Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord in der Vogelkoje

Mord in der Vogelkoje

Titel: Mord in der Vogelkoje Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
Vom Netzwerk:
abreisen?«
    »Nein. Aber ein Vogelkundler, der auf der Heide oder am Strand umherstreift, braucht seine heilen Knochen.«
    »Da haben Sie natürlich recht.« Asmus erkundigte sich noch nach einigen weiteren Details, aber wesentlich mehrerfuhr er nicht. Er schrieb sich die Adresse von Degenhardt ab und bedankte sich für die Hilfe.

    Während Asmus auf dem Rückweg zur Wache war, hatte er einiges zu bedenken. Alles in allem neigte er zur Annahme, dass Degenhardt tatsächlich der Tote in der Koje war. Die in Baden geprägte Münze in seiner Tasche und der Anzug aus Basel passten zu seinem Heimatort Stockach.
    Unwillig setzte sich Asmus an die ungeliebten Schreibarbeiten. Wenigstens lag auf seinem Schreibtisch ein Brief von der Föhrer Vogelkoje. Ein wissenschaftlicher Besucher sei dort nicht aufgetaucht. Trotzdem blieb Asmus einstweilen bei seiner Vermutung, dass der Tote harmlos war und tatsächlich etwas skurril.
    Bis er mit den Protokollen fertig war, war es später Abend geworden. Dennoch wollte er gerne von Ose erfahren, was sie ihm nicht mehr hatte mitteilen können, und schwang sich wieder auf sein Motorrad, um nach Keitum zu fahren.
    Glücklicherweise war sie noch auf, während die Eltern schon zu Bett gegangen waren. Asmus küsste sie lange und heißblütig, bis sie ihn verlegen in einen Lehnstuhl schob. »Eigentlich willst du ja nur die Fortsetzung meiner Neuigkeiten hören«, neckte sie ihn.
    »Ja, stimmt. Aber ›nur‹ ist falsch.«
    Ose setzte sich ihm gegenüber und schob ihm einen Teller mit Keksen hin. »Möchtest du Tee haben?«
    Er schüttelte den Kopf. »Fang an!«
    »Die einzigen Kunden, die bei ihm Entendosen gekauft haben, sind zwei Männer aus Süddeutschland, wie gesagt. Bonde Sibbersen hört viele Dialekte, sagt er, weil häufig Gäste bei ihm Delikatessen und Andenken kaufen. Wie zum Beispiel Krickenten in Dosen oder friesische Kekseoder Köm. Und für ein Schwätzchen mit einem Einheimischen sind Gäste mit viel Zeit immer zu haben.«
    »Leuchtet ein. Weiter.«
    »Die beiden Männer sind seit vergangenem Herbst mehrmals auf Sylt gewesen. Wie lange jeweils, weiß Bonde nicht. Aber bei jedem Besuch haben sie bei ihm entweder vier Dosen mit jeweils zwei kleinen Krickentenkeulen oder zwei Dosen Krickenten und eine mit zwei großen Grauenten, Spießenten also, gekauft.«
    Asmus blieb vor Staunen still. Erst nach einer Weile quälte er sich ein »Das ist ja interessant! Wirkt sehr geplant für eine bestimmte Aufgabe. Mit einem Biwak wäre das gut vereinbar« ab.
    »Finde ich auch. Obendrein waren sie nicht die üblichen, typischen Gäste. Bonde nannte sie auffällig verschwiegen. Er wollte nämlich wissen, ob sie mit der Hausfrau ihres Vermieters abgemacht hätten, die Küche benutzen zu dürfen, oder ob sie die Enten von ihr schmoren lassen wollten. Er hatte den Eindruck, dass die Dosen nicht als Mitbringsel für zu Hause gedacht waren.«
    »Das hört sich an wie Proviant für zwei, drei Tage. Ein auffälliges Interesse für Enten. Und regelmäßige Besuche lassen sich interpretieren als ständige, wiederkehrende Beobachtung von Enten nach Art und Zahl. Vielleicht jeden Monat einmal. Wann waren sie das letzte Mal bei Bonde, weißt du das zufällig?«
    »Zufällig nicht, ich habe Bonde gefragt. Mitte März.«
    Asmus atmete tief durch. Ose hatte gerade seine These zerstört, der zufolge die beiden Männer den Unbekannten erschossen haben konnten. Sein Tod musste im späten April erfolgt sein. Es sei denn, die beiden Entenkeulenliebhaber hatten sich nicht bei jedem Besuch mit Dosen verproviantiert. »Tja«, sagte er resigniert. »Es ist spät. Ich muss nach Hause.«
    »Und? Keine Anerkennung?«
    »Ganz große, Ose!« Asmus’ Kuss geriet herzhaft. »Das bringt uns weiter, weil wir eine Verbindung zwischen den Dosenkäufern und dem Toten jetzt nahezu ausschließen können. Über den gibt es übrigens auch etwas zu berichten. Gesichert ist nichts, aber ich glaube, es ist eine vielversprechende Spur. Ein Dienstmann hat im Auftrag eines Gastes vom Schwarzen Hahn, der Degenhardt heißt und Vogelkundler war, die Rechnung beglichen und das Gepäck abgeholt. Degenhardt wurde zum letzten Mal vom Portier gesehen, als er morgens das Haus mit einem alten ausgebeulten Tornister verließ.«
    »Mit Lockente drin«, verkündete Ose selbstsicher.
    »Es ist nicht auszuschließen«, stimmte Asmus vorsichtig zu. »Der verkleidete Dienstmann wäre sehr geeignet als Mörder.«
    »Aber gedungen.«
    »Natürlich. Er

Weitere Kostenlose Bücher