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Mord in h-moll

Mord in h-moll

Titel: Mord in h-moll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Hildas Tod aufkommen zu lassen.
    Ich berichtete von meiner Fahrt nach Davos, einer reinen Urlaubs- und Erholungsfahrt, von meiner Bekanntschaft mit Carl Weynert und —
    Hier unterbrach er mich.
    »Sie haben demnach diesen Herrn Weynert, den Verunglückten, erst in Davos kennengelernt?«
    »Ja, natürlich.«
    »Er hatte Sie aber... er stand in sehr enger Beziehung zu Ihrer Frau.«
    »Davon wußte ich doch nichts.« Das war eigentlich der einzige wahre Satz in dieser ganzen Geschichte. »Ich hatte keine Ahnung, daß mich Hilda... daß ich nicht...«
    »Schon gut«, unterbrach er mich, und ich änderte meine Ansicht über ihn. Er schien doch persönlicher Gefühle fähig zu sein. Jedenfalls glaubte ich in seinen Augen offene Sympathie zu lesen. »Sie wußten also nichts von diesem Verhältnis. Aber wie erklären Sie es sich, daß dieser Carl Weynert genau den gleichen Zug benutzte wie Sie? Daß auch er in Bregenz umgestiegen ist?«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Wenn ich das erklären könnte, säße ich sicherlich nicht hier, Herr Doktor.«
    »Kann sein. Aber die Kripo hat Beweise, oder glaubt sie zu haben, daß Sie Herrn Weynert nachgefahren sind.«
    Ja, das wußte ich bereits. Und es war mir unmöglich, diese Ansicht zu widerlegen. Mit einem einzigen Satz hätte ich es gekonnt. Ich hätte nur zu sagen brauchen, daß es umgekehrt gewesen war, daß ich ihm nachfuhr. Damit würden sie mich erst recht für seinen Mörder halten, und obendrein würden sie entdecken, daß ich Hilda auch umgebracht hatte.
    »Ich kann beschwören«, sagte ich, »daß ich Weynert nicht nachgefahren bin.«
    Das wäre ja nicht einmal ein Meineid gewesen.
    Der Anwalt lächelte fast ein wenig mitleidig, aber selbst von diesem Lächeln strömte auf mich etwas wie Beruhigung über.
    »Das werden Ihnen die Geschworenen nicht abnehmen. Sie sollten offen mit mir sprechen, Herr Roeder. Warum sind sie ihm nachgefahren?«
    Ich tat resigniert.
    »Himmel, wenn Sie mir nicht glauben, Herr Doktor, dann hat alles keinen Sinn, dann verschwenden Sie hier nur Ihre Zeit.«
    »Na, na«, machte er. »Werden Sie nur nicht gleich so hitzig. Ich glaube Ihnen ja, aber ich muß doch einen Weg finden, daß Ihnen die Geschworenen glauben. Hier muß ich Sie darauf aufmerksam machen, daß es zwei Möglichkeiten gibt. Entweder die Anklage bleibt wie sie ist, lautet also auf Mord, dann können wir im günstigsten Fall mit einem Totschlag im Affekt rechnen. Oder gelingt es mir, die Anklage von vornherein abzuändern, so daß sie auf Totschlag lautet, dann könnte das Strafmaß durch mildernde Umstände vielleicht nochmals reduziert werden. Dazu müßten Sie...«
    Ich unterbrach ihn erregt.
    »Aber Herr Doktor! Sie sprechen ganz selbstverständlich von Strafe. Ich bin doch völlig unschuldig! Ich habe Carl Weynert weder mit Vorbedacht ermordet, noch im Affekt getötet.« In Gedanken fügte ich hinzu, daß ich ihn aus reiner Notwehr zur Tür hinausstieß.
    Er schaute mich ernst an.
    »Ich fürchte, Sie sind sich noch nicht ganz klar darüber, was Ihnen bevorsteht. Das Gericht wird den Indizien mehr glauben, als Ihren Aussagen. Das ist nun einmal so, daran können wir nichts ändern, und damit müssen wir uns abfinden. Es geht doch jetzt nur noch darum, ein für Sie günstiges Urteil herauszuschlagen. Wollen Sie das mir überlassen?«
    »Ja, natürlich.«
    Er zog ein Formular aus seiner Aktentasche, schob es mir hin und gab mir seine Füllfeder.
    »Unterschreiben Sie mir bitte diese Vollmacht.«
    Ich unterschrieb und fragte:
    »Bedeutet das, daß Sie mir helfen werden?«
    »Soweit ich kann, ja. Bis jetzt allerdings sehe ich nur einen Weg: wenn wir alles abstreiten, werden wir überhaupt nichts erreichen. Wir müßten...«
    »Aber ich bin ihm doch wirklich nicht nachgefahren!«
    »Weder das eine noch das andere dürfte sich beweisen lassen. Was allerdings die Geschworenen glauben werden...« Er zuckte mit den Schultern und fuhr fort: »Da ist aber noch eine andere Sache, die mir viel schwerwiegender zu sein scheint: die Pistole. Sie haben angegeben, daß sie Ihnen nicht gehört?«
    »Ja, das habe ich. Und sie gehört auch nicht mir.«
    In langen schlaflosen Nächten hatte ich über dieses Problem nachgegrübelt. Und jetzt hatte ich das deutliche Gefühl, ich müsse diesem Anwalt eine Erklärung geben, eine wirklich plausible Erklärung über diese Pistole, sonst würde auch er mir nicht mehr glauben. Ich erzählte ihm also, was ich für diesen Fall ausgedacht hatte:
    »Das war

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