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Mord in der Vogelkoje

Mord in der Vogelkoje

Titel: Mord in der Vogelkoje Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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Wächter am Tor stehen, wie um sich zu vergewissern, dass er tatsächlich nach Kampen zurückfuhr.

    Während Asmus den Weg zu Petersens Haus zurücklegte, fiel ihm ein, dass der einzige Mann, der gegenwärtig eine Flinte in aller Offenheit trug, der Wächter des Fabrikgeländes war. Allerdings ausschließlich im Gelände. Und obwohl Tiglat-Pileser beobachtet hatte, dass der Schütze außerhalb des Zauns gewesen war, war nicht auszuschließen, dass es sich um ein und denselben Mann handelte.
    Oh, Wunder, Petersen war zu Hause. Schweigend ließ er Asmus ein. Als er ihm die Tür zur Dörns öffnete, ging die Küchentür auf, und darin erschien seine Frau mit vor Wut hochrotem Gesicht. »Ich will in Zukunft nur noch Gänse, und wenn sie die doppelte Menge Kartoffeln fressen!«, schrie sie und verschwand wieder in der Küche.
    Der Haussegen hing hier offensichtlich ganz schief, aber Petersen äußerte sich dazu nicht. »Kaffee und Köm!«, brüllte er hinter seiner Frau her.
    Das würde ein unangenehmes Gespräch werden, fürchtete Asmus. »Sie haben dem Wächter des Neubaus eine Flinte gegeben, stimmt’s?«, sagte er dem Hausherrn auf den Kopf zu.
    »Nur geliehen!«, verteidigte sich Petersen, mit den Gedanken wohl noch beim Streit mit seiner Frau, um gleichdarauf zu bemerken, was er gesagt hatte. »Nein, nein, das ist ein Missverständnis! Neubau? Was für ein Neubau?«
    »Was ist das Missverständnis?«
    Petersen versuchte mit aller Gewalt, seine Nerven unter Kontrolle zu bringen. »Ich habe einen Bekannten mit dem Namen Eberhard Wächter. Ich dachte an ihn …«
    »So, so. Nein, ich spreche vom Wächter des Fabrikgeländes.«
    »Warum sollte ich dem Mann eine Flinte geben? Ich habe mit ihm nichts zu tun!«
    »Der Wächter ist anderer Meinung. Er verwies mich an Sie, als ich mich nach dem Besitzer des Geländes erkundigte.«
    »Ich bin es nicht! Ich bin nur beauftragt, mich gelegentlich zu vergewissern, dass die Handwerker arbeiten.« Petersen wirkte wieder sehr aufgeregt.
    »Wer ist denn der Bauherr? Ich möchte die Baugenehmigung sehen.«
    »Da fragen Sie doch am besten bei der Behörde nach«, stammelte Petersen, dessen Unruhe unter Asmus’ direkten Fragen immer größer wurde. »Die Verwaltung dieses Baus ist nicht meine Angelegenheit.«
    »Wessen denn?«
    »Das weiß ich nicht, es ist das Projekt einer Gesellschaft! Vielleicht, dass der Gemeindevorsteher …«
    Er log! »Kennen Sie einen Hank Christensen?«, unterbrach Asmus ihn.
    »Nein.« Petersen faltete die Hände, um ihr Zittern zu verbergen.
    »Wie Sie wollen.« Asmus stand auf, noch bevor Kaffee und Schnaps, den er sowieso abgelehnt hätte, auf dem Tisch standen. »Ich werde Sie offiziell zum Verhör in die Wache von Westerland vorladen, wo Sie ein Protokoll unterschreiben werden, dass alles zutrifft, was Sie gesagt haben. Solltees nicht stimmen, kann man Sie wegen Falschaussage anklagen.«
    »Ich hab’s dir ja gleich gesagt«, zeterte Frau Petersen, die plötzlich mit einem Tablett und Tassen in der offenen Tür stand.
    »Halt den Mund!«, fuhr Petersen sie an. »Komm endlich her mit Kaffee und Küchlein! Setzen Sie sich wieder, Wachtmeister Asmus«, fuhr er versöhnlich fort. »Das ist ein echter guter Köm, den sollten Sie sich nicht entgehen lassen.«
    Asmus lehnte dankend ab und verließ das Haus.

    Vor der Pforte zögerte er. Was mochte es sein, wovor Frau Petersen ihren Mann gewarnt hatte? Denn darum war es doch wohl gegangen. Und warum wollte sie jetzt Gänse haben, obwohl sie vorher Enten gehalten hatten? Und was war mit den Kartoffeln?
    Er kehrte um und ging um das Haus herum. Es entsprach nicht den Vorschriften, ohne Erlaubnis ein fremdes Grundstück zu besichtigen – er tat es trotzdem.
    Sein Verdacht erwies sich als richtig. Die Stockenten waren fort. Die Federn waren aus dem Teich gefischt, der Kot zu Haufen zusammengekratzt, die Tür zum Entenhaus stand sperrangelweit offen, und die Pforte zur benachbarten Weide war geschlossen.
    Nickels Petersen hatte sich der etwa zehn Enten, wahrscheinlich die zahmen mit den gestutzten Flügeln aus der Entenkoje, auf einen Schlag entledigt. Seine Frau war damit nicht einverstanden gewesen, und darüber hatten sie einen erbitterten Streit geführt.
    Asmus fragte sich, ob Petersen sie verkauft oder sie hatte schlachten lassen. Auf keinen Fall waren Dreck oder Arbeit ein Grund gewesen. Gänse machten vermutlich nicht wenigerArbeit. Also ging es speziell um Enten. Wer aber kaufte so alte Enten?
    Oder

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