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Mord in h-moll

Mord in h-moll

Titel: Mord in h-moll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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ich ihm nicht nachgefahren bin.«
    »Genau das. Er ist Ihnen nachgefahren und wollte Sie erpressen.«
    »Schön. Bleiben wir mal dabei. Aber dann müßte ich ja... dann müßte ich...«
    »Ganz richtig«, unterbrach er mich ernst. »Dann müßten Sie endlich die Wahrheit sagen. Er hat versucht, Sie zu erpressen. Er hat Ihnen von den Briefen Ihrer Frau und den verfänglichen Fotos erzählt, und er wollte Geld dafür. — Wußten Sie übrigens, daß Weynert in dieser Richtung schon einschlägig vorbestraft war?«
    Erstaunt schüttelte ich den Kopf.
    »Nein, davon hatte ich bis jetzt keine Ahnung.«
    »Als ich das in den Akten fand, war mir klar, was in Wirklichkeit geschehen sein mußte. Aber nun müssen Sie mir endlich helfen und die Wahrheit sagen. Er hat versucht, Sie zu erpressen?«
    »Ja«, sagte ich mit einem tiefen Aufatmen. Es war mir, als würde ein Schutzengel, ein teuflischer Schutzengel seine Hand über mich halten. Da hatte nun dieser Anwalt einen Ausweg entdeckt, der nicht nur hervorragend ausgedacht war, sondern an den er selbst glaubte. Erleichtert fuhr ich nun fort: »Ja, er meldete sich bei mir. Zuerst telefonisch, dann kam er zu mir auf mein Hotelzimmer. Er war schon angetrunken, als er kam. Ich merkte das sofort. Vielleicht hatte er sich Mut machen wollen. Jedenfalls entdeckte ich darin meine Chance. Er hatte nämlich behauptet, die Briefe und Fotos bei sich zu haben. Ich dachte, wenn ich ihn total besoffen machen konnte, würde ich vielleicht diese Briefe und Fotos in die Hand bekommen. Wir tranken also, während wir um den Preis verhandelten. Er wollte dreitausend Mark haben, ich erklärte mich bereit, ihm tausend dafür zu geben. Wir redeten hin und her, ich war immer darauf bedacht, daß er ordentlich trank. Aber er vertrug entsetzlich viel. Und dann bekam er plötzlich Hunger, wollte etwas essen. Um ihn bei Laune zu halten, wollte ich was bestellen, aber die Klingel war kaputt. Da ging ich hinunter. Und als ich zurückkam, war es geschehen.«
    Ich sah, wie der Anwalt aufatmete.
    »Na also«, sagte er. »Das ist doch jetzt eine runde, handfeste Sache. Es wird dem Richter schwerfallen, Ihnen etwas anderes nachzuweisen. Aber... wie ist das nun mit dieser vertrackten Pistole?«
    »Sehr einfach«, erklärte ich. Meine Rede floß nun glatt dahin, es war mir, als hätte ich plötzlich selbst die Wahrheit entdeckt.
    »Das war ganz einfach: als ich sah, daß er hinausgestürzt war, dachte ich natürlich sofort an die Briefe und die Fotos. Die durfte doch kein Dritter in die Hände bekommen. Ich schlich also hinunter, durchsuchte den Mann und fand zwar keine Briefe und keine Fotos, aber die Pistole. Und da sagte ich mir, daß es ungünstig für mich aussehen konnte, wenn ein Mann aus meiner Balkontüre stürzte, der eine Pistole in seiner Tasche trug. Das würde die Polizei sofort veranlassen, viel gründlicher nachzuforschen.«
    Er hatte sich, während ich sprach, unentwegt Notizen gemacht. Dann blickte er auf und schaute mich an.
    »Na also«, sagte er zufrieden. »Das hätten wir jetzt. Warum haben Sie mir nicht gleich die Wahrheit erzählt?«
    »Hätten Sie mir denn geglaubt, Herr Doktor? Hätten Sie mir geglaubt, wenn Sie nicht zufällig selbst entdeckt hätten, daß Weynert schon vorbestraft gewesen war?«
    Er reichte mir lachend die Hand.
    »Kopf hoch, Herr Roeder. Es müßte schon mit dem Teufel zugehen, wenn man Ihnen aus dieser Sache noch einen Strick drehen könnte. Übrigens werde ich natürlich sofort diesen neuen Sachverhalt dem Gericht einreichen, mit dem entsprechenden Kommentar.«
    »Und wenn mich die Kripo nochmals verhört, soll ich dann ebenfalls zugeben, von Weynert erpreßt worden zu sein? Und weshalb ich die Pistole an mich genommen habe?«
    »Selbstverständlich. Aber ich glaube, daß die Kripo Sie in Ruhe läßt, der Staatsanwalt arbeitet schon an der Anklageschrift.«
    »Herr Doktor... wie beurteilen Sie meine Chancen? Aber ehrlich.«
    »Nicht schlecht. Wenn Sie mir nichts mehr verheimlicht haben, was zu einer sehr unangenehmen Überraschung führen könnte, dann kann ich kaum an eine Verurteilung glauben. Das müßte dann schon, wie ich sagte, mit dem Teufel zugehen, und dann legen wir Revision ein.«
    Nun, der Teufel schien ja auf meiner Seite zu sein. Ich schüttelte die Hand meines Verteidigers ohne die geringsten Gewissensbisse. Mochte es ihn glücklich machen, daß er nun an seine eigene Theorie glaubte, mochte ihm dieser Glaube die richtigen Worte vor Richter und

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