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Mord in Babelsberg

Mord in Babelsberg

Titel: Mord in Babelsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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keine Geldsorgen zu kennen. Sie kleidete sich elegant, trug auch mal Pelz, schöne Hüte, immer nach der neuesten Mode. Wir wenden uns an anspruchsvolle Kundinnen.«
    »Hat sie erzählt, wovon sie lebte?«
    Frau Kern schüttelte zögernd den Kopf. »Nein. Ich habe mir natürlich meinen Teil gedacht. Sie sah sehr gut aus, also habe ich anfangs vermutet, sie könnte Mannequin sein. Andererseits verdient man da nicht so gut. Sie hat sich gern die Fotos von den Filmschauspielerinnen angeschaut. Einmal habe ich gesagt: ›Sie könnten auch beim Film sein‹, da hat sie nur gelächelt …«
    »Hat sie erwähnt, ob sie einen festen Freund hatte?«
    »Sie hat gelegentlich von Männern erzählt. Aber ein fester Freund – so würde ich es nicht nennen.«
    Sonnenschein schaute sie eindringlich an. »Wie ich schon sagte, keine falsche Scham. Es geht um einen Mord, Frau Kern.«
    »Na ja, sie erwähnte öfter Bekannte, nannte keine Namen, aber Berufe, als wäre ihr das Prestige wichtig – Anwalt, Fabrikant, Politiker. Angeblich machten sie ihr Geschenke. Einmal wurde sie von einer kolossal teuren Limousine abgeholt. Vielleicht hat sie von diesen Männern gelebt. Ausschließen würde ich es nicht.«
    Sonnenschein nickte. »Das ist interessant. Ich würde gern Ihre Angestellten befragen.«
    »Heute ist nur Eva da.« Sie stand auf und rief die junge Frau. Sie stellte die Kiste mit den Wellenreitern beiseite und kam sofort herüber.
    Sonnenschein wiederholte seine Fragen und erhielt Antworten, die sich mit Frau Kerns Aussagen deckten. Er klappte das Notizbuch zu. Eigentlich war er nicht unzufrieden; was er erfahren hatte, passte zu der Aussage der Hausmeisterin, nach der Marlene Dornow häufig Herrenbesuche erhalten hatte oder von Männern nach Hause gebracht worden war. Dennoch hätte er sich gewünscht, dem Chef etwas Neues zu bringen, irgendein Detail, das vielleicht den entscheidenden Fortschritt bedeutete. Er schaute die junge Friseuse an. »Ich danke Ihnen. Gibt es darüber hinaus etwas, das Ihnen aufgefallen ist? Es kann auch eine Kleinigkeit sein. Sie muss gar nichts mit Fräulein Dornows Tod zu tun haben.«
    Eva überlegte. »Da war etwas, es ist schon eine Weile her. Zwei oder drei Monate. Frau Kern hatte etwas zu besorgen, ich war allein im Salon. Fräulein Dornow kam herein, zusammen mit einer jungen Frau. Ich kann mich an ihre außergewöhnlich schönen Haare erinnern, dunkelbraun mit einem leichten Rotschimmer. Und sie trug sie lang, ganz lang und unmodern, zum Zopf geflochten. Fräulein Dornow hat gesagt, ich soll ihr die Spitzen schneiden, nur die Spitzen, bloß nicht zu viel.«
    »Davon hast du mir gar nichts erzählt«, sagte Frau Kern leicht ungehalten.
    »Es war ja nichts dabei«, erwiderte Eva und biss sich auf die Lippe. »Ich habe getan, was sie wollte, nicht mal einen Zentimeter habe ich abgeschnitten.«
    »Haben sich die beiden Frauen unterhalten?«, fragte Sonnenschein.
    »Nein. Es war ein bisschen seltsam. Fräulein Dornow stand die ganze Zeit daneben und hat sie angesehen, als wäre sie … wie soll ich sagen … als würde sie auf sie aufpassen. Und nachschauen, ob ich auch alles richtig mache.« Den letzten Satz sprach sie leicht verächtlich aus, als wäre das Spitzenschneiden unter ihrer Würde.
    »Haben Sie gehört, wie sie hieß?«
    Eva schüttelte den Kopf. Dann ging ein aufgeregtes Leuchten über ihr Gesicht. »Eins war seltsam, Herr Kommissar.« Sonnenschein korrigierte sie nicht. »Fräulein Dornow war sonst immer sehr freundlich und hat viel erzählt, Sie wissen ja, wie das beim Friseur ist. Aber dieses eine Mal hat sie kaum mit mir geredet. Nur Guten Tag und was zu machen war und dann Auf Wiedersehen.«
    »Beschreiben Sie die junge Frau so genau wie möglich.«
    Evas Wangen glühten, sie schien die Aufmerksamkeit zu genießen, während ihre Chefin im Hintergrund die Stirn runzelte.
    »Etwa eins fünfundsechzig, schlank, die Haare habe ich ja schon erwähnt. Sauber und ordentlich gekleidet, aber nicht schick oder teuer. Blasse Haut. Kein Hut.«
    Er notierte sich alles und verabschiedete sich. Als er auf die Straße trat, war er zufrieden und erleichtert zugleich. Allzu viel Rosa und Puderduft bekamen ihm einfach nicht.
    »Ein Anruf für Sie, Herr Kommissar. Ein Herr Dornow aus Ahlbeck, Kreis Ueckermünde in Pommern. Sie wollten mit ihm sprechen, sagt er. Leider ist es im Hintergrund ziemlich laut.«
    »Stellen Sie ihn durch, Fräulein Meinelt.« Leo seufzte. Der Vater. Vermutlich hatte er

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