Mord in Londinium
ist in diesen Dingen unerfahren – aber er wird rasch lernen.«
»Gehen wir davon aus, dass er hinter all dem steckt?«, fragte Frontinus.
»Nein, ihm scheint die Tiefe zu fehlen, die Sache allein durchzuziehen.«
»Es gibt zwei Hauptanführer, die als Partner fungieren«, warf ich ein. »Wobei sich Popillius zu sehr entblößt hat, um einer davon zu sein.«
Hilaris lächelte. »Daraus schließe ich, dass du dich über die Anführer mit Lucius Petronius ausgetauscht hast?« Also war Petros Tarnung aufgeflogen.
»Er ist genau der Mann, den man für so etwas braucht«, sagte ich loyal. Keiner der beiden hohen Beamten schien verärgert. Sie begriffen beide, dass er für uns ein Gewinn war. Der kleinliche Hickhack darüber, ob die Vigiles das Recht hatten, ihn hierher zu schicken, würde später folgen, wenn überhaupt. Wenn er einen bedeutsamen Beitrag zu der Sache leistete, würde es keinen Verweis geben. Erzielten wir allerdings keine Fortschritte, würde natürlich Petros heimliche Einmischung daran schuld sein.
Frontinus schaute mich an. »Finden Sie heraus, wer Popillius beauftragt hat, wenn Sie können.«
Ich eilte los, um mich an die Fersen des Anwalts zu heften.
In einigem Abstand folgte ich Popillius den ganzen Weg zurück bis zu seinem gemieteten Haus in der Nähe des Forums. Mir war eingefallen, dass seine Kumpel vielleicht vor der Residenz auf ihn warteten, aber niemand sprach ihn an. Er ging mit stetem Schritt direkt nach Hause. Ich schlenderte zwei Mal um den Block, ließ ihm Zeit, sich zu entspannen, dann ging ich hinein.
Er saß allein im Innenhof an demselben Tisch wie gestern Morgen und schrieb eifrig in einer Schriftrolle. »Falco!«
Ich hievte eine Bank zu ihm hinüber, obwohl er mich nicht gebeten hatte, Platz zu nehmen. »Wir müssen miteinander reden«, sagte ich in kollegialem Ton, als wären wir beide Anwälte, die eine Übereinkunft aushandelten. Popillius stützte das Kinn in die Hand und hörte zu. Er war kein junger Dummkopf. Ich musste erst noch rauskriegen, ob Hilaris mit seiner Vermutung, dass es Popillius an Präsenz mangelte, richtig lag. Sich wie ein Leichtgewicht darzustellen war vielleicht Tarnung; er konnte durch und durch korrupt sein.
Ich schaute ihn an. »Sie haben sich da auf etwas Neues eingelassen. Habe ich Recht?« Keine Regung. »Sind gleich ganz tief eingestiegen. Aber wissen Sie, welcher Sumpf das ist?« Popillius tat milde überrascht. »Nur zwei Klienten, die ohne Anklage in Haft gehalten werden.«
»Schockierend«, antwortete ich. Dann wurde ich schärfer. »Eine Routinesituation. Ungewöhnlich daran ist die Geschwindigkeit, mit der Sie auftauchten und losgekreischt haben. Zwei Ganoven sind festgenommen worden. Mehr nicht. Jeder würde denken, es handle sich um einen großen politischen Schauprozess, in den berühmte Männer mit wichtigen Karrieren und vollen Geldkoffern verwickelt sind.« Popillius öffnete den Mund, um etwas zu sagen. »Kommen Sie mir nicht mit dem Gefasel darüber«, würgte ich ihn ab, »dass alle freien Römer das Recht auf die beste Verteidigung haben, die sie sich leisten können. Ihre Klienten sind zwei professionelle Geldeintreiber, die die Gesellschaft aussaugen und auf der Lohnliste einer organisierten Verbrecherbande stehen.« Der Gesichtsausdruck des Anwalts änderte sich nicht. Er hatte jedoch die Hand vom Kinn genommen.
»Ich übertreibe nicht, Popillius. Wenn Sie sich ein erschütterndes Bild von der Arbeit dieser Kerle machen wollen, es gibt da eine zusammengeschlagene Leiche am Fährenanleger. Gehen Sie hin und schauen Sie sich die an. Finden Sie heraus, von welcher Art Leuten Sie beauftragt wurden.« Ich behielt einen gemäßigten Ton bei. »Eines würde ich gerne wissen: Als Sie Spleiß und Pyro als Klienten annahmen, wussten Sie da, womit die sich beschäftigen?«
Popillius schaute auf seine Dokumente. Pyro und Spleiß mussten formelle Namen besitzen, die er benützen würde.
»Sind Sie ein Lohnschreiber, der Vollzeit für Gangster arbeitet?«, wollte ich wissen.
»Das ist eine miese Frage, Falco.«
»Sie befinden sich in einer miesen Situation. Nehmen wir mal an, Sie sind tatsächlich nach Britannien gekommen, um harmloses, gewerbliches Fallrecht zu praktizieren«, setzte ich ihm zu. »Heute hat jemand Sie beauftragt, und Sie haben das Honorar angenommen. Ein einfacher Fall von Befreiung aus der Haft. Gerechtigkeit für die frei Geborenen. Juristisch einwandfrei; die Moral der Inhaftierten spielt dabei keine
Weitere Kostenlose Bücher