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Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Titel: Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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hat. Jedenfalls habe ich kein Recht, etwas anderes anzunehmen, und möchte das auch nicht.«
    »Natürlich nicht«, stimmte sie zu. »Dann dürfen wir also die Annahme fallen lassen, dass es etwas damit zu tun hatte.«
    »Aber nein«, sagte er sofort.
    »Das ist Sophisterei, Magnus. Indem er sich mit Serafina einließ, war er erpressbar geworden. Vermutlich hat er damals aus tiefster Seele gewünscht, die Sache möge nie bekannt werden. Immerhin hielt er sich in gehobener diplomatischer Mission in Wien auf, da hätte das ein sehr schlechtes Licht auf seine Fähigkeit zu umsichtigem Handeln geworfen.«
    Einen Augenblick lang lag Unsicherheit in seinen Augen. »Ich kann es dir nicht sagen, Vespasia.«
    »Das ist auch gar nicht nötig, mein Lieber. Ich kann es mir schon denken. Jetzt, da ich weiß, wo ich suchen muss, habe ich die Möglichkeit, die zuständigen Stellen zu informieren.«
    »Soweit ich weiß, ist Victor Narraway nicht mehr im Amt«, bemerkte er und sah sie wieder offen an.
    »Das stimmt. An seine Stelle ist Thomas Pitt getreten, der Ehemann einer meiner Großnichten. Ich kenne ihn schon seit vielen Jahren. Sein Schwager ist Jack Radley, enger Mitarbeiter des gegenwärtigen Lord Tregarron.«
    »Vespasia! Bitte …«, begann er und hielt dann inne.
    »Ich habe Grund zu der Annahme, dass sich sein Vater des Landesverrats schuldig gemacht hat«, sagte sie im Flüsterton.
    »Ich darf darüber nichts sagen«, hielt er ihr entgegen, doch sie konnte an seinem Gesicht ablesen, dass er davon wusste. Die Tatsache, dass er es nicht bestritt, kam einem Eingeständnis gleich.
    Sie erhob sich langsam. »Es tut mir wirklich leid. Du hast nicht verdient, dass ich dir so zugesetzt habe. Wenn es nicht um die Gefahr eines erneuten Landesverrats und weiterer Morde ginge, hätte ich nicht danach gefragt.«
    Auch er stand auf. »Wenn es darauf ankam, warst du mir immer überlegen.«
    »Es war kein Kampf, Magnus. Ich habe dich besser verstanden als du mich, weil du nie ein Hehl aus dem gemacht hast, woran du glaubst. So ist es auch richtig. Ich freue mich, dass du dich nicht geändert hast. Das ist ein Sieg, und du solltest darin auf keinen Fall etwas anderes sehen.«
    Ein Lächeln trat auf sein Gesicht, als gehe über einer Landschaft plötzlich die Sonne auf, doch in seinen Augen lag nach wie vor Schwermut. »Sei vorsichtig, Vespasia. Vermutlich ist es töricht von mir, das zu sagen, aber auch du hast dich nicht verändert.«
    Lady Vespasia war keinen Augenblick unsicher, was zu tun war. Zwar hätte sie Jack gern im Außenministerium aufgesucht, doch wollte sie auf keinen Fall Lord Tregarrons Aufmerksamkeit erregen. So würde sie mit Emily reden müssen, in der Hoffnung, ihr die Dringlichkeit dessen, was sie zu sagen hatte, klarmachen zu können.
    Wie sich zeigte, war Emily nicht zu Hause, sodass Vespasia vor der Wahl stand, auf ihre Rückkehr zu warten oder am Spätnachmittag noch einmal hinzufahren. Sie entschloss sich zur Heimkehr. Sie würde anrufen. Der Gebrauch des Telefons wurde ihr immer mehr zu einer angenehmen Gewohnheit, doch nützte es ihr in dieser äußerst dringenden Situation nichts. Sie bekam weder mit Victor Narraway noch mit Charlotte Verbindung, und sie wagte nicht, Neugier, wenn nicht gar Beunruhigung, dadurch auszulösen, dass sie versuchte, Jack telefonisch zu erreichen.
    So blieb ihr nichts anderes übrig, als um fünf Uhr erneut zu Emily zu fahren. Sie brauchte lediglich eine halbe Stunde zu warten, bis diese eintraf.
    »Tante Vespasia!« Sie machte sich sogleich Sorgen. »Der Butler hat mir gesagt, dass du heute Morgen schon hier warst. Ist etwas nicht in Ordnung? Was ist passiert? Es … hat doch hoffentlich nichts mit Jack zu tun?« Jetzt hatte sie richtig Angst.
    »Beruhige dich, nein. Soweit ich weiß, geht es ihm glänzend. Allerdings gibt es eine Sache, von der er nichts weiß und die ihm sehr schaden könnte, wenn er nicht sogleich handelt. Es wird nicht einfach sein, und deshalb wird er damit womöglich warten wollen. Ich bedaure jedoch, sagen zu müssen, dass ihm die Umstände diesen Luxus kaum gestatten dürften.«
    »Worum geht es denn?«, wollte Emily wissen.
    »Wann erwartest du ihn zurück?«
    Emily sah auf die Kaminuhr mit ihrem Gehäuse aus Goldbronze. »In einer halben Stunde, vielleicht ein bisschen später. Kannst du mir nicht sagen, worum es geht?«
    »Noch nicht. Vielleicht möchtest du gern eine Tasse Tee trinken, während wir auf ihn warten?«, regte Vespasia an.
    Emily bat um

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