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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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damit, mir die Nebendarsteller vorknöpfen zu können: die Kellner und den Barbier plus aller sonstigen Beteiligten, die die Armee zusammentreiben würde. Soldaten sollten die Angestellten aus der Schenke holen, in der Verovolcus gestorben war. Man hatte auch Chloris benachrichtigt, um ihre Aussage vor dem Statthalter zu machen.
    Ich folgte dem Verhaftungstrupp zurück zur Residenz. Die Geldeintreiber wurden in separate Zellen gesperrt. Keinem wurde der Grund für die Verhaftung genannt. Wir ließen sie alleine schmoren. Sie würden morgen verhört werden. Keiner der beiden wusste, dass der andere in Haft war – obwohl sie es sich denken konnten –, und außer denjenigen, die die Verhaftung beobachtet hatten, wurde von unserer Seite niemand darüber informiert, dass wir Pyro und Spleiß in Gewahrsam genommen hatten. Die Kellner und der Barbier wurden noch am selben Abend zu ersten Verhören gebracht. Alle weigerten sich, uns irgendwas zu erzählen. Der Barbier mochte sogar unschuldig sein.
    Es musste sich wie der Blitz bis zu den Bandenführern herumgesprochen haben. Der Anwalt der Geldeintreiber kam schon am frühen Nachmittag, nur ein paar Stunden nach den Verhaftungen, um den Statthalter zu belästigen. Wir kannten den Anwalt bereits: Es war Popillius.
    Frontinus hatte Hilaris für diese Konfrontation bei sich; ich sorgte dafür, dass auch ich anwesend war. Ich fand, Popillius war zu schnell erschienen und übertrieb die Sache. Frontinus muss dasselbe gedacht haben und sprach ihn darauf an: »Zwei ganz gewöhnliche Verbrecher, nicht wahr? Warum wollen Sie zu denen?«
    »Mir wurde gesagt, sie würden in Isolationshaft gehalten, Herr. Ich muss mich mit meinen Klienten besprechen.«
    Als ich Julius Frontinus kennen gelernt hatte, war er mir wie ein freundlicher Zausel vorgekommen, der ein Interesse an geheimnisvollen Zweigen des öffentlichen Ingenieurwesens hatte. Nachdem ihm das Kommando über eine Provinz und deren Armee gegeben worden war, hatte er sich rasch in diese Rolle eingefunden. »Ihre Klienten sind gut untergebracht und werden zu essen und zu trinken bekommen. Sie werden auf den normalen Verhörvorgang warten müssen.«
    »Darf ich erfahren, was man ihnen zur Last legt?«
    Der Statthalter zuckte die Schultern. »Steht noch nicht fest. Hängt davon ab, was sie selbst vorzubringen haben.«
    »Warum hat man sie in Haft genommen, Herr?«
    »Ein Zeuge hat sie am Ort eines Gewaltverbrechens gesehen.«
    »Welcher Zeuge, bitte?«
    »Das werde ich Ihnen zu gegebener Zeit mitteilen.«
    »Wirft der Zeuge meinen Klienten vor, dieses Verbrechen begangen zu haben?«
    »Ich fürchte, ja.«
    »Trotzdem ist es nicht in Ordnung, sie über Nacht festzuhalten, und sie müssen die Gelegenheit haben, ihre Verteidigung vorzubereiten. Ich bin hier, um die Kaution zu stellen, Herr.« Frontinus betrachtete den Anwalt nachsichtig. »Junger Mann …« Zwischen ihnen bestand der Unterschied eines Jahrzehnts – ein Jahrzehnt an Jahren und ein Jahrhundert an Autorität. Julius Frontinus war ganz der tüchtige General und Imperienbauer, was bedeutete, dass er als hochrangiger Magistrat genauso beeindruckend war. »Bevor ich keine Vernehmung durchgeführt und den Fall eingeschätzt habe, kann ich kaum Kautionsbedingungen festlegen.«
    »Und wann gedenken Sie, diese Vernehmung durchzuführen?« Popillius versuchte es mit einem forschen Ton.
    »Sobald die Angelegenheiten dieser Provinz es erlauben«, versicherte ihm Frontinus ruhig. »Wir befinden uns unter den Barbaren. Meine Priorität liegt darin, Roms Grenzen zu sichern und für den Aufbau einer vernünftigen Infrastruktur zu sorgen. Jeder Zivilist, der uns dabei behindert, muss warten, bis er an der Reihe ist.«
    Popillius wusste, dass er an Boden verloren hatte, doch er hatte sich sein bestes Argument bis zum Schluss aufgehoben: »Meine Klienten sind freie römische Bürger.«
    »Eine Frage der Sicherheit!«, schnarrte Frontinus. Ich hatte ihn noch nie zu voller Form auflaufen sehen. Er schien es zu genießen. »Machen Sie sich nicht lächerlich. Diese Männer bleiben in Gewahrsam.«
    »Statthalter, sie haben das Recht, beim Kaiser Einspruch einzulegen.«
    »Stimmt.« Frontinus gab nicht nach. »Wenn sie dieses Recht geltend machen, werden sie nach Rom gebracht. Aber erst, nachdem ich sie verhört habe – und wenn sich dabei die Verdachtsgründe erhärten, werden sie in Ketten transportiert.« Als Popillius gegangen war, brach Hilaris das Schweigen. Nachdenklich meinte er: »Er

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