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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Regen – ich wünschte, Zeus würde mit einem Haufen Zaster zum Fenster reinhüpfen! Von mir aus könnte er schlafen, mit wem er will.« Der Wirt schaute mich verdattert an. »Sie haben Ihre Weinschenke nach einem Mythos benannt«, wies ich ihn hin.
    »Die hieß schon so, als ich sie übernahm«, knurrte er.
    Als wir zur Tür gingen, tauchten Menschen aus einem dunklen Gang auf, der nach oben zu führen schien. Einer davon war ein Mann, der sich sofort an mir vorbei nach draußen drängte und dabei seine Gürtelschnalle auf eine Art schloss, die nur zu erkennbar war. Er musste es verzweifelt nötig gehabt haben; seine Gefährtin war die Schankkellnerin. Sie war genauso hässlich, wie ich sie in Erinnerung hatte. Das plumpe kleine Ungeheuer ließ ein paar Münzen in die Kleingeldschale klimpern, und der Wirt schaute kaum auf.
    Gästen zu Willen zu sein konnte zu ihren Pflichten als Kellnerin gehören, aber für gewöhnlich sehen die Mädchen besser aus. Nicht gut, aber besser. Manchmal sehr viel besser.
    Sie hatte mich erkannt. »Meine Freundin wollte den Tatort sehen«, erklärte ich ihr entschuldigend.
    »Demnächst nehmen wir Eintritt«, fauchte die Kellnerin. Zum Wirt gewandt, fügte sie unwirsch hinzu: »Er war heute Morgen mit den großen Tieren hier. Hat er noch mehr Fragen gestellt?« Sie hätte ihn nicht zu warnen brauchen; er wusste selbst, wie man sich zugeknöpft gibt. Sie wirbelte wieder zu mir herum. »Wir haben Ihnen gesagt, was wir wissen, nämlich nichts. Kommen Sie nicht wieder her – und schicken Sie auch nicht Ihre Kumpel.«
    »Welche Kumpel? Ich habe niemanden geschickt.«
    Sowohl die Kellnerin als auch der Wirt waren jetzt ein bisschen zu aufsässig. Wir verstanden den Wink und gingen.
    »War das Zeitverschwendung, Marcus?«, fragte Helena zurückhaltend.
    »Ich weiß nicht.«
    Vermutlich.
    »Und was machen wir jetzt?«
    »Benutzen einen alten Trick.«
    »Welchen denn?«, wollte Helena wissen.
    »Wenn man in der ersten Weinschenke nichts erfährt, versucht man es in der nächsten.«

X
     
     
     
    Eine weitere Schenke zu finden war schwierig. Aus Rücksicht auf meine Begleiterin versuchte ich es weiter hügelaufwärts, in Richtung der angeblich besseren Teile der Stadt. Vergeblich. »Besser« war sowieso danebengegriffen.
    Wir waren gezwungen, wieder hinunter zum Fluss zu gehen, kamen einmal sogar an einem mit Holzplanken belegten Kai heraus. Auf dem Wasser rührte sich nichts, obwohl wir uns direkt an der Fährenanlegestelle befanden, wo es allerdings sehr einsam zu sein schien. Hastig zogen wir uns zurück. Am Eingang zur nächsten Straße stießen wir auf eine Reihe von Läden. In den meisten wurden anscheinend entweder Töpferwaren oder Olivenöl verkauft, das Öl in großen, bauchigen spanischen Amphoren, die Helena und ich gut von unserer Reise nach Baetica kannten. Wein schien es im öffentlichen Verkauf seltener zu geben, aber das hier war ein Beweis dafür, dass jeder in Londinium Zugang zu dem guten goldenen Öl aus Corduba und Hispalis hatte. Wenn alle es hatten, wurde das Zeug offenbar zu einem annehmbaren Preis verkauft. Dann entdeckten wir von einer Straßenecke aus einen kleinen, bräunlich verfärbten Lorbeerbaum; die Hälfte der Blätter war von Ungeziefer gefressen worden und der Hauptstamm war gebrochen, aber das Bäumchen schien denselben Werbezweck zu haben wie das Grünzeug vor jedem südländischen Speiselokal.
    Als wir näher kamen, trat ein Kellner oder der Wirt aus der Tür und sprach mit einer in Lumpen gekleideten Gestalt, die sich im Eingang zu schaffen machte. Er war nicht unfreundlich, aber das Lumpenbündel trollte sich davon. Ich nahm es als gutes Zeichen, dass er Penner abwies. Wir gingen hinein. Wärme von Menschen und Lampen schlug uns entgegen. Das Lokal war viel größer und besser beleuchtet als das erste. An eine Wand hatte man mit Kreide eine Weinliste geschrieben, allerdings kannte ich keinen davon. Der Mann, der uns bediente, nahm keinen Bezug auf die Liste, bot nur Roten und Weißen an und als dritte Möglichkeit Bier. Helena, immer noch in der von ihr gewählten Rolle, meinte, es würde Spaß machen, einmal britannisches Bier zu probieren. Petro und ich hatten das in unserer Jugend getan; ich bat um Roten. Außerdem um einen Krug Wasser. Da ich vom Nachmittag noch immer Kopfweh hatte, blieb ich lieber vorsichtig. Der Kellner enthielt sich jeder höhnischen Bemerkung. Römische Angewohnheiten waren ihm eindeutig nicht neu.
    Diesmal saßen wir ruhig

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