Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord in Babelsberg

Mord in Babelsberg

Titel: Mord in Babelsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
Vom Netzwerk:
ihres Herzens gewusst, wollte es aber nicht hören. Er hat es sehr geschickt angestellt, ihren Ehrgeiz und Stolz gekitzelt. Er war ein Menschenkenner und wusste genau, wie er mit ihr umgehen musste, um ans Ziel zu gelangen.«
    »Wie steht es mit dem Geld? Hat er sich ganz auf seine Frau verlassen?«
    »Das weiß ich nicht. Sein Kompagnon und er wollten jedenfalls hoch hinaus, eine große Nummer im Filmgeschäft werden. Es gibt Hunderte von Filmgesellschaften in Berlin, und sie wollten unter die ersten zehn. Das hat er offen zugegeben. Aber dafür braucht man nicht nur Talent, sondern auch das nötige Kapital. Und Elly konnte ihm das schnell und zinslos beschaffen. Eine Ehefrau statt einer Bank, was kann man sich Besseres vorstellen?«
    Leo konnte nicht umhin, die Frau zu bewundern. Sie mochte äußerlich altmodisch wirken und so gar nicht dem modernen Ideal der knabenhaften, kurzhaarigen Frau entsprechen, doch ihr Auftreten und ihre Persönlichkeit machten ihm Eindruck. Er konnte sich gut vorstellen, dass sie hinterdem Schreibtisch ihres Vaters Platz nehmen und eine große Firma leiten würde.
    »Wissen Sie, ob Ihr Schwager Feinde hatte? Gab es Menschen, die ein Motiv für diese Tat gehabt hätten? Wir können einen Raubmord ausschließen, es muss persönliche Beweggründe für den Mord geben.«
    Trude Pawlak schaute ihn mit einem ironischen Lächeln an. »Er dürfte Konkurrenten gehabt haben, die ihm den Erfolg neideten, aber darüber weiß ich nichts. Wie gesagt, ich lebe in Schwerin und komme nur selten her, um meine Schwester zu besuchen.« Sie zögerte, als sie Leos abwartenden Blick sah, und wirkte auf einmal seltsam unsicher. »Sie – Sie denken an Elly?«
    Er verschränkte die Arme. »Ich denke an alle Leute, die mit ihm zu tun hatten, ob Ehefrau, Geschäftsfreunde oder Kollegen. Bisher können wir niemanden als Täter ausschließen.« Er beobachtete ihre Reaktion, meinte förmlich zu sehen, wie es hinter der glatten, sorgfältig gepuderten Stirn arbeitete. Dann lächelte sie.
    »Sie war es nicht. Vielleicht hätte sie ein Motiv gehabt, aber … nein, sie hat ihn geliebt. Und sie ist eine der Frauen, die einem Mann fast alles verzeihen, wenn sie ihn lieben. Entschuldigungen suchen. Sich immer wieder überreden lassen, nachgeben und auf Versprechungen hereinfallen.«
    Die Logik war nicht abzustreiten, und doch … »Bei der Untersuchung der Leiche haben wir festgestellt, dass Herr König kurz vor seinem Tod ins Gesicht geschlagen wurde. Ziemlich fest. Er hatte es überschminkt oder überschminken lassen, da er abends eingeladen war. Wissen Sie etwas darüber?«
    Trude Pawlak wirkte ehrlich überrascht und lachte dann auf. »Verzeihung. Elly muss vorgestern ziemlich betrunken gewesen sein, und dass sie ihn in diesem Zustand geohrfeigt hat, möchte ich nicht ausschließen. Eifersüchtig, enttäuscht,angetrunken, das kann ich mir alles gut vorstellen. Aber sie hat ihn nicht erstochen, niemals. Fragen Sie meine Schwester, ob sie ihren Mann geschlagen hat. Vermutlich wird sie es zugeben.« Ein Leuchten ging über ihr Gesicht. »Das könnte Elly sogar helfen, oder? Sie wird ihn kaum geschlagen und dann auf seine Rückkehr gewartet haben, um ihn zu töten, oder?«
    Leo bemerkte ihren hoffnungsvollen Blick, sagte aber nichts dazu. »Eine Frage noch, die vorerst letzte: Kennen Sie den Namen Marlene Dornow?«
    Trude Pawlak überlegte und schüttelte dann den Kopf. »Nein, den habe ich noch nie gehört.«
    Leo und Sonnenschein erhoben sich. »Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit, Frau Pawlak. So etwas erleben wir selten.«
    Sie stand auf und lächelte. »Wer Klosetts verkauft, kennt keine falsche Scham, meine Herren.«
    Die Spuren des Zorns waren beseitigt worden, und das Wohnzimmer erstrahlte in kühler Eleganz. Leo konnte nicht umhin, seinen bewundernden Blick schweifen zu lassen. Er bezweifelte, dass er sich inmitten von so viel Chrom, Glas und Leder wohlfühlen würde, aber das Gesamtbild war eindrucksvoll. Elly König dagegen sah furchtbar aus. Geschwollene Augen, die Lider gerötet, die Haare nicht frisiert. Ein Fingernagel war abgebrochen, der Lack blätterte stellenweise ab. Sie trug einen Morgenmantel, der ihre üppige Figur kaum verhüllte, und zierliche Pantoffeln.
    Leo stellte sich und Sonnenschein vor.
    Elly bot ihnen einen Platz an, aber keine Getränke. Kurz darauf kam ihre Schwester mit zwei Kaffeetassen, Zucker und Milch herein, stellte alles auf den Couchtisch und verschwand diskret.
    Leo räusperte

Weitere Kostenlose Bücher