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Mord in Mesopotamien

Mord in Mesopotamien

Titel: Mord in Mesopotamien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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später, kam der zweite Brief.»
     
    Ich habe nichts vergessen, ich schmiede meine Pläne. Du musst sterben. Warum hast du nicht gehorcht?
     
    «Weiß Ihr Mann davon?» fragte ich.
    «Ich sagte es ihm», antwortete sie langsam, «aber erst, als der zweite Brief kam. Er hielt das Ganze für einen üblen Scherz oder für einen Erpressungsversuch.» Sie machte eine kleine Pause. «Ein paar Tage nachdem ich den zweiten Brief erhalten hatte, wären wir beinahe durch Gas vergiftet worden. Jemand muss in der Nacht in unsere Wohnung eingedrungen sein und den Gashahn aufgedreht haben. Zum Glück wachte ich auf und roch das Gas. Danach verlor ich die Nerven. Ich erzählte Eric, dass ich seit Jahren verfolgt werde, und sagte ihm, dass dieser Wahnsinnige, wer immer es sei, mich tatsächlich umbringen wolle. Damals glaubte ich zum ersten Mal, dass es wirklich Frederick sein könnte. Hinter seiner Liebe und Freundlichkeit verbarg sich stets etwas Skrupelloses.
    Eric war anscheinend weniger beunruhigt als ich. Er wollte zur Polizei gehen; doch davon wollte ich nichts wissen. Schließlich kamen wir überein, dass ich ihn hierher begleiten würde und dass es besser sei, wenn ich auch im Sommer nicht nach Amerika zurückginge, sondern in London und Paris bliebe.
    Wir führten unseren Plan aus, und alles ging gut. Ich war sicher, dass ich nun Ruhe haben würde. Schließlich hatten wir ja die halbe Welt zwischen uns und meinen Feind gebracht.
    Und da – vor ungefähr drei Wochen – erhielt ich diesen Brief mit einer irakischen Briefmarke.» Sie gab mir den dritten Brief.
     
    Du dachtest, du könntest mir entkommen. Du hast dich geirrt. Du wirst nicht am Leben bleiben, nachdem du mir untreu gewo r den bist. Das habe ich dir immer gesagt. Bald bist du tot!
     
    «Und vor einer Woche… das da! Der Brief lag hier auf dem Tisch, er ist nicht einmal mit der Post gekommen.»
    Ich nahm den Briefbogen, auf dem nur drei Worte standen:
     
    Ich bin angekommen!
     
    Sie starrte mich an. «Sehen Sie das? Verstehen Sie? Er wird mich umbringen. Es kann Frederick sein… oder der kleine William… aber er wird mich umbringen!» Ihre Stimme zitterte. Ich ergriff ihre Hand.
    «Aber, aber, Mrs Leidner», redete ich ihr zu, «lassen Sie sich nicht unterkriegen. Wir passen ja auf. Haben Sie nicht etwas Brom?»
    Sie wies auf den Waschtisch, und ich gab ihr eine gute Dosis. «Es geht schon besser», sagte ich, als etwas Farbe in ihre Wangen zurückkehrte.
    «Ja, danke. Verstehen Sie jetzt, warum ich in einem solchen Zustand bin? Als ich den Mann in mein Fenster schauen sah, dachte ich: Er ist gekommen… Sogar als Sie ankamen, war ich zunächst misstrauisch. Ich dachte, Sie könnten ein verkleideter Mann sein…»
    «Was für eine Idee!»
    «Ich weiß, es klingt absurd, aber Sie hätten ja in seinem Auftrag kommen können… wären gar keine Krankenschwester.»
    «Das ist doch Unsinn!»
    «Ja, aber ich bin eben nicht mehr bei Sinnen.»
    Plötzlich kam mir ein Gedanke, und ich fragte: «Würden Sie Ihren Mann wiedererkennen?»
    «Ich weiß nicht einmal das», antwortete sie zögernd. «Es sind ja fünfzehn Jahre her. Ich würde sein Gesicht vielleicht nicht erkennen.» Sie zitterte. «Ich sah es einmal nachts, aber es war ein totes Gesicht. Es wurde an mein Fenster geklopft, und dann sah ich sein Gesicht, ein totes Gesicht; grauenvoll, gespenstisch grinste es durch die Scheibe. Ich schrie und schrie… und dann sagten die andern, es sei nichts gewesen.»
    Ich erinnerte mich an Mrs Mercados Erzählung und fragte vorsichtig. «Könnten Sie nicht geträumt haben?»
    «Bestimmt nicht!»
    Ich war nicht so sicher. Es handelte sich wahrscheinlich um einen typischen Alptraum – sehr verständlich unter diesen Umständen –, den sie als Wirklichkeit aufgefasst hatte. Aber ich widerspreche Patienten prinzipiell nicht. Ich beruhigte sie, so gut ich konnte, indem ich vor allem darauf hinwies, dass man es bestimmt erfahren hätte, wenn in der Gegend ein Fremder aufgetaucht wäre, und ich glaube, sie war etwas gefasster, als ich sie verließ, um Dr. Leidner von unserer Unterhaltung zu berichten.
    «Ich bin froh, dass sie es Ihnen gesagt hat», erklärte er. «Sie können sich vorstellen, wie mich all das beunruhigt hat. Ich bin überzeugt, dass sie sich das Klopfen an ihr Fenster und das Gesicht an der Scheibe nur einbildet. Ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte. Was halten Sie von der ganzen Sache?»
    Ich wunderte mich zwar etwas über seinen sachlichen Ton,

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