Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Titel: Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
wenn er Herzog Alois zu ermorden versucht, haben wir gegebenenfalls die Möglichkeit, den Österreichern die Entscheidung zu ersparen«, sagte Pitt finster entschlossen. »Können Sie mir noch mehr über den Mann sagen? Wo hat man ihn gesehen? Was sind seine Gewohnheiten, wie kleidet er sich, woran können wir ihn erkennen? Ist etwas über seine Vorlieben und Abneigungen bekannt? Über Leute, mit denen er in Verbindung steht?«
    »Selbstverständlich. Ich habe alles aufgeschrieben, was ich weiß.« Blantyre nahm ein gefaltetes Blatt Papier aus der Innentasche seines Jacketts und gab es Pitt. »Der Name meines Informanten ist separat aufgeführt. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie diese Angaben an einer absolut sicheren Stelle aufbewahren und niemandem zeigen würden, außer vielleicht Ihrem Mitarbeiter Stoker. Ich weiß, dass er Ihr Vertrauen genießt.«
    Pitt nahm das Blatt entgegen. »Vielen Dank«, sagte er. Er meinte es ernst. »Herzog Alois wird Ihnen sein Leben verdanken, und auch wir stehen alle miteinander in Ihrer Schuld, weil Sie unserem Volk eine peinliche Situation ersparen, die uns sehr teuer zu stehen kommen könnte.«
    Blantyre leerte sein Glas. »Danke.« Er stellte es auf den Tisch und stand auf. Er zögerte kurz, als wolle er etwas sagen, unterließ es dann aber und ging mit unsicherem Schritt zur Tür.
    Sobald er fort war, ließ Pitt Stoker kommen und teilte ihm nicht nur mit, was Blantyre gesagt hatte, sondern auch den Namen dessen, der die Informationen über Reibnitz geliefert hatte. Es kostete sie den ganzen Tag und auch noch den nächsten Vormittag, um allem nachzugehen, doch es erwies sich, dass jede der Angaben Blantyres der Wahrheit entsprach und einer Nachprüfung standhielt.
    Pitt erteilte Stoker und den ihm unterstellten Männern den Auftrag, noch einmal kritisch alle für die Zeit nach der Landung der Fähre in Dover getroffenen Vorkehrungen durchzugehen. Dann suchte er Narraway auf, mit dem er sich verabredet hatte, weil er sicher sein wollte, ihn zu Hause anzutreffen. In dieser Situation waren Stolz oder hierarchische Strukturen unerheblich.
    Inzwischen war es früher Nachmittag. Von Westen her fegte der Regen durch die Straßen. Im Empfangszimmer von Narraways Haus legte Pitt, der bis auf die Haut durchnässt war, Hut, Handschuhe und Schal zum Trocknen auf das lederbezogene Messinggitter vor dem Kamin.
    Nachdem der Hausherr Holz und Kohlen nachgelegt hatte, setzte er sich bequem hin und sah Pitt an.
    »Sind Sie sich in Bezug auf diesen Reibnitz Ihrer Sache sicher?«, fragte er mit ernster Miene.
    »Ich bin sicher, dass alles stimmt, was mir Blantyre über ihn gesagt hat«, gab Pitt zurück. »Ich habe Erkundigungen über die uns bekannten politischen Morde in Österreich eingezogen. Offenbar lässt sich der Täter nicht eindeutig feststellen. Ganz wie hierzulande gibt es dort zu viele Anarchisten, die blind drauflosschlagen, und manche Fälle sind nach wie vor gänzlich ungelöst. Zu Reibnitz passen die Umstände eines Mordes in Berlin und eines anderen in Paris, doch wie Blantyre gesagt hat – Beweise gibt es nicht.«
    »Und jetzt ist er also in Dover?«, fasste Narraway nach.
    »Wie es scheint, ja. Ein unauffälliger Mann, auf den die Beschreibung passt, ist mit einem Pass auf den Namen John Rainer aus Bordeaux zurückgekehrt. Er sagt, er habe eine mehrmonatige Geschäftsreise dorthin unternommen, kann aber keine Bekannten oder Verwandten nennen, die in der Lage wären, seine Aussage zu bestätigen.«
    Narraway schürzte die Lippen. »Der Mann scheint mir eher ein ausgesprochen umsichtiger Mörder als ein Anarchist zu sein.«
    »Was nicht ausschließt, dass er im Sold von Anarchisten steht«, gab Pitt zu bedenken. Trotz der Wärme im Raum fror er. Der gegen die Scheiben hämmernde Regen klang bedrohlich. »Auch wenn viele dieser Leute Chaoten sind, ist doch denkbar, dass sie sich durch Diebstahl oder von Unterstützern Geld beschafft haben, mit dem sie einen Auftragsmörder wie Reibnitz bezahlen können.«
    Narraway sah ihn fest an. Dabei tanzten die Schatten des Kaminfeuers auf seinem Gesicht. »Oder das Ganze ist tatsächlich ein Täuschungsmanöver, und während wir unsere ganze Aufmerksamkeit auf Herzog Alois richten, passiert an anderer Stelle etwas gänzlich anderes, wovon wir erst erfahren, wenn es zu spät ist.«
    »Auch diese Möglichkeit habe ich in meine Überlegungen einbezogen«, erwiderte Pitt. »Einstweilen habe ich, bis zum Eintreffen des Herzogs, lediglich

Weitere Kostenlose Bücher