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Mord in Babelsberg

Mord in Babelsberg

Titel: Mord in Babelsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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für nötig gehalten hatte, ihnen einen Platz anzubieten. Hellwig gab sich herablassend, doch an seinem rechten Mundwinkel zuckte ein Muskel.
    »Dieser Regisseur? Bedauere, aber ich bin dem Herrn nie begegnet.«
    »Das behaupten wir auch nicht«, sagte Leo. »Wir haben in seinem Haus ein Notizbuch gefunden.«
    »Und?« Hellwig hatte sich wieder gesetzt und im Sessel zurückgelehnt.
    »Ein Notizbuch, in dem Geldbeträge und Buchstaben, die wir für die Abkürzungen verschiedener Namen halten, aufgelistet sind.«
    Das Zucken war wieder da.
    »Wir schließen nicht aus, dass auch Ihr Name darunter ist.«
    »Sie sprachen von Abkürzungen«, sagte der Politiker.
    Leo blieb ungerührt. »Erster Punkt: Sie haben Marlene Dornow gut gekannt. Eine Tatsache, die, wenn es nach Ihnen geht, nicht unbedingt öffentlich werden sollte. Zweiter Punkt: Alles deutet darauf hin, dass Marlene Dornow und Viktor König vom selben Täter ermordet wurden. Dritter Punkt: Es existieren Unterlagen, in denen eine Abkürzung auftaucht, die zu Ihrem Familiennamen passt, und zwar in Verbindung mit einer größeren Geldsumme.«
    Da war er, ein kaum merklicher Schimmer auf Hellwigs Stirn. Schweiß. Ansonsten bewahrte er eine stoische Ruhe.
    »Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass es sich um Abkürzungen handelt. Was steht denn dort? Vielleicht ein H? Das kann alles bedeuten.«
    »Mehr«, erwiderte Leo knapp. Hellwig wurde nervös, das war gut. »Bitte, Herr Hasselmann.«
    Sein Kollege räusperte sich. »Unsere Ermittlungen lassen vermuten, dass Herr König über eine Einnahmequelle verfügte, die den Menschen aus seiner näheren Umgebung nicht bekannt war und unter allen Umständen geheim bleiben sollte. Vermutlich eine illegale Einnahmequelle.«
    Leo sah, wie sich Hellwigs Hände um die Sessellehnen schlossen. Gut so, dachte er. Sie waren auf dem richtigen Weg.
    »Dann haben wir überlegt, welchen Schluss die abgekürzten Namen und Geldbeträge zulassen«, fuhr Hasselmann fort. »Und sind auf Erpressung gekommen. Angenommen, König und Dornow hätten einander gekannt und die Herrenbekanntschaften der Toten genutzt, um ihre Liebhaber zu erpressen.«
    Sowie das Wort fiel, entspannten sich Hellwigs Hände. Sein Gesichtsausdruck war nicht zu deuten. »Meine Herren, ich kann Ihnen versichern, dass ich nie erpresst worden bin. Ich habe Ihnen über meine Bekanntschaft mit Fräulein Dornow alles gesagt, was es zu sagen gibt, und Herrn König bin ich nie begegnet. Jetzt möchte ich Sie bitten, mein Haus zu verlassen. Ich habe einen Ruf zu wahren. Sollten Sie mich weiterhin belästigen, wende ich mich an Ihre Vorgesetzten.«
    Leo nickte. »Wie Sie wünschen.«
    Mit diesen Worten wandten er und Hasselmann sich zur Tür.
    Draußen auf der Straße sahen sie einander an.
    »Und?«, fragte Hasselmann zweifelnd. »Ich dachte, wirhätten ihn, aber dann plötzlich … Sollten wir uns getäuscht haben?«
    Leo lehnte sich an den Wagen. »Nein, da ist etwas. Er hat geschwitzt. Und seine Hände … er war angespannt, als Sie die illegale Einnahmequelle erwähnten.«
    »Und als das Wort Erpressung fiel, wurde er wieder ruhig.«
    Leo ging langsam um den Wagen herum, öffnete die Tür, warf Hut und Mantel auf den Rücksitz und stieg ein. »Also hatte König eine illegale Einnahmequelle. Und Hellwig weiß davon. Nur wurde er nicht damit erpresst.«
    Leo ging das letzte Stück zu Fuß. Dabei kam ihm ein ähnlich schöner Abend in den Sinn, der fast auf den Tag genau vier Jahre zurücklag. Er war in die Emdener Straße gebogen, Marie war ihm entgegengelaufen, und er hatte ihr die Zuckerstange gegeben, die Fräulein Meinelt ihm für sie geschenkt hatte. Damals war er ein Witwer mit einer Geliebten gewesen, die er sporadisch traf, wenn sie Lust aufeinander hatten. Heute war er ein verheirateter Mann, der den Tod jener Geliebten untersuchte. Er wusste eigentlich sehr wenig über sie. Sie war ein Mensch gewesen, der niemanden dicht an sich heranließ; selbst Irene Petzold hatte ihm kaum etwas Persönliches erzählen können. Ihm fiel ein, was sie beim Abschied in seinem Büro gesagt hatte.
    Haben wir uns schon einmal gesehen? Sie kommen mir irgendwie bekannt vor .
    Er und Marlen hatten sich fast immer in ihrer Wohnung getroffen. Woher also … das Foto. Sie musste das Foto einmal bei ihrer Freundin gesehen haben. Leo blieb abrupt stehen. Er konnte sich nicht erinnern, wann er es zuletzt gehabt hatte.
    Beim Abendessen ging es hoch her, weil Georgs Fußballmannschaft am

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