug sich vor die Stirn. »Ein Glück, dass du das fragst! Jenny hätte mich sonst gekreuzigt. Sie hat heute ihren Auftritt im Continental-Keller. Wir könnten mit Sonnenschein nach dem Dienst auf ein Bier hingehen. Na los, wir müssen nicht bis in die Puppen bleiben, aber sie würde sich freuen … und ich mich natürlich auch …«
    Leo überlegte. Vielleicht wäre ein bisschen Abwechslung ganz gut. Ein netter Abend mit Kollegen. »Warum nicht? Ist das Hula-Lied schon fertig?«
    Walther grinste. »Nein. Sie hat sich für heute etwas anderes überlegt. Irgendwas mit Pelz, wie sie sagt.«
    Leo überholte mehrere Autobusse und Straßenbahnen und rollte über die Kaiser-Wilhelm-Brücke auf die Linden zu.
    »Klingt spannend.«
    Sie fuhren die Linden entlang zum Brandenburger Tor. Dahinter bog Leo nach rechts zum Reichstag ab und zeigte dem Wachbeamten seinen Ausweis.
    »Sie können den Wagen dort drüben abstellen, Herr Kommissar.«
    Leo parkte an der zugewiesenen Stelle, stieg aus und schaute an der Fassade empor. »Das ist eine Premiere.«
    »Was meinst du?«, fragte sein Freund, der neben ihn getreten war.
    »Ich habe noch nie einen Abgeordneten befragt. Ich war überhaupt noch nie hier drinnen.«
    »Einer der Vorzüge unseres Berufs – keine Tür bleibt verschlossen.«
    Leo zuckte mit den Schultern. »Eigentlich mag ich es nicht, wenn ich Leute mit Samthandschuhen anfassen muss. Klare Worte sind mir lieber.«
    Walther grinste, während sie auf das Gebäude zugingen. »Herr Hellwig, warum haben Sie einer Lebedame aus Kreuzberg eine Perlenkette geschenkt?«
    »Taktvoll und diskret, wie Werneburg es wünscht.«
    Sie wiesen sich beim Pförtner aus, der ihnen den Weg zum Büro des Abgeordneten erklärte. »Ich weiß allerdings nicht, ob Herr Hellwig im Hause ist … Ich könnte Sie direkt hinbringen …« Die Neugier in seinen Augen war nicht zu übersehen.
    »Danke. Wir finden uns zurecht«, sagte Leo knapp und ließ den Pförtner stehen.
    Sie traten ins Vorzimmer, wo eine ältere Frau mit einer altmodischen Hochsteckfrisur von der Schreibmaschine aufblickte.
    »Was kann ich für Sie tun? Sind Sie angemeldet?«
    Leo wies sich aus und stellte Walther vor.
    Die Sekretärin nahm bedächtig die Brille ab, als wollte sie sich Bedenkzeit erkaufen, und legte sie neben die Schreibmaschine. »Die Kriminalpolizei? Aber …«
    »Bitte kündigen Sie uns an, sonst werden wir den Herrn Abgeordneten ohne Anmeldung aufsuchen«, sagte Leo kühl und höflich.
    Die Frau nickte und ging zu der Verbindungstür an der linken Wand. Sie klopfte und steckte den Kopf hindurch. »Zwei Beamte von der Kriminalpolizei, Herr Hellwig.«
    Sie hörten, wie ein Stuhl nach hinten gerückt wurde, dann energische Schritte. Eduard Hellwig trug einen gepflegten Kinnbart, der ebenso grau war wie sein volles Haar. Er drückte die Schultern durch, um größer zu wirken.
    »Worum geht es, meine Herren?« In seiner Stimme schwang leise

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