Mord in Londinium
Brennmaterial gefallen war.
Ich wandte mich an einen der Zuschauer. »Ist jemand da drinnen?«
»Nein, da ist alles leer«, erwiderte er gleichgültig. Er machte auf dem Absatz kehrt und ging, schloss sich einem Kumpanen keine zehn Schritte von mir entfernt an. Sie schauten zurück zur Bäckerei, dann klopfte der eine dem anderen auf die Schulter, und beide verschwanden grinsend. Ich hatte sie wiedererkannt: die beiden schweren Jungs, die die Kellner in unserer zweiten Weinschenke erzürnt hatten. Jetzt war nicht der Augenblick, sie zu verfolgen. Aber ich würde sie nicht vergessen.
Als hätten die Leute darauf gewartet, dass die beiden verschwanden, setzten sie sich jetzt in Bewegung, um das Feuer zu löschen. Das war gar nicht so einfach. Ich half dabei, ein paar Eimer Wasser in die Flammen zu schütten. Jemand musste sie von einem Brunnen geholt haben – ein weiteres umgemodeltes Weinfass? Während wir arbeiteten, löste sich eine der Falttüren von ihren Scharnieren und krachte in einem Funkenregen zu Boden. Das hätte nicht passieren dürfen; die Tür musste beschädigt worden sein. Absichtlich? Sie landete direkt vor einer Gruppe in Panik geratener Hunde, die alle mit einzelnen Leinen an eine Säule festgebunden waren. Sie bellten wie verrückt, wollten vor dem Feuer fliehen. Die Tür brannte weiter, daher war es unmöglich, sich den Hunden zu nähern. Ich versuchte es, aber sie waren zu verängstigt und knurrten zu bösartig.
Das Fell eines der zappelnden Hunde hatte Feuer gefangen. Das brachte ihn dazu, heftiger mit dem Kopf zu rucken, um sich zu befreien. Die anderen gerieten noch stärker in Panik, als er auf sie draufkletterte.
»Marcus, tu doch was!«
»Zum Hades – was denn?«
Jemand rannte an mir vorbei, riss meinen Dolch aus der Scheide an meiner Hüfte. Ich brüllte. Die schmale Gestalt schoss zwischen die Hunde, ohne auf deren gefletschte Zähne zu achten, und hieb auf eine Hauptleine ein, mit der die Tiere an die Säule gebunden waren. Sofort waren sie frei. Ihr Retter klammerte sich weiter an den Zentralknoten und wurde über den rauen Boden geschleift. Die bellenden Hunde rannten auf zwei Seiten um eine weitere Säule, verhedderten sich furchtbar, und dann näherte sich ihnen ein Mann, den ich als den dreckigen Hundeverkäufer erkannte. Er packte die Leinen und übernahm. Ich kann nicht sagen, dass seine Anwesenheit die Tiere beruhigte, aber er war stark genug, sie zu halten, während er sich hinunterbeugte, um sie auf Verwundungen zu untersuchen. Ihr Bellen ging in Winseln über.
Helena war zu dem Retter gegangen; ein weiteres vertrautes Gesicht: die Mitleid erregende Streunerin. Der Hundemann zeigte ihr keine Dankbarkeit. Er trat und prügelte seine Hunde zum Gehorsam und sah dabei aus, als würde er das Mädchen gleich ebenfalls treten und verprügeln. Unter ihren Lumpen war sie stark zerschrammt worden und weinte. Der Hundemann, der die öffentliche Aufmerksamkeit scheute, verschwand rasch in der Dunkelheit, murmelte etwas vor sich hin und stemmte sich gegen die ihn voranzerrende Hundemeute.
Ich sammelte meinen Dolch dort auf, wo er während der wilden Jagd hingefallen war, und kam zurück, um beim Löschen des Feuers zu helfen. Dabei stellte ich fest, dass wir professionelle Hilfe bekommen hatten: Einige Soldaten waren eingetroffen.
»Die Bäckerei ist nicht mehr zu retten, kümmert euch nur darum, die Häuser zu beiden Seiten zu schützen!« Sie gingen energisch vor, schienen sich über das Flammenmeer nicht zu wundern. Na ja, Brände sind in Dörfern und Städten keine Seltenheit. Mir war bereits aufgefallen, dass Öl leicht zu bekommen war. Lampen und Öfen sind immer eine Gefahrenquelle.
»Wie gut, dass Sie gekommen sind«, beglückwünschte ich den kommandierenden Offizier.
»Ja, nicht wahr?«, gab er zurück. Da bekam ich das Gefühl, dass ihre Ankunft kein Zufall war.
Silvanus führte diesen Trupp nicht an, kurierte vermutlich immer noch seinen Kater nach unserem Saufgelage aus, und außerdem war das hier die Nachtpatrouille. Sie befanden sich in ihrem regulären Revier und rechneten eindeutig mit Ärger. Die Trupps hatten den Befehl, diese Straßen in regelmäßigen Abständen zu kontrollieren. Geschäfte konnten jederzeit angegriffen werden. Der Öffentlichkeit zu helfen war zur Routine geworden.
War es ebenfalls Routine, dabeizustehen und ein brennendes Gebäude in Rauch aufgehen zu lassen, während die umliegenden demonstrativ geschützt wurden? Bewegte sich das
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