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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Sache als eine Pflicht, zum Wohle des Imperiums und als einen Gefallen für die Familie. Das sind die allerschlimmsten Bedingungen. Man wird nicht bezahlt. Und man hat überhaupt keine Rechte.
    Ich berichtete, was ich wusste und was ich bereits unternommen hatte. »Um es zusammenzufassen, am wahrscheinlichsten ist es so gelaufen: Verovolcus kam nach Londinium, hatte vielleicht vor, sich hier zu verstecken. Er geriet zufällig in eine üble Gegend und musste einen tragischen Preis dafür zahlen.«
    Der König dachte einen Moment darüber nach. »Die Erklärung würde ausreichen.«
    Ich hatte wütende Forderungen nach Vergeltung erwartet. Stattdessen hätte Togidubnus’ Antwort direkt aus einem der verschlagen glattzüngigen Büros auf dem Palatin stammen können. Er versuchte sich in Schadensbegrenzung.
    »Für den Tagesanzeiger würde es ausreichen!«, sagte ich barsch. Die offizielle Forumspublikation Roms liebt Skandale in den unteren Spalten, die der üblichen Liste der Senatserlasse und dem Spielekalender folgen, aber die Acta Diurna wird von offiziellen Schreibern verfasst. Der Anzeiger stellt selten unbehagliche Wahrheiten in der Politik bloß. Seine wildesten Enthüllungen drehen sich um schwülstige Unzüchtigkeiten in der Aristokratie – und dann auch nur, wenn bekannt ist, dass die Betroffenen vor Klagen zurückschrecken.
    Eine buschige graue Augenbraue hob sich. »Aber Sie haben Zweifel, Falco?«
    »Ich würde der Sache gerne weiter auf den Grund gehen …«
    »Bevor Sie sich damit zufrieden geben? Das ist gut.«
    »Sagen wir mal, wir wollen nur ungern, dass noch mehr Leute wie Verovolcus in Brunnen gestopft werden.«
    »Und wir wollen Gerechtigkeit!«, beharrte der König. Allerdings hätte »Gerechtigkeit« Verovolcus in das hiesige Amphitheater gebracht, als Mittagessen für die hungrigen wilden Bestien.
    »Wir wollen die Wahrheit«, sagte ich fromm.
    »Meine Gefolgsmänner führen weitere Ermittlungen durch.«
    Der König funkelte mich trotzig an, aber ich antwortete nur: »Je mehr dieses Viertel aufgerüttelt wird, desto mehr zeigen wir, dass wir Gewalt nicht hinnehmen.«
    »Was wissen Sie über das Viertel, Falco?«
    »Es ist eine düstere Gegend hinter den Entlade- und Lagerkais. Voll mit kleinen Betrieben, hauptsächlich von Einwanderern geführt, zum Wohle der Matrosen mit Landgang und durchreisenden Import/Export-Kaufleuten. Es hat alle Nachteile solcher Hafenviertel.«
    »Eine farbenfrohe Enklave?«
    »Wenn das einen Sammelpunkt für Gauner und Diebe bezeichnet, ja.«
    Der König schwieg eine Weile. »Frontinus und Hilaris haben mir erzählt, dass das, was mit Verovolcus passiert ist, vermutlich von ihm selbst provoziert wurde, Falco. Sie behaupten, die Täter hätten ihn sonst nur beraubt.«
    »Sein Torques fehlt«, stimmte ich zu, mit hörbarer Vorsicht in der Stimme.
    »Versuchen Sie, den Torques zu finden, Falco.«
    »Sie wollen ihn wiederhaben?«
    »Er war ein Geschenk von mir.« Der Gesichtsausdruck des Königs zeigte Nostalgie und Bedauern über den Verlust seines alten Freundes. »Werden Sie ihn wiedererkennen?«
    »Ich erinnere mich daran.« Das Schmuckstück war ungewöhnlich: dicke Fäden gedrehten Goldes, fast wie gestrickte Wollstränge, und schwere Endstücke.
    »Tun Sie Ihr Bestes. Ich weiß, dass die Mörder verschwunden sein werden.«
    »Sie tun recht daran, auf der Hut zu sein, aber es ist nicht vollkommen hoffnungslos, Majestät. Eines Tages werden sie möglicherweise bloßgestellt, vielleicht sogar, wenn sie für ein anderes Verbrechen verhaftet werden. Oder ein Kleinkrimineller verpfeift sie, weil er auf eine Belohnung hofft.«
    »Man sagte mir, es sei eine üble Gegend, doch Morde kämen selten vor.«
    Ich spürte, dass der König auf etwas hinauswollte. »Frontinus und Hilaris kennen die Stadt«, bemerkte ich.
    »Und ich kennen Verovolcus«, sagte der König.
    Ein Sklave trat ein, brachte uns Erfrischungen. Die Unterbrechung war ärgerlich, obwohl zumindest ich noch kein Frühstück gehabt hatte. Togidubnus und ich warteten schweigend. Vielleicht wussten wir beide, dass Flavius Hilaris den Sklaven geschickt haben konnte, um unsere Unterredung für ihn zu beobachten.
    Der König wollte, dass wir weiterhin ungestört blieben, und schickte den Sklaven weg. Der Junge sah nervös aus, aber er ließ das Tablett auf einem behauenen Granitbeistelltisch stehen.
    Nachdem er den Raum verlassen hatte, säbelte ich mir ein paar Scheiben kaltes Fleisch ab und reichte uns beiden je ein

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