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Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Titel: Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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unsichtbar ist. Mittelgroß, schlank, brünett, graue Augen, blasse Hautfarbe. In Österreich oder im übrigen Europa könnte er einer aus einer Million sein. Da er akzentfrei Englisch spricht, ist es ihm auch hier ohne Weiteres möglich, unbemerkt in einer Menschenmenge unterzugehen.«
    »Gibt es besondere Merkmale?«, fragte Pitt, zunehmend besorgt.
    »Nichts dergleichen. Weder hat er einen Leberfleck noch eine Narbe. Er stottert nicht, hat kein nervös zuckendes Augenlid und hinkt nicht. Wie schon gesagt, ist der Mann so gut wie unsichtbar.« Blantyres Augen waren ausdruckslos, als ob alles, was er tat, mechanisch geschehe und es in seinem Körper nichts weiter gäbe.
    »Heißt das, Staum könnte ganz so, wie wir es befürchtet haben, lediglich ein Lockvogel sein?«, fragte Pitt.
    »Das nehme ich an. Jedenfalls wäre er das, wenn ich die Sache zu planen hätte.«
    »Und woher haben Sie die Nachricht?«
    Der Anflug eines Lächelns legte sich auf Blantyres Züge und verschwand gleich wieder so vollständig, als sei das eine Sinnestäuschung gewesen. »Ich verfüge nach wie vor über Verbindungen nach Wien. Reibnitz hat schon mehrere Morde begangen. Das ist zwar allgemein bekannt, doch kann man ihm nichts nachweisen.«
    Jetzt lächelte Pitt. »Und Sie erwarten, dass ich glaube, das hindere die Leute dort daran, ihn aus dem Verkehr zu ziehen? Ist man in Wien so … zart besaitet?«
    Blantyre seufzte. »Natürlich nicht. Sie haben ganz recht. Die Leute bedienen sich seiner, wie es ihnen jeweils passt. Er hat ursprünglich auf der Seite Österreichs gestanden. Jetzt nimmt man an, dass er Verbrechen begeht, wenn der Preis stimmt.« Er sah Pitt mit plötzlichem Nachdruck an, als habe sich in ihm ein Rest von Leben geregt. »Würden Sie einen der Ihren erschießen lassen, wenn Sie annähmen, dass man sich nicht mehr auf ihn verlassen kann? Oder würden Sie ihn vor Gericht bringen und ihm eine Gelegenheit geben, sich zu verteidigen? Wie aber könnten Sie sicher sein, dass es genügend Beweise gegen ihn gibt? Sofern man ihn deshalb aber nicht unter Anklage stellt – würden Sie einen Ihrer eigenen Leute beauftragen, den Mann aus dem Weg zu räumen? Oder wären Sie als Leiter der Abteilung der Ansicht, dass diese Aufgabe Ihnen selbst zufällt?«
    Pitt war verblüfft. Seit der Affäre in Irland hatte er es vermieden, sich diese Frage zu stellen. Es war eine Sache, sich in der Hitze des Gefechts zu verteidigen, noch dazu in Notwehr, aber eine gänzlich andere, anzuordnen, dass jemand getötet wurde. Letzteres lief seiner Überzeugung nach auf Selbstjustiz hinaus.
    »Darauf wissen Sie keine Antwort, nicht wahr?«, sagte Blantyre und nahm endlich einen kleinen Schluck aus seinem Glas. »Immerhin sind Sie ehrlich. Sie sind Kriminalist, und zwar ein ausgezeichneter.« Seine Stimme klang aufrichtig, sogar bewundernd. »Sie decken Wahrheiten auf, die den meisten verborgen bleiben würden. Sie verschaffen sich Gewissheit. Sie wägen Zeugenaussagen und Beweismittel ab, bemühen sich, die Zusammenhänge zu erkennen, bis Sie ein so vollständiges Bild haben, wie es überhaupt nur möglich ist. Sie haben tiefe Empfindungen, sind in der Lage, den Schmerz anderer zu spüren, und Ungerechtigkeit empört Sie. Aber Sie verlieren kaum je die Beherrschung.« Er deutete mit seinen kräftigen, eleganten Händen eine Bewegung an. »Sie überlegen, bevor Sie handeln. Diese Eigenschaften machen Sie zu einer bedeutenden Gestalt im Dienst Ihres Landes. Vielleicht werden Sie eines Tages sogar Victor Narraway übertreffen, weil Sie die Menschen kennen und sie besser verstehen als er.«
    Peinlich berührt sah Pitt ihn an. Ihm war klar, dass eine Einschränkung folgen würde, die er lieber nicht hören wollte.
    Blantyre verzog den Mund. »Aber würden Sie es fertigbringen, einen Ihrer Landsleute ohne Gerichtsverfahren zu töten?«
    »Das weiß ich nicht«, gab Pitt zu. Eine solche Frage ließ sich schwer beantworten. Der Ausdruck auf Blantyres Gesicht lieferte ihm keinen Hinweis darauf, ob dieser seine Antwort achtete oder geringschätzte.
    »Ich bin sicher, dass Sie nicht dazu imstande wären«, erklärte Blantyre schließlich. »Vielleicht hat sich Ihr Gegenüber in Wien noch nicht entschieden, was mit Reibnitz geschehen soll. Ebenso gut ist es möglich, dass der Mann zwar offiziell für den österreichischen Geheimdienst arbeitet, in Wahrheit aber ein Doppelagent ist und ganz nach Belieben abwechselnd die eine oder die andere Seite verrät.«
    »Nun,

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