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Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Titel: Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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auszustoßen. Dann ließ sie sie wieder sinken. »Ich denke, es ist das Beste, wenn ich nichts mehr sage. Ich möchte niemandem gegenüber ungerecht sein.«
    Er spürte, wie Kälte in ihm emporstieg, als sich der Verdacht nun plötzlich von Lord Tregarron wieder auf Adriana Blantyre zurückverlagerte.
    »Mrs. Blantyre war oft hier. Auch am Abend vor Mrs. Montserrats Tod, nicht wahr?« Seine Stimme klang hohl.
    »Ja … aber … ja, sie war hier.«
    »Allein?«
    »Ja. Ihr Mann hat unten gewartet, weil er annahm, dass das meine Tante weniger belasten würde. Es fiel ihr schwer, mit mehreren Menschen gleichzeitig zu sprechen. Manchmal haben sich die beiden außerdem auf Italienisch unterhalten, was er nicht spricht – jedenfalls nicht fließend.«
    »Aha. Spricht er Kroatisch?«
    »Das weiß ich nicht.« Jetzt war sie sehr bleich. Sie saß starr da, als sei ihr Schnürleib eine Zwangsjacke. »Möglich. Soweit ich weiß, spricht er Deutsch. Er hat ziemlich lange in Wien gelebt.«
    »Ich verstehe. Vielen Dank.«
    Ihm blieb keine Wahl. Er musste Adriana Blantyre aufsuchen und sie befragen.
    Er dankte Nerissa noch einmal und verließ das Haus. Den knappen Kilometer bis zu Blantyres Haus legte er zu Fuß zurück.
    Der Butler ließ ihn ein, und Blantyre selbst empfing ihn im Vestibül.
    »Gibt es etwas Neues?«, fragte er und musterte Pitts Gesicht. »Etwas über Herzog Alois?«
    »Nein. Es geht nach wie vor um den Tod Serafina Montserrats.«
    »Ach ja?« Blantyre wirkte müde. Tiefe Furchen hatten sich in sein Gesicht gegraben.
    Er bedeutete dem Butler mit einer Handbewegung, dass er nicht mehr gebraucht werde, woraufhin dieser gehorsam verschwand und die beiden Männer allein in der Mitte des herrlichen Vestibüls stehen ließ. »Haben Sie etwas Neues darüber erfahren?«
    »Ich bin nicht sicher, aber allmählich sieht es danach aus«, gab Pitt zurück. Was er jetzt zu tun hatte, war das Schlimmste überhaupt. Blantyre hatte sich ihm als Leiter des Staatsschutzes gegenüber mehr als freundschaftlich verhalten und ihn bei der Suche nach Antworten auf die Frage, was hinter dem gegen Herzog Alois gerichteten Anschlag stecken mochte, großzügig unterstützt. Er hatte sogar seine eigene berufliche Position gefährdet, damit Pitt eine Möglichkeit bekam zu erreichen, dass der Premierminister die Sache ernst nahm. Und jetzt musste er diesen Mann damit konfrontieren, dass seine Ehefrau Adriana akut unter Verdacht stand, Serafina Montserrat aus Rache für deren Verrat an ihrem Vater, Lazar Dragovic, ermordet zu haben.
    Blantyre runzelte die Stirn. Als er sprach, klang seine Stimme beherrscht und neutral. »Kann ich da etwas tun? Ich weiß nicht das Geringste über ihren Tod.«
    Pitt schüttelte schweren Herzens den Kopf. »Es sieht so aus, als habe Mrs. Montserrat seinerzeit tatsächlich nicht gegen, sondern für die Österreicher gearbeitet und Lazar Dragovic verraten … Ich werde wegen dringenden Tatverdachts mit Ihrer Gattin sprechen müssen.«
    »Großer Gott!«, stieß Blantyre hervor und schien einen Augenblick lang unsicher auf den Füßen zu stehen. Dann wandte er sich rasch um und ging zur Treppe hinüber. Dort hielt er sich einen Augenblick lang am Geländer fest, ehe er sich daranmachte, nach oben zu gehen.
    Pitt folgte ihm. Ohne dass er recht wusste, warum, befiel ihn plötzlich eine ganz und gar grauenhafte Sorge. Hatte Charlotte womöglich aus Versehen Adriana Blantyre gegenüber etwas gesagt, was besser ungesagt geblieben wäre, und diese dadurch vorgewarnt, wenn nicht gar in Panik versetzt?
    Mit einem Mal begann Blantyre, immer zwei Stufen auf einmal zu nehmen, und eilte dann, oben angekommen, durch den Gang. An der zweiten Tür klopfte er an und blieb mit erhobener Hand stehen. Er wandte sich zu Pitt um, der einige Schritte hinter ihm ebenfalls stehen geblieben war. Die Stille lastete entsetzlich.
    Blantyre ließ die Hand sinken, drehte den Knauf, öffnete die Tür und trat in das Zimmer.
    Die Vorhänge waren noch zugezogen, doch das wenige Licht, das hereinfiel, genügte, um zu zeigen, dass Adriana quer über dem großen Bett lag und ihr aufgelöstes Haar auf dem Kissen ihr Gesicht umrahmte.
    »Adriana!«, stieß Blantyre mit erstickter Stimme hervor.
    Pitt wartete mit heftig klopfendem Herzen.
    »Adriana!«, rief Blantyre jetzt laut. Er beugte sich vor und fasste nach ihrem Arm. Sie rührte sich nicht.
    Pitt sah sich um. Sofort fiel sein Blick auf ein leeres Glas auf dem Nachttisch, neben dem ein kleines Stück

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