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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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einer Tretmühle und einem Wasserrad«, teilte er mir stolz mit. »So ein System wie unseres gibt es sonst nirgendwo nördlich von Gallien …«
    »Im Haus?«
    Er deutete in die Richtung, aus der ich gekommen war. »Wir mussten den Brunnen dort bauen, wo das Wasser ist.«
    »Oh, ich hab Ihr Brunnenhaus gesehen.« Das lag hinter mir im Sturm, und ich verlor das Interesse. »Und in welcher Richtung liegt die Schenke?«, wollte ich wissen.
    »Direkt nebenan«, erwiderte der Badehauspächter, als sei er erstaunt, dass ich das nicht wusste. »Das ›Cäsars‹. Genau wie wir.« Tja, das ersparte es den Betrunkenen, sich zwei Namen merken zu müssen.
    Ich verließ »Cäsars Thermen« und lief die paar Schritte durch eine große, sich ausbreitende Pfütze zu »Cäsars« Schenke. Als ich eintrat, fand ich niemand anderen als meinen lieben Kumpel Lucius Petronius vor, der verdrießlich in einen Weinbecher stierte.
     
    Er erhob sich halb, sah mich besorgt an. Sofort kam mein ganzer Schmerz über Chloris wieder hoch. »Alles in Ordnung mit dir, Falco?«
    »Nein.«
    Er rief nach einem weiteren Becher Wein und drückte mich auf eine Bank. »Trauere. Mach es jetzt.« Er meinte, während ich hier bei ihm war, nicht bei Helena. Schlimm genug, dass sie meinen Kummer gesehen hatte, rot bis an die Ellbogen vom Blut und den Gedärmen einer ehemaligen Geliebten. Ich schaute auf meine Kleidung hinab. Wenigstens hatte der Regen einiges davon abgewaschen. Was Trauer anbelangt, die kommt, wann sie kommen will.
    Petronius hatte die Ellbogen auf den Tisch gestützt, seine Stiefel zum Trocknen ausgezogen und die großen Füße in ein Handtuch gewickelt. Er wirkte niedergedrückt und schien sich doch seltsam wohl zu fühlen. Er hatte seine Beute in dem strömenden Regen verloren und aufgegeben. Dagegen konnte ich nichts einwenden, denn ich hatte dasselbe getan.
    »Du hast ihn natürlich gefunden?«, forderte ich ihn heraus, schüttelte Wasser aus meinem Haar.
    »Das kommt noch«, krächzte Petro: Er war besessen.
    Ich trank, wischte mir dann den Mund ab. »Er sah ein bisschen anders aus! Das war ein Schock. Ich hatten ihn als schlappen Fettkloß in Erinnerung, mit Nietnägeln und strähnigem Haar, der davon träumte, seinen eigenen Rennstall zu eröffnen – was er nie getan hätte.«
    »Die Macht hat ihn auf Vordermann gebracht«, grummelte Petro. »Jetzt hat er es mit schmissigen Klamotten.«
    »Diese dämliche parthische Lederhose!«
    Petronius gestattete sich ein schiefes Lächeln. Wenn überhaupt, hatte er einen noch konservativeren Geschmack als ich. »Die Beinlinge hatten einen ordinären Stil. Würden gut an einem stinkigen Maultiertreiber aus Bruttien aussehen.«
    »Genau wie ein Ziegenglöckchen um seinen Hals … Mir ist aufgefallen, dass sein Rittering drei Mal so groß ist wie meiner.« Ich spreizte meine Hand und schaute auf das schmale Goldband, das zeigte, dass ich in den mittleren Rang hinaufgehievt worden war. Florius hatte ein klotziges Ding getragen, das ein ganzes Fingerglied bedeckte.
    »Der Unterschied ist«, sagte Petro, »dass du freiwillig nicht mal einen tragen würdest. Helena hat deinen gekauft. Sie will der Welt zeigen, dass du ein Anrecht auf die Ehre hast, und du machst aus schlechtem Gewissen mit.«
    »Schlechtes Gewissen?«
    »Ein vergammelter Typ zu sein, wo sie etwas Besseres verdient hat. Aber Florius …« Petro hielt inne, machte sich nicht die Mühe, seine volle Verachtung auszudrücken. Ich hatte einst gesehen, wie Petronius den Ring von Florius’ Gangsterschwiegervater genommen und mit dem Stiefelabsatz platt getreten hatte.
    Verdrießlich schenkte er mehr Wein ein.
    »Ist Florius der Bordellzuhälter?«, fragte ich plötzlich.
    Petro lehnte sich zurück. Ich sah, dass ihm die Behauptung nicht neu war. »Du meinst, ›der Sammler‹? Ja, das ist er. Die alte Bande hatte in Rom immer Huren laufen, vergiss das nicht. Sie besaß Bordelle zu ihrem eigenen Vergnügen und wegen der Verbrechen, die da drin begangen werden. Nicht nur Maniküren, die den ganzen Tag mit ihren Freundinnen quatschen, und Wahrsagerinnen, die Krebs nicht von Steinbock unterscheiden können. Ich meine Diebstahl. Zuhälterei. Illegales Glücksspiel. Auftragsmord. All das zusätzlich zu der üblichen Verworfenheit.«
    »Und Florius sammelt neue Talente selbst ein?«
    »Dann nimmt er sie sich als Erster vor«, bestätigte Petronius. Wir hatten beide aufgehört zu trinken. »Jedes Füllen in Florius’ Stall ist von ihm persönlich

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