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Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Titel: Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Teeküche oben, zu der Miss Tucker den Schlüssel hat. Selbst wenn meine Tante geglaubt hätte, nicht gut schlafen zu können, wäre es ihr unmöglich gewesen, sich selbst etwas von dem Mittel zu nehmen. Das ergibt doch keinen Sinn!«
    »Was würde denn Ihrer Ansicht nach einen Sinn ergeben, Miss Freemarsh?«, fragte er in umgänglicherem Ton.
    »Wie bitte?«
    »Was glauben Sie, was geschehen ist?«
    »Ich … ich weiß nicht. Wie könnte ich? Dann muss meine Tante wohl …« Sie saß still da und brachte den Satz nicht zu Ende.
    »Was?« Er ließ ihr keine Zeit, sich etwas zu überlegen. »Sie haben mir gerade mitgeteilt, dass es ihr unmöglich gewesen wäre, das Mittel selbst zu holen.«
    »Dann … muss wohl jemand …« Sie fuhr sich mit der Hand an die Kehle. »Vielleicht ist jemand … eingebrochen … oder …«
    »Ist das denkbar?«
    »Eigentlich würde ich das für ausgeschlossen halten.« Sie begann ihre Fassung zurückzugewinnen. »Aber ich kenne die Zusammenhänge nicht. Wenn Sie sicher sind, dass eine zu große Menge an Opiumtinktur die Ursache ihres Todes war, wüsste ich nicht, welche weitere Erklärung es da geben könnte. Ich habe ihr das Mittel nicht verabreicht und kann mir das von Miss Tucker ebenso wenig vorstellen. Sie hat Tante Serafina über viele Jahre hinweg treu gedient.« Jetzt sah sie Pitt herausfordernd an und fuhr ein wenig leiser fort: »Meine Großtante hat ziemlich viel über früher gesprochen. Ich war immer überzeugt, dass sie sich das meiste davon ausgedacht hat, aber vielleicht war ja tatsächlich etwas an dem, was sie über ihre Vergangenheit erzählt hat. Sie hat immer wieder gesagt, sie habe Angst, dass jemand versuchen würde, ihr etwas anzutun, damit sie keine Geheimnisse ausplaudert. Falls der Arzt recht hat – und ich kann das nicht beurteilen –, könnte das dahinterstecken.«
    Pitt wartete und sah sie weiterhin aufmerksam an.
    »Ich weiß nicht, was Sie sonst noch von mir hören wollen.« Sie schüttelte den Kopf ganz leicht. »Lady Vespasia war einige Male bei ihr. Vielleicht weiß sie, wer die Absicht gehabt haben könnte, ihr zu schaden. Meine Tante hatte Vertrauen zu ihr und hat ihr deshalb möglicherweise etwas gesagt. Ich kann Ihnen wirklich nicht helfen. Auf jeden Fall muss ich darauf bestehen, dass Sie die Dienstboten hier im Hause nicht noch weiter beunruhigen. Keiner von uns weiß etwas. Ich werde sie alle fragen, ob sie in der Nacht irgendwelche Geräusche gehört haben. Natürlich dürfen Sie sie gern selbst fragen, ob jemand etwas Auffälliges gefunden oder gesehen hat, aber ich wünsche nicht, dass Sie sie mit dem Gedanken ängstigen, jemand sei hier im Hause gewesen, um meine Tante zu vergiften. Habe ich mich klar ausgedrückt?« Sie schüttelte sich ein wenig und funkelte ihn an. »Ich erwarte von Ihnen, dass Sie dafür Sorge tragen, dass sie nicht alle vor Angst kündigen und mich hier allein zurücklassen.«
    Zwar hätte sie das Ganze freundlicher formulieren können, doch musste er einräumen, dass sie prinzipiell recht hatte. Wenn auch nur von ferne die Möglichkeit bestand, dass ein Fremder ins Haus eingedrungen war, hatte sie allen Grund, sich Sorgen zu machen.
    »Ich werde mir Fenster und Türen selbst ansehen, Miss Freemarsh«, versprach er. »Keiner Ihrer Dienstboten braucht zu erfahren, dass der Grund für Mrs. Montserrats Dahinscheiden etwas anderes war als ihr Alter, es sei denn, es wäre Ihr Wunsch, ihnen das mitzuteilen.«
    »Danke.« Sie schluckte. »Und wie soll ich Ihre Anwesenheit hier im Hause erklären?«
    »Wie ich Ihnen schon beim vorigen Mal mitgeteilt habe, war Mrs. Montserrat eine bedeutende Frau, der gegenüber das Land eine Dankesschuld hat«, gab er zur Antwort. »Meine Dienststelle wird sich um die Formalitäten für die Beisetzung kümmern, und es wäre mir lieb, wenn Sie das ohne Widerrede akzeptieren könnten. Das dürfte eine hinreichende Erklärung für meine Anwesenheit sein.«
    Sie stieß den Atem mit einem Seufzer aus. »Ja. Ja, Sie haben recht. Ich bin Ihnen sehr verbunden. Was wollen Sie sich ansehen? Kann das bis morgen warten?«
    »Nein. Ich bin überzeugt, dass Ihr Personal glänzende Arbeit leistet. Gerade das bringt die Gefahr mit sich, dass völlig unabsichtlich Spuren beseitigt werden, die auf einen möglichen Einbruch hinweisen könnten – immer vorausgesetzt, es hat einer stattgefunden.«
    »Ich … verstehe. Dann dürfte es das Beste sein, wenn Sie sich gleich umsehen. Allerdings ist es natürlich

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