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Mord in der Vogelkoje

Mord in der Vogelkoje

Titel: Mord in der Vogelkoje Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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du dich selber für die Vergiftung bestrafen?«
    »Woher weißt du das alles? Was hast du denn mit Fleisch zu schaffen?«, fragte Bonde störrisch.
    »Mein künftiger Schwiegervater hat mich in die Geheimnisse des Fleischaufbewahrens eingeführt.« Asmus lächelte breit. »Menschliches und Tierisches haben viel gemeinsam.«
    »Tja. Du meinst also, mich trifft keine Schuld?«
    »Nicht die geringste, Bonde. Und jetzt würde ich auch gerne einen Kurzen und ein Bier genießen. Feierabend.«
    »Selbstverständlich.« Bonde schenkte in die für Asmus bereitstehenden Gläser Schnaps und Bier ein, und gemeinsam genossen sie stumm die friedliche Stimmung, die sich zwischen ihnen breitgemacht hatte.

K APITEL 18
    Christensen im Hotel und Dres tot  – eine gute Gelegenheit, dachte Asmus, die Hütte von Dres zu durchsuchen. Die Wahrscheinlichkeit war größer, dass er die Franken in der Bude oder ihrer Umgebung versteckt, als dass er sie in einem dicken, auffälligen Umschlag nach Süderlügum geschickt hatte.
    Asmus wählte den Feldweg von Braderup nach Kampen und fand einen Fußweg zum Strand hinunter, wo er sein Motorrad zwischen Büschen und einem Priel ablegte. Dann wanderte er nordwärts bis zum Zaun des Fabrikgeländes.Ab da musste er aufpassen, von den Arbeitern nicht gesehen zu werden.
    Der Zaun an der Abbruchstelle war noch nicht zurückversetzt worden, so dass er wieder durch die Rinne nach oben robben konnte. Er blieb einige Augenblicke im hohen Gras liegen, um nach allen Seiten zu sichern.
    Die Stimmen der beiden Arbeiter, des Dachdeckers und die hellere seines Lehrlings drangen aus der Gegend der Halle zu ihm, die Bahn für ihn war frei. Geduckt huschte er am Zaun entlang zur Hütte von Dres.
    Sie hatte zwar ein Vorhängeschloss, aber es war geöffnet, und der Schlüssel steckte. Dres war am Abend, an dem so viel geschehen war, nicht mehr zurückgekommen.
    Asmus schlüpfte hinein, zog die Tür leise hinter sich zu und sah sich um. Zwei halbrunde Stallfenster, wahrscheinlich geschenkt oder billig erstanden, öffneten sich zu den Gebäuden und gaben genügend Licht, um zu erkennen, dass sich nicht viele Verstecke boten. Die Bude war nach oben offen bis zum Reetdach, möbliert mit einem Tisch, einem Stuhl und einer Art Küchenschrank. In der Ecke befand sich ein eiserner Ofen, dessen Abzugsrohr auf der Meeresseite ins Freie führte. Dres sollte also auch in der kalten Jahreszeit hier hausen. Und natürlich sich auch mal ein Spiegelei braten: Ein gängiger Petroleumkocher, ähnlich dem Modell in der Wärterhütte der Vogelkoje, stand auf dem Tisch. Wie magisch angezogen, musste auch hier Asmus die Funktionstüchtigkeit des Kochers untersuchen. Während er pumpte, sah er sich um.
    In dem alten Schrank befanden sich hinter der Glastür zwei zusammengelegte Oberhemden, daneben zwei Becher, ein Kochtopf und eine leere Flasche Köm. Plötzlich stieg Asmus wieder Benzin in die Nase. Er bückte sich und schnupperte. Tatsächlich. Auch dieser Kocher war präpariert worden.
    Das war ja seltsam! Hatte jemand Dres umbringen wollen, bevor sich die Gelegenheit zum Erschießen ergeben hatte? Jedoch war zum Nachdenken noch später Zeit. Jetzt musste Asmus sich sputen.
    In den beiden oberen Schiebladen lagen Handschuhe und eine graue Uniformhose von der Art, mit der Dres in die Klinik gefahren war. Und obenauf eine Schirmmütze mit der Prägung Dienstmann in goldenen Lettern. Dres war also tatsächlich Dienstmann und Wachmann in einem gewesen. Er hatte Gehabe und Vokabular eines Dienstmanns beherrscht, so dass dem Portier des Schwarzen Hahns gar keine Zweifel gekommen waren. Hätte Dres dazu noch in die Rolle des Kojenmanns schlüpfen sollen?
    In der dritten Schieblade befanden sich zwei zerlesene Briefe der Familie in Süderlügum. Und ein Schlüssel, der zu einem Vorhängeschloss gehörte. Asmus holte das Schloss des Bauhofes von Morsum aus seiner Hosentasche, das er ahnungsvoll mitgenommen hatte.
    Der Schlüssel passte. Offensichtlich war Dres der Dieb der Materialien gewesen, wobei aber nicht geklärt war, woher er den Schlüssel hatte.
    Asmus betrachtete den Fußboden. Zement, wie er auch in der Fabrikhalle verwendet worden war. Nirgends eine brüchige Stelle, ein Riss, der aufgestemmt worden war, oder eine andere Auffälligkeit, hinter der man ein Versteck vermuten konnte.
    Er richtete seinen Blick nach oben. In den geteerten Dachbalken staken zwei kräftige Nägel, die möglicherweise zum Aufhängen der Jacke oder einer

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