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Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Titel: Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Mutter seiner Kinder war – sie hatten einen Sohn, der gegenwärtige Lord Tregarron, und mehrere Töchter –, sondern auch damit, dass sie in der Gesellschaft über beste Beziehungen verfügte. Sie war eine gute Frau, nur eben völlig fantasielos, und hatte bedauerlicherweise auch so gut wie keinen Humor.«
    »Wer wusste noch von der Affäre?«
    »Das entzieht sich meiner Kenntnis. Mitunter fällt den Leuten mehr auf, als einem recht ist, aber wenn sie ebenfalls ein wenig vom Pfad der Tugend abweichen, zerbricht man sich deswegen nicht gleich den Kopf.«
    »Ich verstehe. Und was ist mit seinem Sohn?«
    »Über ihn weiß ich weniger, und vor allem nichts über außereheliche Beziehungen. Er hat stets große Dinge auf seinen Vater gehalten, hat aber eine noch höhere Meinung von seiner Mutter, an der er sehr hängt.«
    »Und was ist mit dem Vater?«, fragte er.
    »In den letzten Jahren war es zwischen den beiden zu einer gewissen Entfremdung gekommen.«
    »War Mrs. Montserrat der Grund dafür bekannt?«
    Die Zofe zögerte.
    »Bitte, Miss Tucker. Es könnte wichtig sein«, bat er.
    »Ich glaube, er hatte von der Beziehung seines Vaters zu Mrs. Montserrat erfahren, die damals allerdings schon viele Jahre zurücklag«, sagte sie mit leichtem Widerstreben.
    »Danke. Ich bin Ihnen sehr verbunden.« Jetzt nahm er einen kräftigen Schluck Tee.
    Sie runzelte die Brauen. »Nützt Ihnen das etwas?«
    »Das weiß ich nicht. Kann sein.« Allmählich begann sich in seinem Kopf eine vage Vorstellung abzuzeichnen.

KAPITEL 9
    Als Narraway ihm gegenüber an dem Schreibtisch Platz nahm, von dem aus er selbst zuvor die Abteilung Staatsschutz geleitet hatte, fühlte sich Pitt unbehaglich. Da der Wechsel an der Spitze erst ein knappes Jahr zurücklag, war ihm die Situation nach wie vor unangenehm.
    Wie stets trug Narraway einen tadellos geschnittenen, eleganten Anzug, und sein dichtes Haar war wie gewohnt bestens frisiert. Doch in sein Gesicht waren tiefe Linien eingegraben, und er zeigte nicht die Spur eines Lächelns. Offenkundig hatte er große Sorgen.
    Es war noch eine gute Woche, bis Herzog Alois in Dover eintreffen sollte.
    »Ich komme gerade aus dem Haus in Dorchester Terrace«, begann Narraway.
    »Und, hat sich da etwas Neues ergeben?«, erkundigte sich Pitt.
    »Auch wenn sich nicht gänzlich ausschließen lässt, dass das Motiv für den Mord an Serafina Montserrat in ihrem häuslichen Umfeld zu suchen ist, halte ich das für äußerst unwahrscheinlich«, gab Narraway zurück. »Warum gerade jetzt? Und hätte die Großnichte wirklich den Mut dazu aufgebracht? Immerhin musste sie mit der Möglichkeit rechnen, der Tat überführt zu werden.«
    »Und wer kommt Ihrer Ansicht nach dann als Täter infrage?« Die Situation bedrückte Pitt zwar, beunruhigte ihn aber nicht weiter, zumal das unendlich viel wichtigere Problem des geplanten Attentats auf Herzog Alois seine ganze Aufmerksamkeit verlangte.
    »Höchstwahrscheinlich Adriana Blantyre«, gab Narraway mit leiser Stimme zurück. Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck tiefen Bedauerns.
    Verblüfft sah Pitt ihn an, vermochte aber auf Narraways Gesicht keinerlei Hinweis auf Ironie oder Sarkasmus zu erkennen.
    »Adriana Blantyre«, wiederholte Pitt, als könne er ihn damit dazu bringen, sich zu korrigieren und zu erklären, dass er sie natürlich nicht gemeint hatte.
    »Ja, es tut mir leid«, sagte Narraway mit ernster Stimme. »Ich weiß, dass ihr Mann Ihnen sehr unter die Arme gegriffen hat und Sie sie gut leiden können. Aber eine andere plausible Möglichkeit sehe ich nicht.«
    »Es muss eine geben«, begehrte Pitt auf. »Warum zum Kuckuck sollte sie das getan haben? Das ergibt doch keinen Sinn. Wie gut haben die beiden einander überhaupt gekannt?«
    Narraway seufzte. »Benutzen Sie Ihren Verstand, statt sich von Ihren Gefühlen hinreißen zu lassen. Es gibt ein Dutzend Möglichkeiten, inwiefern das einen Sinn ergeben könnte. Die nächstliegende ist Blantyre selbst. Er ist Spezialist für Fragen im Zusammenhang mit dem Habsburgerreich, gegen dessen Herrschaft über Italien Mrs. Montserrat den größten Teil ihres Lebens gekämpft hat. Wahrscheinlich hatten die beiden unzählige gemeinsame Bekannte, ob Freunde oder Feinde, und es kann eine ganze Anzahl Gründe dafür geben, warum sie in miteinander verfeindeten Lagern standen.«
    »Spielt das denn jetzt noch eine Rolle?«, fragte Pitt ungläubig. Er war nicht bereit, diese Möglichkeit zu akzeptieren. Adriana Blantyre war mehr als

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