Mord in der Vogelkoje
Petersen hat die Eignergemeinschaft mit Hilfe falscher Zahlen zur Selbstauflösung veranlasst. Drei Männer sind zu Tode gekommen. All das wegen ein paar Enten? Da stimmt etwas nicht! Uns fehlt noch eine wirklich schlüssige Erklärung«, behauptete Asmus, der zu genau wusste, dass seine Nase ihn bisher immer zum Verbrechen hinter dem äußeren Schein geleitet hatte. Dieses Gefühl überkam ihn immer mehr.
»Hält Sinkwitz auch Enten?«, murmelte Matthiesen und kuschelte sich auf der Sofalehne mit Hilfe eines Kissens in den Schlaf.
»Lorns bleibt am besten diese Nacht hier«, befand Asmus mit einem Blick auf ihn. »Der ist ja völlig fertig. Wir treffen uns dann alle drei morgen um acht Uhr und erstellen ein gemeinsames Protokoll.«
»Von morgen ist wohl nicht die Rede. Wir haben schon heute.« Jep gähnte und stellte das Schnapsglas auf den Tisch zurück.
Asmus begleitete ihn zur Tür, dann machte er es Matthiesen auf dem etwas zu kurzen Sofa so bequem wie möglich und ging selber ins Bett.
K APITEL 17
Während Asmus noch dabei war, sein Protokoll zu verfassen, betrat Doktor Godbersen wieder einmal die Wache. Jep brachte ihn zu Asmus ins Verhörzimmer.
»Wieder etwas passiert?«, seufzte Asmus beunruhigt und zeigte auf den Besucherstuhl
»Nein, das nicht. Ich bin dieser Sache mit unserem unbekannten Patienten nachgegangen. Hast du einen Erfolg gehabt?«
»Nein, aber wir haben auch nicht gesucht, Borg. Einfach keine Zeit gehabt.«
»Ja, kann ich verstehen. Der Patient ist tot, er ist an Atemlähmung gestorben. Ich habe mit dem Verfasser eines der Artikel über das Blutwurstgift Kontakt aufgenommen. Ein junger Assistenzarzt in der Hamburger Klinik. Er hat mir bestätigt, dass meistens mehrere Menschen gleichzeitig durch dieses Gift zu Schaden kommen, sofern alle das Gleiche gegessen haben. Das Gift steckt im Essen.«
»Und durch welches?«
»Er sagte, die Giftträger sind nicht nur Fleisch, es kann auch Gemüse sein. Dann erzählte er mir, was er noch nicht veröffentlicht hat: Ursache Dosen! Dosen mit Fleisch und Gemüse, wahrscheinlich auch Fisch. Die Amerikaner haben dazu schon mehr Erfahrung, das hat er mir bestätigt.Der Assistenzarzt glaubt, dass Dosen, die aufgebeult sind, verdächtig sind. Anscheinend entwickelt sich in den betroffenen Dosen das Gift, das dann die Dosen aufbläht. Ich erzähle dir das, weil du so großes Interesse an den Dosen mit Entenkeulen hattest.«
»Mein Gott«, sagte Asmus und schwieg dann eine Weile. »Habt ihr noch mehr Patienten mit dieser Vergiftung?«
»Nein, ich sagte dir ja schon, dass ich noch niemals vorher einen solchen Fall gesehen habe.«
Asmus nickte. Er hatte sich nur vergewissern wollen. »Bonde hat mir erzählt, dass die beiden merkwürdigen Besucher regelmäßig Dosen mit zwei oder vier Entenschlegeln gekauft haben. Gut möglich, dass einer von ihnen eine Dose mit Gift erwischte, der andere nicht.«
»Könnte sein. Eine einheimische Krankheit aus frischen Nahrungsmitteln scheint es jedenfalls nicht zu sein, nichts, was man hier als Familie verzehrt.«
»Kann man Menschen absichtlich vergiften?«
»Darüber ist nichts bekannt. Ich glaube, eher nicht. Und mehr weiß ich dazu auch nicht. Ich hoffe, es hilft dir, deinen Verbrechern auf die Spur zu kommen.«
»Du könntest mir noch erzählen, wie der Mann ausgesehen hat.«
»Kann ich. Er war ungefähr vierzig Jahre alt, so groß, dass er nur knapp in ein Klinikbett passte. Seine Haut war sehr hell, natürlich war er wegen der Krankheit blass. Trotzdem fiel sie wegen des Kontrastes zu seinem schwarzen Haar auf. Und er hatte knallblaue Augen. Manche Menschen aus den Alpen, aber auch aus England sehen so aus.«
»Exakt diese Beschreibung habe ich schon einmal gehört. Es handelte sich um den Besucher eines Nachtlokals, der genau wie die heimlichen Besucher der Entenkoje einen süddeutschen Dialekt sprach. Das passt. Danke für deine Mühe, Borg.«Das Protokoll wurde ausführlich und betrug mehrere Seiten. Asmus ging, erst zwei Stunden nachdem Sinkwitz es erhalten hatte, zu seinem Vorgesetzten.
»Da seid ihr ja einer richtigen Räubergeschichte auf der Spur«, sagte Sinkwitz zweifelnd.
»Räubergeschichte klingt nach Kinderbuch«, widersprach Asmus. »Die Wahrheit ist: Bisher haben wir drei Tote und einen Verletzten. Hinzu kommt: Matthiesen war zweimal in Lebensgefahr und ist mit viel Glück davongekommen.«
»Und Sie meinen wirklich, dass Nickels Petersen beteiligt ist?«, fragte Sinkwitz. »Ich kenne
Weitere Kostenlose Bücher