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Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Titel: Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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was zwar erst kürzlich zutage gekommen ist, sich aber auf eine der alten Geschichten bezieht.«
    »Das ist gut möglich. Jetzt kann sie ja wohl nichts mehr getan haben.«
    Ffitch schürzte die Lippen. »Ich will damit sagen, jemandem, der heute noch lebt, könnte etwas, woran sie sich erinnert und was sie in ihrem verwirrten Zustand preisgegeben hat, so nahegegangen sein, dass er es nicht auf sich beruhen lassen konnte.« Er nickte bedächtig. »Interessant. Es hat da ein paar üble Sachen gegeben – von Wien aus gesteuerte verräterische Aktionen gegen England. Ich habe allerdings nie erfahren, wer daran beteiligt war. Dabei hatte ich mir wirklich große Mühe gegeben, denn die Sache war sehr wichtig. Aus unserer Botschaft in Wien ist eine Fülle von Material an die Österreicher gegangen, das uns in die größte Verlegenheit gebracht hat. Das war einer meiner schlimmsten Misserfolge.« Der Kummer darüber ließ sich auf seinen Zügen deutlich erkennen.
    Zwar wollte Pitt den Mann nicht in Verlegenheit bringen, doch konnte er es sich nicht erlauben, über die Sache hinwegzugehen.
    »Ist das hier bekannt geworden?«
    Ffitch sah ihn betrübt an. »Nein, jedenfalls nicht bis zu meiner Pensionierung. Ich nehme an, dass man mich damit konfrontiert hätte, wenn man dahintergekommen wäre. Vielleicht mache ich mir aber auch nur eine falsche Vorstellung von meiner eigenen Bedeutung oder von dem Ausmaß an Achtung, das man mir entgegengebracht hat.«
    »Das bezweifle ich«, sagte Pitt und hoffte, dass es der Wahrheit entsprach. »Meiner Vermutung nach hätte zumindest Mr. Narraway das angesprochen. Falls er davon wüsste, hätte er bestimmt verhindert, dass ich eigens herkomme und Sie jetzt behellige.«
    »Ach ja … Victor Narraway. War schon immer überzeugt, dass der es weit bringen würde. Ein kluger Kopf. Auf seine ganz eigene Weise skrupellos. Ich hab mich schon gefragt, warum er aufgehört hat. Hätte gedacht, dass er noch viele Jahre vor sich hatte. Aber ich nehme nicht an, dass Sie mir das sagen werden.« Er verengte seine Augen und sah Pitt abschätzend an. Unübersehbar taxierte er ihn in Bezug auf seine Fähigkeiten und höchstwahrscheinlich auch seine Tatkraft.
    Pitt wartete und nahm sich ein weiteres Stück Kuchen.
    Schließlich stieß Ffitch einen Seufzer aus. »Serafina hat die Hintergründe wahrscheinlich gekannt«, sagte er nachdenklich. »Vielleicht hatte sie deshalb Angst.« Er schüttelte den Kopf, wobei der Widerschein des Kaminfeuers auf seine Wangen fiel. »In ihren besten Zeiten konnte sie ein Geheimnis besser bewahren als ein Grab. Verdammt schade.«
    »Adriana Blantyre«, sagte Pitt leise.
    Ffitch zwinkerte. »Blantyre? Evan Blantyre war damals ein junger Bursche, aber verdammt gerissen. Hat sich an allem beteiligt, war aber nie mittendrin. Er hat es immer verstanden, sich aus allem rauszuhalten. Jedenfalls war das der Eindruck, den Außenstehende von ihm hatten.«
    »Worum ging es dabei?«, fragte Pitt.
    Ffitch machte ein überraschtes Gesicht. »Worum wohl? Natürlich um Verschwörungen, die das Ziel hatten, sich vom österreichischen Joch zu befreien. Verschwörungen von Italienern, Kroaten, gelegentlich sogar auch von Ungarn, obwohl die meisten von denen einfach Lippenbekenntnisse zur Wiener Regierung ablegten und in Budapest munter taten, was sie für richtig hielten.«
    »Mrs. Montserrat gehörte wohl nicht zu denen?«
    »Bestimmt nicht. Wollen Sie etwas über die Verschwörungen erfahren? Sie sind alle miteinander schrecklich danebengegangen. Auf die eine oder andere Weise sind sie alle misslungen. Das wissen Sie natürlich. Die meisten sind einfach im Sande verlaufen, nachdem es ein paar Monate lang aussah, als würden sie Erfolg haben. Ein oder zwei sind ganz gewaltig gescheitert. Die daran Beteiligten wurden erschossen, bevor sie etwas erreichen konnten, weil man sie hereingelegt oder in eine Falle gelockt hatte. Der beste und tapferste all dieser Freiheitskämpfer dürfte Lazar Dragovic gewesen sein. Ein großartiger Mann. Hat gut ausgesehen, war stets guter Dinge, eine Mischung aus Träumer und Tatmensch, der seine Ziele voll Mut und Klugheit bis zum Ende verfolgt hat.«
    »Aber auch er ist gescheitert …« Die Schlussfolgerung lag auf der Hand.
    Ffitch sah Pitt so betrübt an, als spreche er von Dingen, die erst am Vortag geschehen waren.
    »Ja, das ist er. Man hat ihn verraten. Es ist nie herausgekommen, wer der Judas war. Alle anderen sind entkommen, aber Dragovic hat man an Ort

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