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Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Titel: Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Norditalien. Falls da unten jetzt etwas gären sollte, hat sie möglicherweise gewusst, wer daran beteiligt war. Da könnte es Querverbindungen geben und um die Begleichung alter Schulden gehen …«
    Pitt brauchte nicht lange zu überlegen, ob er Narraway von dem möglicherweise bevorstehenden Mordanschlag in Kenntnis setzen sollte, denn er hätte die Hand dafür ins Feuer gelegt, dass dieser nie etwas ausplaudern würde. Seine Loyalität gegenüber der Abteilung Staatsschutz war deutlich ausgeprägter als umgekehrt.
    »Wir haben Hinweise auf ein geplantes Attentat. Als Opfer ist angeblich Herzog Alois von Habsburg ausersehen, der in der zweiten Märzhälfte nach England kommen wird«, sagte er. Noch wollte er Narraway nicht mitteilen, wie blutrünstig und gewalttätig dieser Plan zu sein schien.
    »Alois von Habsburg?« Narraway war wie vor den Kopf geschlagen. »Warum denn der, um Gottes willen?« Er holte tief Luft. »Ist der Mann denn wichtig? Was sagt man im Außenministerium dazu?«
    »Dass ich an einer krankhaft blühenden Fantasie leide«, teilte ihm Pitt mit. »Das wiederum führt man darauf zurück, dass ich in ein Amt befördert worden bin, das meine Fähigkeiten übersteigt.«
    Narraway stieß Flüche aus, von denen Pitt nicht gewusst hatte, dass sie zu dessen Wortschatz gehörten.
    »Evan Blantyre hingegen nimmt die Sache ernst und hat mir auch schon sehr geholfen«, fügte Pitt hinzu.
    »Blantyre?«, fragte Narraway rasch. »Er weiß alles, was es über die Donaumonarchie zu wissen gibt – wahrscheinlich sogar mehr als der Außenminister. Wenn er die Sache als bedrohlich einschätzt, ist sie das auch. Trotzdem verstehe ich nicht, wieso man es gerade auf diesen Alois abgesehen hat. Sofern ich das richtig verstanden habe, ist der Mann doch völlig unbedeutend, auch wenn er mit unserer Königin um ein paar Ecken verwandt ist. Aber natürlich wäre es schrecklich unangenehm, wenn er hier umgebracht würde, vor allem, nachdem Sie Hinweise auf ein geplantes Attentat bekommen haben.« Mit nachdenklicher Miene fuhr er fort: »Haben Sie die Möglichkeit erwogen, dass der Staatsschutz das eigentliche Ziel des Anschlags sein könnte und man den Mann nur zufällig da mit hineingezogen hat?«
    »Das habe ich«, sagte Pitt leise. »Es könnte sein, dass man den Herzog wie einen Bauern auf dem Schachbrett benutzt, den man opfert, weil er praktischerweise gerade dort steht, wo er gebraucht wird. Unter Umständen spielt es gar keine Rolle, wer umkommt, immer vorausgesetzt, die Sache passiert hier bei uns im Lande.«
    »Oder sehen ihn möglicherweise bestimmte Leute als Störenfried an, so wie Erzherzog Rudolf?«, spann Narraway seine Gedanken zweifelnd weiter, auf der Suche nach einer anderen Antwort. »Neigt er den Sozialisten zu? Verfasst er Artikel mit gefährlichen Ideen für linksgerichtete Publikationen, steht er in Verbindung zu subversiven Elementen welcher Art auch immer?«
    »Nichts dergleichen. Soweit wir feststellen konnten, ist er ein ausgesprochen harmloser Dilettant auf dem Gebiet der Philosophie und der Naturwissenschaften. Ohne seine Herkunft aus dem Herrscherhaus, die ihn finanziell unabhängig macht, hätte er vermutlich die Universitätslaufbahn eingeschlagen.«
    Narraway runzelte die Stirn. »Einen Sinn ergäbe das Ganze, wenn man glaubte, ihn, weil er dem Thron gefährlich werden könnte, aus dem Weg räumen zu müssen, und das auf eigenem Gebiet nicht tun wollte.« Er sah unglücklich zu Pitt hinüber. »Offensichtlich gibt es eine ganze Menge, was wir in dem Zusammenhang nicht wissen, Pitt, und das müssen Sie verdammt schnell herausbekommen. Wie hilfreich ist Blantyre? Und was ist sein Motiv dafür, dass er Sie unterstützt?«
    Pitt lächelte bedrückt. »Das habe ich mich auch schon gefragt, aber ich denke, dass die Antwort ziemlich einfach ist. Er sieht Österreich wegen dessen geografischer Lage buchstäblich als Dreh- und Angelpunkt des zur Zeit immer schwächer werdenden Zusammenhalts in Europa. Seinen Worten nach würde dort alles in sich zusammenbrechen, wenn jemand – beispielsweise durch ein solches Attentat und den damit verbundenen gewaltigen Skandal – bestimmte Leute dazu nötigen würde, mit Gewalt gegen kleinere Länder des Habsburgerreiches vorzugehen – beispielsweise Kroatien …«
    Mit zweifelnder Miene gab Narraway zu bedenken: »Mit Kroatien gibt es doch schon seit Jahren Schwierigkeiten. Das ist nichts Neues, und niemand dürfte das besser wissen als

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