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Mord in h-moll

Mord in h-moll

Titel: Mord in h-moll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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stand...
    »Ich... ich hätte mich ganz gut erholt, wenn nicht... aber das muß ich Ihnen ein andermal erzählen«, sagte ich. Damit hatte ich beinahe unbewußt die Entscheidung darüber getroffen, daß ich ihr von dem Vorfall in Davos erzählen würde, allerdings in der offiziellen Version. »Übrigens war ich gerade beim Chef. Er lief beinahe über vor Liebenswürdigkeit.«
    Nun lächelte sie wieder.
    »Er hat mir, ehe ich nach Stuttgart fuhr, einen Vortrag über Sie gehalten.« Ihre Augen blitzten schelmisch, wie ich es bisher an ihr weder gesehen noch vermutet hatte. »Nach seiner Darstellung sind Sie ein Juwel.«
    Ich nickte betrübt.
    »Nach seiner Darstellung. Diese Einschränkung war sehr richtig. Wir sollten am... in etwa acht Tagen abreisen.«
    »Ja. Ich habe schon ihr Zimmer im Hotel >Alte Post< in der Friedrichstraße bestellt. Es sind nur fünf Minuten zu unserem Büro.«
    »Fein. Und Ihr Zimmer?«
    Wieder dieses hinreißend schelmische Lächeln.
    »Sie haben Zimmer Nr. 17 und ich Nr. 19. Wegen des gemeinsamen Bades werden wir uns doch wohl kaum streiten.«
    »Nein, bestimmt nicht.«
    »Unser Büro liegt in der Kronenstraße, ganz nahe beim Friedrichsplatz und direkt am Hauptbahnhof. Wir verfügen über drei Räume. Ihr Büro ist klein, aber der Chef hat mit der Einrichtung nicht gespart.«
    »Ich habe ein eigenes Büro? Ganz für mich allein?«
    »Natürlich. Als Chef!«
    »Und Sie... Sie sitzen gleich nebenan?«
    »Ja.«
    »Gut, dann können wir ja die Tür offenlassen. Damit ich mir nicht so verloren vorkomme. Übrigens könnten wir uns heute abend treffen, um die Arbeitsanweisung des Alten gemeinsam durchzuarbeiten.«
    »Ja, gern. Wann und wo?«
    Ohne mit der Wimper zu zucken sagte ich:
    »Bei mir. Wir können zusammen zu Abend essen.«
    Sie zögerte eine Sekunde, dann sagte sie:
    »Ich... ich muß leider zuerst noch einmal nach Hause. Aber ist es Ihnen um neun Uhr recht?«
    »So spät? Dann muß ich ja allein essen.«
    »Ich kann leider nicht früher.«
    »Also abgemacht, um neun Uhr bei mir.«
    Anschließend ging ich in den Kassenraum. Ein noch ziemlich junger Kollege hatte mich an der Kasse vertreten.
    »Na, Herr Kuhnert«, sagte ich. »Hat alles geklappt?«
    Welch herrliches Gefühl zu wissen, daß die Kasse stimmte!
    »Ja, Herr Roeder. Alles in Ordnung. Darf ich übergeben?«
    »Sie dürfen. Werden Sie den Posten ab nächster Woche einnehmen?«
    »Ja«, sagte er und wurde rot vor Stolz. »Ja, Herr Holsten hat mich zum Kassier ernannt.«
    »Meinen herzlichen Glückwunsch«, sagte ich.
    Wir rechneten ab, verbrachten aber den ganzen Tag gemeinsam im Kassenraum. Ich zeigte meinem jungen Nachfolger noch dies und jenes, worauf der Chef besonderen Wert legte, und als es Abend wurde, bummelte ich zufrieden nach Hause.
    Ich kam an einem Blumengeschäft vorbei. Sollte ich für Karin...?
    Die Verkäuferin schaute mich erwartungsvoll an.
    »Was darf’s denn sein?«
    »Blumen«, sagte ich albern. »Nicht zu prunkvoll, aber auch nicht zu popelig. Für eine gute Freundin.«
    Ich kaufte Fresien und trug sie vorsichtig nach Hause.
    Auch mein Abendbrot hatte ich mir besorgt, aber ich aß in der Küche, ohne den Tisch lange zu decken. Dabei träumte ich von einem behaglichen Eßzimmer, einem weiß gedeckten Tisch, nettem Porzellan, gemütlichem Licht, und selbstverständlich würde ich zu Karin sagen: »Ausgezeichnet schmeckt das heute wieder...«
    Hübsches Porzellan! Das Inserat wegen meiner Wohnung hatte ich heute telefonisch aufgegeben. Wieviel konnte ich Mietvorauszahlung verlangen? Wieviel überhaupt Miete? Auch das mußte ich heute abend mit Karin besprechen.
    Sie kam pünktlich um einundzwanzig Uhr. Ich sah sofort, daß sie sich umgezogen hatte. Auch beim Friseur war sie gewesen.
    Ich fuhr ihr mit der Hand leicht, ganz leicht über’s Haar.
    »Hübsch«, sagte ich und runzelte dabei die Stirn. »Und deshalb mußte ich allein mein Essen hinunterwürgen?«
    Sie wurde ein bißchen rot und schüttelte den Kopf.
    »Nein, nicht nur deshalb. Mein Vater ist zu Besuch hier. Ich mußte ihm schonend beibringen, daß ich heute abend keine Zeit für ihn habe.«
    Wir setzten uns ins Wohnzimmer, nachdem wir Kaffee gekocht hatten, und dann beschäftigten wir uns über eine Stunde lang ernst und sachlich mit der Arbeitsanweisung des Chefs. Dabei fanden wir zwei Punkte, über die wir noch mit ihm sprechen wollten, und schließlich klappten wir den Ordner zu.
    »Ich werde meine Wohnung möbliert vermieten«, sagte ich.

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