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Mord in Der Noris

Mord in Der Noris

Titel: Mord in Der Noris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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in jedes Zimmer, um im Ernstfall sofort zur
Stelle zu sein. Das birgt aber auch gewisse Gefahren oder besser«, die Leiterin
suchte nach einem harmloseren Ausdruck und wurde schließlich auch fündig,
»Angriffspunkte in sich. Unser Heim steht in dieser Hinsicht Gott sei Dank sehr
gut da, aber auch bei uns kommt es vor, dass unseren Mitarbeitern vorgeworfen
wird, Geld oder Schmuck entwendet zu haben.«
    »Und Frau Platzer gegenüber wurde dieser Vorwurf
erhoben?«, fragte sie.
    »Ja, leider. Zweimal in den letzten zwei Jahren. Wir
sind diesen Vorwürfen natürlich nachgegangen, aber es hat sich herausgestellt,
dass daran nichts war. Nicht das Geringste«, betonte Irene Striegel nochmals.
    Auch über diese pikante Information machte sich Paula
Notizen. Dann stand sie auf und bedankte sich bei der Verwaltungsleiterin mit
einem breiten Lächeln für deren Offenheit.
    Als sie gemeinsam Richtung Empfang gingen, machte sie
Irene Striegel noch ein etwas bemühtes, aber durchaus ernst gemeintes
Kompliment, das diese mit einem freudigen Strahlen quittierte.
    »Das ist schön, dass Sie das sagen, Frau Steiner. Das
nämlich ist auch unser Ziel. Wir wollen weniger ein Heim als vielmehr ein Hotel
sein. Mit allen Freiheiten, die es gibt. Wie die eigenen Möbel zum Beispiel,
die jeder mitbringen darf, oder der Tatsache, dass unsere Gäste zum Essen
kommen und gehen können, wann immer sie wollen. Sie müssen sich nicht dazu
anmelden wie in anderen Heimen. Und das Wichtigste für mich ist: Es darf bei
uns nicht riechen. Und das tut es anscheinend auch nicht, wenn Sie das schon so
nett sagen mit dem Grand Hotel für die Generation sechzig plus.«
    Als sie zu ihrem Wagen zurückmarschierten, blieb
Heinrich plötzlich stehen.
    »Was hältst du davon, Paula, wenn wir zum Platnersberg
gehen, uns dort eine freie Bank suchen und uns ein wenig unterhalten, bevor wir
ins Präsidium zurückfahren?«
    »Das können wir schon machen, aber ich dachte, du bist
so hungrig.«
    »Jetzt nicht mehr«, lautete die rätselhafte Antwort.
    Schweigend gingen sie zu dem weitläufigen Park, der
nur einen Steinwurf entfernt von der Terrasse des Philipp-Melanchthon-Heims
lag. Sie mussten nicht lange suchen – alle Parkbänke waren frei. Nachdem sie
Platz genommen und sich rasch eine Zigarette angezündet hatte, begann Heinrich,
der immer noch vor ihr stand, mit der Unterhaltung, um die er gebeten hatte.
    »Ich möchte jetzt eine ehrliche Antwort von dir,
Paula. Hast du schon jemals darüber nachgedacht, mich loszuwerden, also mich
aus deiner Kommission wegzuloben?«
    »Hä?«, lautete ihre erstaunte Gegenfrage. »Wieso und
warum?«
    »Na ja, weil das, was ich an Fehlzeiten
zusammenbringe, doch auch über den Durchschnitt hinausgeht. Wie bei der
Platzer, der sie deswegen auch kündigen wollten. Oder es schon getan haben.«
    Ach das, das hatte sie ganz vergessen. Im ersten
Moment war sie drauf und dran, ihm als Revanche für sein
»Zuständigkeitsbereich, altersmäßig gesehen« eine entsprechend humorige oder
gar ironische Antwort zu geben. Doch da er noch immer vollkommen ernst und mit
einem gewissen bangen Gesichtsausdruck vor ihr stand, verkniff sie sich diese
einmalige Gelegenheit zum Konter. Dachte stattdessen nach und versuchte sich zu
erinnern.
    »Nein, nie.«
    »Wirklich wahr?«
    »Wirklich wahr. Das soll aber nicht heißen, dass mir
deine elenden Schwänzwochen immer in den Kram gepasst hätten. Das haben sie
nämlich nicht.«
    Und da passierte etwas Einmaliges. Heinrich nahm an
ihrer linken Seite Platz, legte für einen kurzen Moment seine Hand auf ihre
rechte Schulter und sagte dann: »Du bist ein guter Mensch, Paula. Ein richtig
guter Mensch, weißt du das?«
    Schließlich fügte er noch spöttisch hinzu: »Nicht
immer, aber doch sehr oft.«
    Dann stand er abrupt auf und sagte: »So, und jetzt
spüre ich ihn wieder, meinen großen Hunger. Was meinst du, sollen wir für heute
Schluss machen?«
    »Hm«, brummte sie zustimmend.
    »Du musst mich nicht ins Präsidium fahren, ich nehm
gleich die Straßenbahn.«
    Ihr war das recht, so konnte sie auf dem Heimweg noch
bei einem anderen privaten Seniorenstift vorbeischauen – bei ihrer
zweiundachtzigjährigen Mutter und deren fünfzehnjährigem Dackel.
    In der nahen Schlieffenstraße wurde sie von der
gebrechlicheren Hälfte der Heimbelegschaft empfangen. Max litt seit einigen
Monaten unter starker Epilepsie, die mit regelmäßiger Tablettenvergabe im Zaum
gehalten wurde. Diese »Hammer-Tabletten«, wie

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