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Mord in Babelsberg

Mord in Babelsberg

Titel: Mord in Babelsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Arm.
    »Guten Tag, Frau Gerber. Dr. Erich Hartung. Ich behandle Ihre Schwägerin in meiner Klinik.«
    Die junge Frau war recht hübsch, aber verhärmt, und sah ihn misstrauisch an. »Was ist mit Johanna?«
    »Es wäre nett, wenn ich hereinkommen und kurz mit Ihrem Mann sprechen könnte.«
    »Der ist nicht da.«
    »Dann mit Ihnen?«
    Sie führte ihn in eine beengte, aber saubere Wohnküche. In einer Ecke stand ein Korb mit Kleidungsstücken, vermutlich Näharbeiten. Er setzte sich auf einen freien Stuhl, während die Frau abwartend stehen blieb.
    »Ich möchte Ihrer Schwägerin helfen, weiß aber sehr wenig über sie. Natürlich habe ich die Krankenakte gelesen, würde aber gern noch mehr erfahren. Ihr Mann hat versucht, sich selbst um seine Schwester zu kümmern, und sie in die Charité gebracht, als er sich keinen Rat mehr wusste. Ist das richtig?«
    Die Frau schaute an ihm vorbei und wirkte plötzlich schuldbewusst. »Ja. Aber es … war mir auch nicht recht. Mit den Kindern, in der engen Wohnung. Wir können nicht einmal einen Schlafburschen aufnehmen. Es war einfachkein Platz für Johanna. So ist das, wenn man in der Cösliner wohnt.«
    »Irgendetwas muss doch vorgefallen sein, das ihren Zustand ausgelöst hat. Hat sie vielleicht mit Ihrem Mann darüber gesprochen? War er bei der Polizei?«
    Ihr Lachen ließ ihn zusammenzucken, es klang bitter und laut in dem engen Raum. »Polizei? Die würden ihn rauswerfen. Er ist schon zweimal verhaftet worden bei Demonstrationen. Die glauben einem Roten kein Wort.«
    »Ihr Mann ist Kommunist?«
    »Mehr oder weniger. Und was hätte er denen sagen sollen? Dass seine Schwester ständig weint und nicht essen will? Dass sie nicht erzählt, was mit ihr passiert ist? Die hätten ihn doch nicht für voll genommen.« Das Kind auf ihrem Arm begann zu weinen.
    Hartung spürte, dass er nicht mehr erfahren würde, stand auf und legte seine Visitenkarte auf den Tisch. »Falls Ihrem Mann noch etwas einfällt, das mir bei der Behandlung helfen könnte, soll er mir Bescheid geben.«
    Frau Gerber zögerte, öffnete eine Schublade im Küchenschrank und holte eine Modeillustrierte heraus. »Die hatte Johanna mir geliehen. Wollte mir zeigen, was für Kleider sie am liebsten nähen würde. Vielleicht möchte sie die wiederhaben.«
    Hartung nahm das Heft entgegen und nickte. »Danke, ich werde sie ihr geben.«
    An der Wohnungstür drehte er sich noch einmal um. »Auf Wiedersehen.« Sie sah ihm schweigend nach.
    Der Arzt war ebenso beschämt wie erleichtert, als er die Cösliner Straße hinter sich gelassen hatte und auf der Pankstraße in den Wagen stieg. Jetzt nach Hause, auf der Terrasse sitzen, eine Zigarre rauchen und sich an hellere Zeiten erinnern.
    Leo parkte vor der Villa König auf der Straße. Er hatte die Mordkommission wie besprochen in Gruppen eingeteilt. Eine prüfte unter Walthers Leitung die Geschäftsunterlagen der Gallus-Filmgesellschaft, eine andere konzentrierte sich weiter auf Marlene Dornows Privatleben. Leo war unzufrieden mit den bisherigen Ergebnissen. Sie hatten die Ermittlungen auf die Modegeschäfte und Schneiderateliers ausgedehnt, aus denen ihre umfangreiche Garderobe stammte.
    Sonnenschein begleitete ihn. »Sie sind sicher, dass es derselbe Täter war, oder?«
    Leo nickte und schloss die Wagentür. Sie gingen nebeneinander über die Auffahrt zum Haus. »Kein Zweifel. Dabei habe ich nicht die geringste Ahnung, worin der gemeinsame Nenner bestehen könnte.«
    Sonnenschein sah ihn vorsichtig von der Seite an. »Hatte Fräulein Dornow Kontakte zum Film? Damals, meine ich?«
    »Nicht dass ich wüsste. Wir sind kaum ausgegangen. Ihren Freunden und Bekannten bin ich nie begegnet.« Er hatte eine strenge Grenze gezogen und Marlen von allem anderen getrennt  – von seiner Familie, seinem Beruf, seinen Freunden. Nicht einmal Robert hatte sie gekannt.
    »Das heißt natürlich nichts. In vier Jahren kann sich vieles verändern.«
    Sie hatten die Haustür erreicht. Trude Pawlak, Ellys Schwester, hatte ihnen am Telefon bestätigt, dass ihre Schwester zwar immer noch schwer erschüttert, aber vernehmungsfähig sei. Sie wolle unbedingt dazu beitragen, den Tod ihres Mannes aufzuklären.
    Leo klingelte. Frau Schmidt öffnete und bat sie herein. Der weiße Marmorboden war makellos gereinigt, doch an der Wand zeugten blassrosa Spuren von dem Verbrechen. Die Haushälterin bemerkte seinen Blick. »Der Maler kommt am Montag. Früher ging es nicht. Die gnädige Frau hätte es am liebsten

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