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Mord in der Vogelkoje

Mord in der Vogelkoje

Titel: Mord in der Vogelkoje Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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Petersens Gliederreißen vielleicht um eine oder mehrere Schrotkugeln handeln?
    Sollte dies der Fall sein, war es durchaus denkbar, dass Petersens Frau ihn überreden würde, sich in die Klinik zubegeben. Schrotkugeln im Hinterteil waren zwar nicht grundsätzlich gefährlich, aber doch schmerzhaft. Das wäre gleichzeitig eine völlig unauffällige Methode, sich nach Dres’ Befinden zu erkundigen. Schließlich mussten die beiden unbedingt in Erfahrung bringen, ob Dres tot war oder nicht. Petersen würde dem klugen Ratschlag seiner Frau sicher folgen.
    Asmus setzte deshalb die Idee sofort in die Tat um und fuhr zur Klinik, um seinen künftigen Schwiegervater vorzuwarnen. Seine zweite Idee, die Möglichkeit, Petersens Garten nach vergrabenem Entendreck abzusuchen, war hingegen ohne Durchsuchungsbefehl nicht realisierbar.
    Doktor Godbersen versprach, Asmus zu informieren, falls der Patient Petersen sich nach dem Patienten Dres erkundigte. Hinsichtlich der Schrotkugeln würde er Asmus vermutlich nichts erzählen, zumal Petersen wahrscheinlich als Ursache geltend machen würde, mit jemandem auf der Jagd gewesen zu sein, was unter die ärztliche Schweigepflicht fiel. Zu dieser Jahreszeit war dies illegal, und zur Selbstanzeige war niemand verpflichtet. Asmus gab sich damit zufrieden.

    Danach beschloss er, Hank Christensen im Seehotel aufzusuchen. Mindestens würde er erfahren, ob der Amerikaner dort noch wohnte oder abgereist war. Zwar war es nicht üblich oder auch nur geduldet, Befragungen in Zivilkleidung durchzuführen, aber Asmus wusste, dass man ihn so kurz wie möglich abfertigen würde, wenn er sich im Hotel in Uniform zeigte.
    Er fuhr daher zuerst nach Hause, um sich umzuziehen, und dann in das vornehme Hotel.
    An diesem Tag war der Concierge ein anderer, den Asmus nicht kannte. Erwartungsgemäß war auch er sehr zurückhaltend mit Informationen. »Ich darf über unsere Gästenicht sprechen, Wachtmeister, das wissen Sie doch sicher.« Und zu einem Pagen, der am Tresen herumlungerte: »Verschwinde! Such die Koffer von Nummer siebzehn heraus, und bring sie vor die Tür!«
    »Jawohl.« Der Page, der wahrscheinlich nicht älter als dreizehn Jahre war, verbeugte sich und eilte in den Nebenraum, in dem offenbar das Gepäck der abreisenden Gäste aufbewahrt wurde, bis ihre Kutsche kam.
    Asmus, der ihm mit den Augen gefolgt war, wandte sich wieder an den Portier. »Aber Hank Christensen logiert hier doch noch?«
    »Wie oft muss ich es Ihnen noch sagen …«, antwortete der Angestellte hochnäsig.
    Es war zwecklos, noch länger zu insistieren. Als Asmus das Haus verlassen wollte, kam der kleine Page mit den Koffern von Nummer siebzehn. Mit funkelnden Augen machte er eine Bewegung mit dem Kopf, die Asmus nur so deuten konnte, dass der Junge draußen mit ihm sprechen wollte.
    Asmus trat auf die Außentreppe, fühlte suchend in den Taschen nach einem imaginären Zigarettenetui und ging dann ein paar Schritte zur Seite, wo er vom Concierge nicht gesehen werden konnte. Augenblicke später folgte der Page.
    »Herr Wachtmeister«, raunte er, »Hank ist heute früh losgefahren und vorhin wiedergekommen.«
    »Du nennst ihn Hank?«
    Der Junge errötete. »Das dürfen wir. Er hat es uns Pagen selber angeboten. Er ist ein netter Kerl.«
    »Und du bist?«
    »Jewe. Zu Diensten, Herr Wachtmeister.« Der Junge verbeugte sich artig.
    »War Hank mit der Kutsche unterwegs?« Asmus hoffte auf Mans, den aufmerksamen Kutscher.
    »Nein! Mit seinem Motorrad! Ein Freund hat es ihm geliehen, solange er auf Sylt ist.«
    »Das ist die beste Art Fahrzeug für diese sandigen Wege überhaupt«, lobte Asmus. »Ich habe auch eines, von DKW mit zweieinhalb PS. Ist nicht besonders leistungsstark, aber für mehr reichte mein Geld nicht. Dahinten steht es. Würdest du mir das von Herrn Christensen mal zeigen?«
    Jewe sah sich um. »Eigentlich darf ich das nicht. Aber weil Sie doch Polizist sind und wahrscheinlich einen Verbrecher suchen … Kommen Sie mit.«
    Er eilte um das Haus herum zur Rückseite, wo eine schmale Rampe in den Keller führte, und knipste unten das Licht an. Der Raum barg offenbar die Biervorräte des Hotels in Fässern und Pakete mit Konservendosen sowie einen Rollstuhl. Und ein Motorrad.
    Jewe zeigte darauf. »Hank hat gesagt, dass in Amerika, wo er wohnt, ständig alles geklaut wird, was vor einem Haus herumsteht. Und da möchte er nicht ein geliehenes Motorrad da draußen zwischen unseren Fahrrädern parken. Ist ja auch nicht

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