Mord in Babelsberg
sich. »Frau König, wir wissen, dass Sie einen Schock und einen furchtbaren Verlust erlitten haben. Wirhaben bereits mit Ihrer Schwester gesprochen. Ich werde unsere bisherigen Erkenntnisse zusammenfassen und bitte Sie um Ihre Meinung dazu.«
Elly König nickte geistesabwesend. Leo bemerkte, wie ihr Blick zu einem Barschrank wanderte, auf dem sich Flaschen drängten. Er schob ihr seine Kaffeetasse hin.
»Sie haben Viktor König vor drei Jahren geheiratet. Wie haben Sie sich kennengelernt?«
Elly König schien durch ihn hindurchzublicken. »Bei Dreharbeiten.«
Leo sah sie überrascht an. »Können Sie mir das genauer erklären?«
»Ich … ich wollte Schauspielerin werden. Deshalb bin ich nach Berlin gekommen.« Sie biss sich auf die Unterlippe, ihr Lippenstift hinterließ karminrote Flecken auf den Schneidezähnen. Sie zuckte mit den Schultern. »Aber ich war – nicht modern genug. Sie wissen schon, die wollen dünne Frauen, die wie Jungs aussehen. Mit schmalen Hüften. Kleinem Busen.«
»Haben Sie in einem seiner Filme mitgespielt?«
Leo deutete auf die Kaffeetasse. Elly König sah ihn verwundert an, als hätte sie sie erst jetzt bemerkt. »Danke.« Sie trank einen Schluck und schaute wieder zu Leo. »Nein, daraus ist nichts geworden. Viktor hat gesagt, ich sei nicht die Richtige für die Rolle.«
Nicht sehr charmant, dachte Leo.
»Aber die Richtige für ihn.« Er sah, wie ihre Augen zu glänzen begannen. Sie schwankte leicht, als sie aufstand und ein Taschentuch aus einer Schublade nahm, das sie entfaltete und gegen ihr Gesicht drückte. Sie blieb einen Moment lang so stehen, bevor sie sich wieder aufs Sofa fallen ließ.
»Damit hatte er mich schon für sich gewonnen. Mit diesem einen Satz. Ich wusste, dass ich nicht sonderlich begabt bin. Aber ich wollte raus aus Schwerin, weg aus der Provinz, woich immer nur die Tochter des Klosettkönigs war.« Sie schaute auf, und Leo bemerkte einen schwachen Widerhall der Entschlossenheit, die ihn bei ihrer Schwester beeindruckt hatte.
»Hatten Sie je das Gefühl, dass es Ihrem Mann nur um Ihr Geld ging?« Die Frage war brutal, aber unumgänglich.
Ihre Augen wurden groß, und er fürchtete neue Tränen, doch sie beherrschte sich. »Ich weiß, dass alle das sagen. Sogar meine Schwester. Es – mag sein, dass es eine Rolle gespielt hat. Viktors Filme waren teuer. Alles sollte so echt und schön wie möglich aussehen, und das kostete viel Geld. Aber er hat mich gerngehabt. Das weiß ich.« In ihrer Stimme schwang eine Spur von Trotz mit.
Leo sah, wie Sonnenscheins Stift über dem Papier innehielt. Er räusperte sich. »Frau König, ich muss Ihnen noch eine unangenehme Frage stellen. Haben Sie Ihren Mann vorgestern geohrfeigt? Kurz vor seinem Tod?«
Sie schien sich einen Ruck zu geben und sah ihn herausfordernd an. »Ja.«
»Und warum?«
»Weil er zugelassen hat, dass Reporter irgendeinen Dreck schreiben«, sagte sie mit hasserfüllter Stimme. »Dieser Klein hat behauptet, Viktor hätte ein Verhältnis mit Carla Vasary gehabt. Er hat getan, als wäre er an dem Film interessiert, als wollte er nur mit mir sprechen, weil ich ihn mitproduziert habe, aber dann hat er im selben Artikel diesen Dreck über Carla geschrieben. Dass Viktor ihr Geschenke gemacht hätte.«
Leo seufzte innerlich. Manchmal hasste er seinen Beruf. »Frau König, ich muss Ihnen leider sagen, dass Ihr Mann tatsächlich die Stola für Fräulein Vasary gekauft hat. Das hat sie uns selbst erzählt.«
Ihr vom Weinen gerötetes Gesicht wurde blass. Sie presste die Lippen aufeinander, als wollte sie spontane Worte zurückhalten. Leo sah, wie sich ihre Hände um die Sofakante klammerten.
»Sie hat uns aber auch gesagt, dass sie kein Verhältnis mit Ihrem Mann hatte.«
Elly König schien ihn nicht zu hören. Sie stand auf und ging mit schleppenden Schritten zu der Fensterfront, durch die man in den Garten blickte. Sie legte die Hände und die Stirn an die Scheibe und verharrte so.
Die Kriminalbeamten sahen einander an. Sonnenschein notierte etwas und hielt Leo das Notizbuch hin. Leo nickte. Er erhob sich, trat zu Elly König und legte ihr vorsichtig die Hand auf die Schulter. Sie wurde starr, schien alle Muskeln anzuspannen.
»Gehen Sie.«
»Noch eine Frage, dann lassen wir Sie für heute in Ruhe. Kennen Sie eine Marlene Dornow? Oder hat Ihr Mann den Namen je erwähnt?«
»Noch eine, der er Geschenke gemacht hat?«, fragte sie verächtlich.
»Das wissen wir nicht.« Leo zögerte. »Diese Frau
Weitere Kostenlose Bücher