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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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seufzte. »Helena wird sie umwandeln, meinst du?«
    »Glaubst du nicht?«
    »Sie wird es mit aller Kraft versuchen … Helena macht sich so was zur Aufgabe. Sie hat mich umgewandelt.«
    Darauf schenkte mir Aelia Camilla ein Lächeln von enormer Liebenswürdigkeit, das zu meiner Überraschung echt zu sein schien. »Blödsinn! Marcus Didius Falco, sie hat nie geglaubt, dass an dir irgendwas war, das sie ändern musste.«
    Das wurde mir alles zu viel. Ich ging ebenfalls ins Bett.

XIII
     
     
     
    Am nächsten Tag wurde »Helenas wildes Mädchen« rasch zur Attraktion für die Kinder des Hauses. Meine waren zu jung, um viel Interesse zu zeigen, obwohl Julia anscheinend auf das Mädchen zugetappt war, um sie anzustarren. Darin war sie gut. Manchmal kam sie zu mir gewatschelt und starrte mich an, mit einem Ausdruck der Verwunderung, den ich lieber nicht deuten wollte.
    Maias Bande und die kleinen Lieblinge des Prokurators waren diejenigen, die Albia adoptierten. Ihr Interesse war fast wissenschaftlich, besonders bei den Mädchen, die ernsthaft darüber diskutierten, was für dieses Wesen das Beste sei.
    Kleidung wurde gefunden. »Dieses Kleid ist blau, was eine hübsche Farbe ist, und das Kleid sieht nicht zu teuer aus«, erklärte mir Maias Cloelia ernst. »Denn falls sie zu ihrem alten Leben zurückrennt, wird sie nicht die falsche Art Aufmerksamkeit erwecken.«
    »Sie isst sehr schnell«, staunte der kleine Ancus. Er war etwa sechs, selbst ein mäkeliger kleiner Junge, der beim Essen immer in Schwierigkeiten geriet. »Wenn wir ihr was zu essen bringen, verschlingt sie es sofort, auch wenn sie gerade was gegessen hat.«
    »Sie hat viel hungern müssen, Ancus«, erklärte ich. »Sie hatte nie die Möglichkeit, ihre Essschüssel wegzuschieben und zu jammern, dass sie keinen Spinat mag. Sie muss essen, was sie kriegen kann, falls es nie wieder etwas gibt.«
    »Wir geben ihr keinen Spinat!«, erwiderte Ancus rasch.
    Flavia, die Älteste des Prokurators, sprach mit dem Mädchen. »Scheint sie dich überhaupt zu verstehen, Flavia?«, fragte ich.
    »Noch nicht. Wir werden weiter mit ihr Latein sprechen, und wir glauben, dass sie es lernen wird.« Ich hatte gehört, wie die Kinder Haushaltsgegenstände benannten, während sie Albia mit sich herumschleppten. Ich hatte sogar gehört, wie die eloquente Flavia mich beschrieb: »Der Mann dort ist Marcus Didius, der unsere Cousine geheiratet hat. Er kann sehr abrupt sein, aber das liegt daran, dass er plebejischer Herkunft ist. Darum fühlt er sich in prunkvoller Umgebung unwohl. Er ist intelligenter, als er wirkt, und er macht Witze, die man erst eine halbe Stunde später kapiert. Seine Arbeit wird von allerhöchster Stelle geschätzt, und man glaubt, dass er noch unerforschte Qualitäten besitzt.«
    Ich erkannte diese Kreatur nicht. Der Kerl klang grausig. Wo im Olymp hatte Flavia das her?
    Es ließ sich schwer sagen, was die Streunerin daraus machte. Sie war in dieser enormen Residenz gelandet, mit Wandfresken, schimmernden Böden und hohen Kassettendecken, voller Menschen, die sich nie anbrüllten, regelmäßig aßen, in Betten schliefen – jede Nacht in demselben. Es war möglich, dass ihre ursprüngliche Herkunft sie zu manchen dieser Dinge berechtigte, aber sie wusste nichts davon. Besser, man erwähnte es nicht. Inzwischen musste sich das Mädchen fragen, genau wie wir anderen, wie lange ihr Aufenthalt in dieser Residenz dauern würde.
    Die Sklaven waren natürlich voller Verachtung. Ein Straßenfindling war sogar von noch niedrigerem Rang als sie selbst. Sie hatten in der Familie ihrer Besitzer wenigstens einen Bezugspunkt. Sie wurden gut ernährt, gekleidet, untergebracht und in den Haushalten von Frontinus und Hilaris freundlich behandelt; sollten sie je freigelassen werden, wären sie gesetzlich der Familie ihrer Besitzer angeschlossen, und das zu ziemlich gleichartigen Bedingungen. Albia besaß keinen dieser Vorteile, und doch war sie niemandes Besitz. Sie verkörperte im schlimmsten Maße das Sprichwort, dass die frei geborenen Armen viel schlechter leben als die Sklaven in wohlhabenden Häusern. Das kann niemanden getröstet haben. Wenn die Kinder diese Kreatur nicht so unter ihre Fittiche genommen hätten, dann hätten die Sklaven ihr das Leben schwer gemacht.
    Die im Haushalt vorhandenen Salben heilten ihre Kratzer nicht. Maias Kinder besprachen leise, ob es moralisch vertretbar sei, sich in Petros Zimmer zu schleichen und sich etwas aus seinem Medizinkasten zu

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